Langerfeld Villa Handicap: Ein Refugium für besondere Menschen

Wuppertal · Aus den Bedürfnissen einzelner Elternpaare eine gemeinsame Idee. Dieser Einfall ist heute ein Lebensraum für junge behinderte Menschen, in dem sie selbstbestimmt ihren Alltag gestalten: die Villa Handicap in Langerfeld. Die Rundschau-Redaktion hat die besondere Wohngemeinschaft zum zehnjährigen Bestehen besucht.

Die Bewohner und Bewohnerinnen der „Villa Handicap“ auf ihrer Terrasse.

Foto: Villa Handicap

Das quadratische Gebäude an der Bornscheuerstraße 32 macht von außen einen etwas tristen Eindruck. Doch sobald man die Türschwelle übertritt, spürt man die behagliche Atmosphäre, die hier herrscht. Große Fenster, bunte Farben und Motivtapeten an den Wänden, eine voll ausgestattete Küche mit vielen Sitzmöglichkeiten und großem Tisch, ein gemütliches Wohnzimmer und ein großer Garten sowie Balkon, die von allen Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinsam genutzt werden, sorgen für einen enormen Wohlfühl-Faktor.

Fünf junge Frauen und fünf junge Männer mit unterschiedlicher geistiger und/oder körperlicher Behinderung haben hier ein Zuhause gefunden. „Es ist so viel mehr als das“, sagt Manuela Morawietz, die erste Vorsitzende des Vereins „Villa Handicap“, der 2012 von zehn Eltern von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen ins Leben gerufen wurde und der ein solches Wohnkonzept ermöglichte. „Ziel unserer Elterninitiative war es, für unsere Kinder einen Lebensraum zu schaffen, in dem sie selbstbestimmt leben können.“

Und dass das gelungen ist, sehen wir bei unserem Besuch. Neben den Gemeinschaftsräumen bewohnt jeder der jungen Menschen ein eigenes, individuell gestaltetes Zimmer. Während in einem Raum die Farben Gelb und Schwarz dominieren und der Bewohner damit und mit Fan-Artikeln seine Liebe zum Dortmunder Fußballverein BVB ausdrückt, schmücken das nächste Zimmer eine verspielte Vogel-Tapete und Dinge aus der Harry-Potter-Welt.

„Das war uns damals sehr wichtig, dass jedes unserer Kinder in eigener Privatsphäre leben kann. Trotz des Unterstützungsbedarfs, den alle von ihnen haben, wollten wir es ihnen ermöglichen, ohne uns Eltern zu leben. In vielen Einrichtungen sieht es recht klinisch aus, das ist doch kein schöner Wohnort“, fügt Morawietz hinzu.

Die Rundschau-Redaktion lässt sich durch das Haus führen. Auf unserem Rundgang treffen wir auf Pflegepersonal. „Täglich kommt ein Pflegedienst, und wir haben hier Heilerziehungspfleger, Intensivpfleger sowie Pflegeassistenten. Alle notwendigen medizinischen Geräte haben wir im Haus. Jedes Zimmer kann im Notfall zu einem Intensivzimmer werden“, sagt die Vereinsmitgründerin.

Zur weiteren Entwicklung und zum Fortbestand der Wohngemeinschaft benötigt der Verein Spenden. „Ohne die finanzielle Hilfe vieler Akteure hätten wir unser Projekt nicht verwirklichen können. Die Firma Küpper, der das Gebäude gehört, hat uns sehr unterstützt. Hinter uns stehen einige Förderer und der LVR, aber dennoch benötigen wir weiterhin finanzielle Mittel“, erklärt Morawietz. Zum Beispiel für den Ausbau von Wegen für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer.

Im Grunde kann sich jeder junge Mensch mit einer Behinderung bei der „Villa Handicap“ für ein Zimmer bewerben. „Da wir nur zehn Plätze haben und die meisten hier langjährig oder – man muss es leider so sagen – bis zu ihrem jungen Lebensende bleiben, ist nicht oft etwas frei“, so Manuela Morawietz, deren Sohn in der „Villa Handicap“ lebte und im vergangenen Jahr verstarb.