Gedenken auf dem Friedhof Norrenberg Vom Gebot der Menschlichkeit

Wuppertal · 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird am Donnerstag (8. Mai 2025) ab 17 Uhr auf dem Friedhof Norrenberg (Theodor-Fontane-Straße 52) an die Bombenopfer und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erinnert. Für den Kirchenkreis spricht Superintendentin Ilka Federschmidt bei der Mahn- und Gedenkveranstaltung.

Jedes Jahr am 8. Mai gibt es die Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof.

Foto: KK/Archiv

Rund 20.000 Menschen mussten in Wuppertal unter der NS-Herrschaft Zwangsarbeit leisten. Mindestens 1.000 von ihnen starben in dieser Zeit. Insgesamt kamen in Wuppertal über 6.000 Menschen während des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe ums Leben. An sie wird bereits seit 40 Jahren am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes, auf einem der größten Friedhöfe Wuppertals, dem Friedhof Norrenberg im Stadtteil Heckinghausen, mit einer Mahn- und Gedenkveranstaltung gedacht.

Unter dem Titel „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ hält Superintendentin Ilka Federschmidt die Gedenkrede zu 80 Jahren Kriegsende (zum PDF: hier klicken). Sie erinnert daran, dass der Krieg mit einem absoluten Vernichtungswillen und der wahnhaften Ideologie vom Herrenmenschen einherging, der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu „Wegwerfmenschen“ gemacht habe. Im Erwachen nach dem Grauen der von den Nazis entfesselten Gewalt habe man 1945 ein „Nie wieder!“ gelobt.

„Wir ringen um Antworten“

Das deutliche Wort des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ stelle uns heute wieder vor große Herausforderungen. Denn er finde ja statt: In der Ukraine, in Gaza im Nahen Osten und Jemen, in der Cybersabotage und externer Manipulation in sozialen Medien. „Wir ringen um Antworten – auch unter Friedensbewegten“, sagt Federschmidt.

Neben der pazifistischen Ablehnung aller militärischen Gewalt stehe eine Bejahung von militärischer Verteidigung, die aber auf Deeskalation angelegt sei und immer wieder auf Verhandlungen zum Frieden ziele, so die leitende Pfarrerin des evangelischen Kírchenkreises. Es gebe unterschiedliche Einschätzungen, entscheidend sei aber, ob sie unter dem Vorzeichen stünden, dass Krieg nach Gottes Willen und nach dem Gebot der Menschlichkeit nicht sein solle.

Die Menschlichkeit hochhalten

„Eine Gesellschaft wird anders, wird stärker mit diesen Fragen umgehen, wenn sie die Menschlichkeit in ihrem Inneren hochhält und stark macht, Menschen ernst nimmt und alles tut, dass keine Menschen als Wegwerfmenschen angesehen werden, Geflüchtete nicht, hier Verwurzelte nicht.“

In ihrer Rede erinnert die Theologin an die Bergpredigt Jesu Christi, die auf eine Deeskalation unter Feinden zielt. Die Aggression, skrupellose Machtinteressen und tief sitzender Hass seien ernst zu nehmen. „Aber wir dürfen dabei nie den Mitteln der Gewalt und ihrer Logik verfallen“, mahnt sie. Die Bemühungen um Versöhnung und Verständigung nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa seien ein Aufbruch, der bis heute Mut mache.