Heckinghausen Mohren? Möhren? Am Gaskessel? Willi Spicher?

Wuppertal · Die Bezirksvertretung Heckinghausen entscheidet in ihrer Sitzung am Dienstag (18. August 2020), ob die Mohrenstraße unbenannt wird. Es gibt Alternativvorschläge.

 Zwei Punkte, die viel ändern: Unbekannte haben an dem Straßenschild bereits selbst Hand angelegt und aus der Mohrenstraße die Möhrenstraße gemacht.

Zwei Punkte, die viel ändern: Unbekannte haben an dem Straßenschild bereits selbst Hand angelegt und aus der Mohrenstraße die Möhrenstraße gemacht.

Foto: Wuppertaler Rundschau/flo

Einen Antrag hatten CDU, Bündnis 90/Die Grünen und die Freien Wähler am 13. Juli gestellt. „Bundesweit sind die Mohrenstraßen in verschiedenen Städten im Zusammenhang mit der Diskussion um latenten und offenen Rassismus in Deutschland thematisiert worden. So auch die in Wuppertal-Heckinghausen. Unbestreitbar ist die Deutung der Bezeichnung ,Mohr‘ als eine Charakterisierung einer Gruppe von Menschen anhand ihrer Hautfarbe. Dies entspricht nicht unserem Menschenbild“, so die Antragsteller. Sie sprechen sich für eine Umbenennung in „Am Gaskessel“ oder „Zum Gaskessel“ aus.

Die weitere Begründung: „Hatte die bisherige Bezeichnung, abgesehen von ihrer oben genannten Deutung, keinen Bezug zu Heckinghausen, so wird mit unserem Vorschlag das stadtbildprägende, denkmalgeschützte Monument der Industriegeschichte Wuppertals hervorgehoben. Ebenso wird die Umbenennung der überregionalen Bedeutung des in einzigartiger Weise umgebauten Gaskessels gerecht, sowie auch den stadtentwicklerischen Maßnahmen des aktuellen integrierten Stadtentwicklungskonzepts.“ Alle Anwohnerinnen und Anwohner der Mohrenstraße waren von den drei Fraktionen zu einem Meinungsaustausch in ein Restaurant eingeladen worden. „In diesem mit den zehn teilnehmenden Anwohnerinnen und Anwohnern sehr sachlich geführten Gespräch wurde das Für und Wider erörtert. Mit dabei waren vom Verein ,kiTma’ Joshua Chimauzo Ikpegbu und Muyisa Muhindo, die über die historischen Hintergründe und das heutige Empfinden betroffener Menschen berichteten“, berichtet der stellvertretende Bezirksbürgermeister Guido Mengelberg (Grüne).

Dabei wurde vereinbart, dass die Anwohnerinnen und Anwohner „von der Stadtverwaltung und den in der Sache engagierten Menschen nach Kräften bei der Umstellung der Wohnanschrift unterstützt“ werden.Außerdem soll ein begleitendes Projekt gestartet werden, das die Umbenennung und ihre Gründe sichtbar macht. Ergebnis könnte ein entsprechend gestalteter Gedenkstein sein. „Wir sind überzeugt, mit diesem unaufgeregten und gleichzeitig entschlossenen Handeln einen guten Beitrag zu der derzeit mit allem Recht geführten Diskussion geleistet zu haben“, so Bettina Lünsmann, Christoph Brüssermann und Guido Mengelberg für die antragstellenden Fraktionen.

Auch die Linken setzten sich für eine Umbenennung ein. In einem Antrag vom 17. Juli sprechen sie sich dafür auf, die Straße Willi Spicher zu widmen. „Willi Spicher war vor 1933 und nach 1945 gewählter Stadtverordneter für die KPD. Nach 1945 war er auch Landtagsabgeordneter. Er lebte lange Zeit in der Ziegelstraße im Stadtbezirk Heckinghausen. Mit seiner politischen Arbeit war er sofort im Widerstand gegen die Nazipartei und nach deren Machtübernahme von ihnen deshalb mehrfach in verschiedenen Haftlagern und gleich mit Einrichtung des KZ Kemna dorthin inhaftiert. Willi Spicher hatte hohes Ansehen in der Wuppertaler Bevölkerung“, so Bezirksvertreter Jochen Vogler (Linke).

In dem Antrag heißt es: „Zum Kriegsende sorgte Willi Spicher mit dafür, daß Heckinghausen kampflos der einrückenden US-Armee übergeben wurde. Mit einer Ehrung von Willi Spicher im öffentlichen Raum in Heckinghausen setzt die Bezirksvertretung Heckinghausen damit ein deutliches Zeichen für Antifaschismus und Antirassismus.“

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