Der neue CDU-Vorsitzende im Interview Slawig: „Sprache, die die Menschen verstehen“

Wuppertal · Mit 122:59 Stimmen gewann Johannes Slawig (68) am 10. November die Kampfabstimmung um den Wuppertaler CDU-Parteivorsitz gegen die 47-jährige Anja Vesper. Rundschau-Redakteur Stefan Seitz sprach mit dem für zwei Jahre gewählten neuen CDU-Chef.

  Ex-Kämmerer Johannes Slawig ist jetzt Wuppertals CDU-Parteivorsitzender.

Ex-Kämmerer Johannes Slawig ist jetzt Wuppertals CDU-Parteivorsitzender.

Foto: Christoph Petersen

Rundschau: Hatten Sie mit solch einem klaren Stimmenvorsprung gerechnet?

Slawig: „Ich hätte mir das Rennen enger vorgestellt. Aber jetzt sind die Verhältnisse geklärt und klar.“

Rundschau: Wohin geht sie denn jetzt, die Reise der Wuppertaler CDU?

Slawig: „Vor allem gilt es, unterschiedliche Strömungen und Personen zusammenzuführen. Die CDU hat nur dann eine Zukunft, wenn die Partei sich wieder zusammenfindet und ein klar erkennbares Profil gewinnt. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass das gelingt.“

Rundschau: Müssen Sie tiefe Gräben zuschütten?

Slawig: „Es geht um professionellen Umgang miteinander. Manche Menschen mögen sich mehr, manche weniger. Das ist immer so.“

Rundschau: Sie sprechen vom CDU-Profil. Wie muss das aussehen?

Slawig: „Ich persönlich stehe für die Schwerpunkte Wirtschafts- und Ordnungspolitik. Wir müssen unseren Stammwählern eine klare Heimat bieten, darüber hinaus aber auch die bürgerliche Mitte ganz grundsätzlich ansprechen. Außerdem gilt es, sich klar zur AfD und ähnlichen Strömungen abzugrenzen. Und wir müssen Sensibilität für die wirklichen Sorgen der Menschen entwickeln.“

Rundschau: Was meinen Sie damit?

Slawig: „Aktuell gibt es viele Menschen, die das Gefühl haben, dass Politiker sich nicht für sie interessieren, und passend dazu eine Sprache sprechen, die die Menschen nicht verstehen. Die Menschen bewegen Unsicherheit und Besorgnisse in Bezug auf die Sicherheit von Arbeitsplatz, Einkommen, Zukunft mit Aufstiegschancen oder auch die Rente. Diese Sorgen müssen wir ernst nehmen und dabei eine Sprache sprechen, die die Menschen verstehen.“

Rundschau: Wie wollen Sie denn die Menschen erreichen?

Slawig: „Mit neuen Formaten zur Information, mit Werkstätten für CDU-Mitglieder und politisch Interessierte. Beispielsweise zu Themen wie dem Zustand der Innenstädte oder des City-Einzelhandels. Außerdem wollen wir stärker in den Medien präsent sein, um unsere Positionen bekannt zu machen.“

Rundschau: In der Diskussion läuft vieles, wenn nicht alles, auf den Herbst 2025 zu, wenn Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl parallel stattfinden ...

Slawig: „Wer 2025 für uns fürs OB-Amt kandidiert, muss von der CDU sein. Das Experiment, das zu der jetzigen Situation geführt hat, ist an der Praxis gescheitert. Wuppertal braucht Aufbruch und Veränderung für eine Zukunftsperspektive. Dieser Aufbruch hat meiner Einschätzung nach nicht stattgefunden.“

Rundschau: Was muss also anders laufen?

Slawig: „Angesichts der aktuellen Situation, die zurecht eine ,Polykrise’ genannt wird, muss auch Wuppertal krisenfest sein und um Zukunftsperspektiven kämpfen. Da brauchen wir hier jemanden an der Spitze, der das kann und das entsprechende Alter hat, um sich über einen längeren Zeitraum für diese Ziele einzusetzen. Der Oberbürgermeister ist vor allem in Krisen eine Vertrauensfigur und grundsätzlich der Manager der Stadtgesellschaft. Zumal, wenn man berücksichtigt, dass der Wuppertaler Oberbürgermeister Chef von rund 5.000 Menschen ist, die in der Verwaltung arbeiten. Oder gar von etwa 11.000, wenn es um den gesamten ,Konzern Stadt’ geht.“

Rundschau: Weil es immer wieder kolportiert wird: Damit meinen Sie nicht etwa sich selbst?

Slawig: „Ich habe es schon oft und öffentlich gesagt und wiederhole mich gerne: Ich werde nicht als Wuppertaler Oberbürgermeister kandidieren.“

Rundschau: Sie sind kein Freund der BUGA. Viele in der CDU aber durchaus. Wie geht das zusammen?

Slawig: „Inhaltliche Differenzen muss eine Volkspartei aushalten. Für die BUGA gibt es durch Ratsbeschluss und gescheitertes Bürgerbegehren eine demokratische Legitimation. Aber es muss eine gute BUGA werden. Sie muss, das ist mir ganz wichtig, solide finanziert sein, denn die Kosten, die die Machbarkeitsstudie nennt, werden nicht ausreichen. Aus der Stadtgesellschaft ist zugesichert worden, große Beiträge an Spenden und Sponsoring für die BUGA zur Verfügung zu stellen. Diese Zusagen müssen eingehalten werden.“

Rundschau: Sie sind ein großer Unterstützer des Pina-Bausch-Zentrums. Auch dieses Projekt ist viele Millionen schwer.

Slawig: „Und auch das Pina-Bausch-Zentrum darf, wie die BUGA, nicht die Tragfähigkeit des Wuppertaler Haushaltes gefährden. Beides muss so finanziert werden, dass Geld für all die anderen Aufgaben, beispielsweise in den Stadtteilen oder in den Schulen, zur Verfügung steht. Darauf werden wir als CDU sehr genau achten.“

Rundschau: Was macht für Sie die CDU aus?

Slawig: „Ein christlich geprägtes Menschenbild, das Würde, Rechte und Pflichten des Einzelnen im Blick hat. Dass die freiheitlich demokratische Grundordnung, die Hausordnung unserer Gesellschaft, eingehalten wird. Das sage ich auch in Richtung von Demonstranten, die ein Kalifat fordern oder den Hamas-Terror bejubeln. Dass Bewährtes bewahrt wird. Aber eben auch, dass wir manches verändern müssen, um etwas zu bewahren. Ich stehe für pragmatische Veränderungen, für Erneuerung und Bewegung in einer wenig bewegten Kommunalpolitik.“

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