Hilgershöhe Pater Stobbe ist „ein Fels in der Brandung“

Wuppertal · Seit über 40 Jahren kümmert sich Arbeiterpriester Joachim Stobbe als Gründer der Initiative „Chance Wuppertal“ um die Sorgen und Nöte der Bewohnerinnen und Bewohner im Bezirk Hilgershöhe. Ein Engagement, das auch der Wuppertaler Lions-Club zu schätzen weiß.

 Einmal mehr gab es jetzt Geld von den Lions für die „Chance Wuppertal“: Rüdiger Neumann (rechts) und Martin Bang stellten Joachim Stobbe (Mitte) 12.000 Euro für seine Arbeit zur Verfügung.

Einmal mehr gab es jetzt Geld von den Lions für die „Chance Wuppertal“: Rüdiger Neumann (rechts) und Martin Bang stellten Joachim Stobbe (Mitte) 12.000 Euro für seine Arbeit zur Verfügung.

Foto: Manfred Bube

Vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren es bis zu 100, jetzt sind es „nur noch“ etwa 40 Kinder, die täglich zur Hausaufgabenbetreuung kommen. Im Gegenzug ist die Zahl derer, die von dem kostenlosen Angebot an Lebensmitteln Gebrauch machen, von wöchentlich 150 auf etwa 400 angewachsen: Wer neben oder parallel zur christlichen Botschaft Hilfe und Unterstützung sucht, ist im katholischen Pfarrzentrum St. Paul an der Bornscheuerstraße 30 schon seit vielen Jahren an der richtigen Adresse. Dank Arbeiterpriester Joachim Stobbe, der bereits Mitte der 70er Jahre den Grundstein für ein ganz praktisches mitmenschliches Engagement legte. „Der Tradition der Franziskaner verpflichtet, mit den Schwächsten zu leben und zu arbeiten, entschied ich mich 1975, nach Wuppertal zu gehen. Wo ich bei Kugelfischer einen Job und in der Siedlung Hilgershöhe ein adäquates Umfeld sowie in der Gemeinde St. Paul eine theologische Heimat fand“, blickt Stobbe zurück.

In Zeiten, wo auf der Hilgershöhe überwiegend kinderreiche Familien in Notunterkünften und nicht gerade ansehnlichen Bauten lebten, liegen ihm besonders die Kinder und ihre Zukunft am Herzen. Stobbe gründet 1976 die Initiative „Chance Wuppertal“: Mit Freizeitangeboten und Betreuung bei den Hausaufgaben wird er zu einer festen Konstante im Quartier. Zur Freude der jeweiligen Eltern, die ihre Sprösslinge in guter Obhut wissen. Und auch, weil sie sich mit ihren eigenen Sorgen und Nöten jederzeit vertrauensvoll an den Priester wenden können. Im Lauf der Jahre wird Stobbe nicht nur zu einer festen Institution, seinem Vorbild folgend wächst auch die Schar der Ehrenamtlichen, die ihm hilfreich zur Seite stehen.

Und sie werden gebraucht. Denn auch wenn die Hilgershöhe ihr Erscheinungsbild ändert, die Notunterkünfte abgerissen und neue Häuser gebaut werden, Generationen kommen und gehen: Die Zahl derer, die kultur- und religionsübergreifend sich von Priester Stobbe und seinem Team bei der Bewältigung des Alltages helfen lassen (müssen), bleibt groß.

Um der „Chance Wuppertal“, die sich längst als feste Größe in Sachen Nachbarschaftshilfe im Quartier etabliert hat, eine sicher Zukunft geben zu können, stellt Stobbe 2011 die Initiative unter die Trägerschaft der Franziskaner-Bewegung „Vision:teilen“, die lokal wie weltweit aktiv ist im Kampf gegen Not und Armut. Groß ist aber auch die Unterstützung: Geld- und Sachspenden von Unternehmen wie Privatpersonen liefern ein solides Fundament für den Aktionsradius von Stobbe und seinen Mitstreitern. Eine verlässliche Stütze ist da auch der Wuppertaler Lions-Club, der schon seit den 80er Jahren die helfende Fürsorge regelmäßig finanziell unterstützt.

„Hier wird wichtige christliche Nächstenliebe direkt an der Basis gelebt und praktiziert, somit ist es auch für uns ein Gebot, diese Arbeit zu fördern“, bringt es der Vorsitzende der Wuppertaler Lions, Martin Bang, auf den Punkt, während er gemeinsam mit Lions-Mitglied Rüdiger Neumann einen Scheck in Höhe von 12.000 Euro an den Mann Gottes und seine 35 Helfer übergibt.

Von montags bis freitags sind sie aktiv, um die Nachfrage nach den Angeboten bewältigen zu können. Und sie machen es gern. Wilhelm Funken, einer der Ehrenamtler: „Die Freude und der Elan, mit der Pater Stobbe für seine ‚Schäfchen’ da ist, steckt an. Und so wie er ein Fels in der Brandung der Nächstenliebe ist, liegt es uns am Herzen, ihn und die bedürftigen Bewohner der Hilgershöhe zu unterstützen.“

Und so soll es auch in Zukunft weitergehen. Auf die Frage, wie lange er noch seinen Wuppertalern „eine Chance“ geben möchte, lächelt Priester Stobbe milde und sagt etwas spitzbübisch: „Ich werde ja erst 85 Jahre alt ...“

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