Landgericht Prozess gegen „König vom Berliner Platz“

Wuppertal/Duisburg · Monatelang hatte die EK „Trio“ ermittelt, im September 2019 klickten dann die Handschellen. Spezialkräfte hatten einen Wuppertaler festgenommen, der als Hauptverdächtiger inmitten eines Drogenhändlerringes gilt und der nach Polizeiangaben in der Szene unter dem Spitznamen „König vom Berliner Platz“ bekannt ist. Jetzt kommt der 37-Jährige vor Gericht.

 Der Berliner Platz in Oberbarmen - hier soll der Drogenhändlerring nach Angaben der Polizei aktiv gewesen sein.

Der Berliner Platz in Oberbarmen - hier soll der Drogenhändlerring nach Angaben der Polizei aktiv gewesen sein.

Foto: Dennis Polz

„Wir hatten im Vorfeld seit Monaten ermittelt“, war nach dem gezielten Schlag gegen die organisierte Drogenkriminalität im Herbst 2019 von Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert zu hören. Man gehe davon aus, eine der großen Quellen gefunden zu haben, die den Berliner Platz mit Drogen versorgt habe. Bereits im Vorfeld hatte es aus der dortigen Drogenszene immer wieder Hinweise auf den „König vom Berliner Platz“ gegeben. Etliche Dealer waren festgenommen worden, man habe aber „den Großhändler kriegen“ wollen. Der soll nun in Person des 37-Jährigen auf der Anklagebank sitzen – verhandelt wird allerdings nicht in Wuppertal, sondern im Duisburger Landgericht. Wegen der noch laufenden Umbauarbeiten im großen Verhandlungssaal des Elberfelder Justizzentrums wurde bereits ein Prozess nach Mönchengladbach ausgelagert. Noch scheint nicht klar zu sein, wann das auf 37 Verhandlungstage anberaumte Verfahrem ans hiesige Landgericht zurückgeholt werden kann.

Der Hauptangeklagte ist mit 37 Jahren der Jüngste, der älteste Angeklagte ist 53 Jahre alt. Ihnen drohen wegen diverser Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz hohe Haftstrafen von bis zu 15 Jahren. Dem Hauptangeklagten wird vorgeworfen, ein Netzwerk aufgebaut zu haben – die darin organisierten Mittäter sollen beim Erwerb und der Weiterveräußerung von Marihuana und Haschisch geholfen haben. Die Betäubungsmittel sollen im zweistelligen Kilogrammbereich im Ausland angekauft und nicht nur in Wuppertal, sondern auch in anderen deutschen Städten weiterverkauft worden sein. Die Finanzierung der Betäubungsmittelankäufe soll über ein international agierendes Geldvermittlungssystem abgewickelt worden sein. Demzufolge soll man nach Abgabe eines Geldbetrages an einen „Prozentmann“ einen Code bekommen haben, mit dem man sich das Geld von einem anderen „Prozentmann“ an einem anderen Ort habe wieder auszahlen lassen können. Der Weiterverkauf soll teils auf Provisionsbasis erfolgt sein, wobei der „König vom Berliner Platz“ eine Mindestabnahme von einem Kilo erwartet haben soll.

Vom Sommer 2018 bis April 2019 soll der Hauptangeklagte so mehrere Lieferungen von Marihuana von jeweils 35 bis 40 Kilogramm umgesetzt haben. Einer der Mitangeklagten soll auf diesem Wege kiloweise Marihuana zum gewinnbringenden Weiterverkauf erworben haben. Zudem soll er im Frühjahr 2019 mit einem weiteren Mitangeklagten in den Niederlanden 25 Liter Amphetaminöl gekauft, nach Wuppertal gebracht und dieses zu mindestens 10 Kilogramm Amphetamin weiterverarbeitet haben. Das Marihuana sollen die Angeklagten vor allem aus Spanien bezogen haben, zu diesem Zweck soll in der Provinz Barcelona ein „Bunkerort“ eingerichtet worden sein. Dort sollen die Betäubungsmittel umverpackt, vakuumiert und für den Weitertransport vorbereitet worden sein, um sie in Mengen zwischen 80 und 100 Kilogramm - teilweise in LKW zwischen regulärer Ladung versteckt – nach Wuppertal zu bringen.

Im Zuge der Ermittlungen waren bei Wohnungsdurchsuchungen 110 Kilogramm Marihuana und Haschisch, ein sechsstelliger Bargeldbetrag, Goldmünzen und hochwertige Uhren gefunden worden. Drei der Angeklagten sollen zudem Waffen besessen haben (u. a. ein Trommelrevolver und eine Pistole). In den Drogenhandel hineingezogen worden war offenbar auch der Bruder des Hauptangeklagten – der Kioskbesitzer war mehrfach entführt worden, um den „König vom Berliner Platz“ wegen vermeintlicher Schulden aus Drogengeschäften zu erpressen. Bei der letzten Entführung soll es um ein Lösegeld von 500.000 Euro gegangen sein, der Täter wurde im August wegen erpresserischen Menschenraubes zu 10 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt.

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