Interview mit dem Unternehmer Heinz Schmersal "Wollen eine andere Politik"

Er ist eine der erfolgreichsten Wuppertaler Unternehmerpersönlichkeiten, beschäftigt weltweit mehr als 1800 Mitarbeiter — davon 800 in Wuppertal. Heinz Schmersal bekennt sich zum Standort Wuppertal, aber er mischt sich auch ein, weil er vieles für falsch und unverantwortbar hält, was in seiner Heimatstadt passiert.

Rundschau-Mitarbeiter Siegfried Jähne sprach mit Schmersal.

Herr Schmersal, was treibt Sie um, was treibt Sie an?

Die Schulden unserer Stadt haben sich in dem letzten 20 Jahren nahezu verfünffacht und liegen mit 2,1 Milliarden Euro auf Höchstniveau. Dessen ungeachtet wirtschaften die Verantwortlichen weiter munter drauf los. Nehmen Sie aktuell nur die Kommunikationspolitik für den Umbau des Döppersberg. Da wird mal eben fast eine Million aus dem Fenster geworfen. Da frage ich Sie, wofür unterhält die Stadt einen kostspieligen Stadtbetrieb Informations- und Kommunikationssysteme, wenn sie die Aufträge doch fremd vergibt? Für das Geld hätte man zum Beispiel den ganzen Carnaper Platz neu und attraktiv gestalten können. Noch schlimmer aber ist das nicht ausgereifte Konzept und die Verschleierung der Kosten am Döppersberg. Man hat sich erpressbar gemacht. Die Fachwelt glaubt längst nicht mehr an die von der Stadt genannten 140,5 Millionen Euro Gesamtkosten, die werden deutlich überschritten.

Verteuerungen sind bei großen Bauprojekten nicht unüblich, siehe Elb-Philharmonie oder Berliner Flughafen.

Richtig, aber es kann doch nicht sein, dass das alles so hingenommen wird, wenn wir Bürger hinters Licht geführt werden. Das Geld muss letztlich von allen aufgebracht werden. Es geht mir hier nicht um normale Kostensteigerung. Schon ein funktionierendes Controlling-System oder das Einholen von Sachverstand könnte hier Wunder wirken. Nehmen Sie nur die fehlenden Abstimmungen zwischen den Beteiligten, die zu Verschärfungen der angespannten Verkehrssituation führen. Oder nehmen sie, ganz anderes Beispiel, die Eisenbahnbrücke Brändströmstraße, bei der man nach Jahren Bauarbeiten feststellt, dass sie nicht tragfähig ist. Für mich ist das Geldverschwendung.

Der Kreis der Kritiker ist groß. Haben Sie auch zukunftsorientierte Verbesserungs-Vorschläge?

Davon dürfen Sie ausgehen. Ich möchte helfen, einen Politik-Wechsel in Wuppertal herbeizuführen. Deshalb stärken wir mit einer Gruppe engagierter Bürger gezielt einen geeigneten Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl im September.

Innerhalb der neuen Initiative Wuppertal 3.0 oder in einer separaten Kampagne?

In einer separaten Kampagne

Könnte der Kandidat Schmersal heißen?

Ich persönlich beschränke mich auf die Unterstützung des Kandidaten, derzeit gibt es mehrere Optionen. Namen werden wir Ende April präsentieren.

Wie soll die Politik aussehen, die Sie sich wünschen?

Ich stelle mir eine Politik vor, die den Bürgerwillen ohne Arroganz der Macht ernst nimmt. Und zwar nicht nur vor der Wahl, sondern eine, die sich über die Legislaturperiode als das versteht, was sie ist, ein Staatsdiener."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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