Barmer Verschönerungsverein Die Marpe und der Mäzenatengeist

Wuppertal · Über die neue und doch alte Diskussion rund um eine mögliche Bebauung der Marper Wiesen unterhalb des Toelleturms hat die Rundschau in der vergangenen Woche ausführlich berichtet. Mit den Debatten ist der ökologische Wert des Natur-Areals wieder in den Vordergrund gerückt. Der Barmer Verschönerungsverein (BVV) will dazu beitragen, ihn durch die Erweiterung seiner Anlagen dauerhaft zu sichern.

Diese Skizze zeigt Nachbarschaft und Nähe von Barmer Anlagen, Vorwerk-Park und Marper Wiesen.

Diese Skizze zeigt Nachbarschaft und Nähe von Barmer Anlagen, Vorwerk-Park und Marper Wiesen.

Foto: BVV

Dank der einzigartigen Topografie, in Teilen Landschafts- und Naturschutzgebiete, hat die Marpe einen hohen ökologischem Wert für Biotop-, Arten-, Klima- und (Hoch-)Wasserschutz. Der Quelle fließt das Wasser aus den Wiesen zu, soweit es nicht im Schwammgebiet vor Ort versickert. Schafe sorgen seit Jahrzehnten für den gepflegten Wiesenteppich südlich der Adolf-Vorwerk-Straße. Hier ist auch das Zuhause der Jugendhilfestelle, die in der alten Marper Hofschaft tiergestützte Aktivitäten mit Lamas und Alpakas anbietet.

Für den Erhalt des idyllischen Grünlandes setzt sich die Bürgerinitiative „Marpe für alle“ tatkräftig ein, seit das Areal 2019 im Regionalplan des Landes als Allgemeiner Siedlungsbereich ausgewiesen wurde. In Wuppertal lehnt aber bisher eine breite politische Mehrheit jede Bebauung an dieser Stelle ab. Das Nein zu einer entsprechenden Bauleitplanung haben die großen Fraktionen soeben noch einmal öffentlich bekräftigt, nachdem die IDEE-Projektentwicklungsgesellschaft von Hürsehit Kürekli mit der Vermarktung von Grundstücken aus dem Nachlass der Vorwerk-Erben startete.

Deren Vorfahre Adolf Vorwerk (1863-1925), durch seine Firma Vorwerk & Sohn reich geworden, hatte sich als Stadtplaner versucht und weite Flächen auf den Südhöhen erworben. Den Kern bildeten seine Firma auf dem Lichtenplatz und viele Villen im Umfeld des Toelleturms. Er baute die Barmer Bergbahn (1894-1959) als umweltfreundliches Verkehrsmittel, dazu das bis heute in Betrieb befindliche (heute städtische) Kraftwerk am Clef. Die Stadt Barmen schaute relativ unbeteiligt zu.

Das Baugebiet endete nördlich der Adolf-Vorwerk-Straße, sodass das Quellgebiet der Marpe (später Murmelbach) landwirtschaftlich genutzt blieb. Es war der Wunsch von Adolf Vorwerk und seinem Sohn Wilhelm (1889-1967), dass die Grünflächen bewahrt werden sollten.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Marper Wiesen enden die Barmer Anlagen. Sie sind heute mit 100 Hektar Park und Wald die zweitgrößte Parkanlage in privatem bürgerschaftlichen Besitz und gehören den Mitgliedern des Barmer Verschönerungsvereins (BVV). In der Blütezeit der Industrialisierung und als Schutz gegen den Flächenfraß (!) gründeten zwölf Männer 1864 diesen Verein, sammelten Geld, kauften Grundstücke und gestalteten die Anlagen.

„Ein großartiges Gemeinschaftswerk, das wir auch 160 Jahre später gerne fortführen“, klingt Vorsitzender Peter Prange stolz und leitet daraus eine Vision ab: „Wir begreifen im alten Mäzenatengeist die Marper Wiesen als natürliche südliche Erweiterung der Anlagen, bewahren unserer Tradition entsprechend das Areal langfristig vor der Bebauung und könnten diese grüne Lunge erhalten!“ Ein ehrgeiziges, scheinbar unerreichbares Ziel für einen Verein mit viel Parkfläche, aber wenig Geld.

Im Kopf haben Peter Prange und sein Vize André Bovenkamp eine dauerhafte Bewahrung der „grünen Lunge“ aus Barmer Anlagen, Vorwerk-Park und Marper Wiesen. Peter Prange: „Wir wollen der IDEE-Projektentwicklungsgesellschaft die Marper Wiesen abkaufen, bevor sie parzelliert werden. Das nötige Geld erhoffen wir uns von unseren Nachbarn im Toelleturm-Viertel, die auch im Sinne Adolf Vorwerks die wertvolle Natur sichern möchten. Unser Verschönerungsverein garantiert, die Marper Wiesen dauerhaft vor einer Bebauung zu schützen.“

Peter Prange und seine Wegbegleiter hoffen, große Summen einzusammeln, denn ein Millionenbetrag ist im Gespräch. Ob dieses Konzept, das einem Husarenstreich gleichkäme, aufgeht, werden die nächsten Monate zeigen. In jedem Fall bekäme der Barmer Verschönerungsverein 160 Jahre nach seiner Gründung einen neuen Impuls und würde ein aktuelles Problem dauerhaft lösen.

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