Anti-Corona-Maßnahmen Blinder Aktionismus

Betr.: Antigen-Schnelltests

Irgendwie fühle ich mich erinnert an den ersten Lockdown im Frühjahr. Erst waren die Masken sinnlos und überflüssig, zumindest solange man noch nicht genug davon hatte. Danach waren sie unverzichtbar, jetzt sollen sie sogar draußen – an der sogenannten „frischen Luft“ – getragen werden. Also Rückatmung der eigenen Virenlast, anstatt diese in die Atmosphäre loszuwerden. Man muss nicht alles verstehen.

Antigen-Tests, sogenannte Schnelltests, die innerhalb kurzer Zeit Ergebnisse bringen, durften nur von Ärzten oder ärztlichem Fachpersonal vorgenommen werden, bis – ja, bis die Profi-Fußballclubs rebellierten und nun auch Masseure oder irgendwie geschultes Personal dies dürfen. Na gut, dann dürfen sich auch die Lehrer jetzt gegenseitig testen. Wenn genügend Testkapazitäten für alle vorhanden sind, dann – aber auch erst dann – dürfen wir uns alle gegenseitig testen, weil das dann ja gut, richtig und wichtig sein wird.

Blinder Aktionismus ersetzt noch immer geistige Windstille. Die Novelle des Infektionsschutzgesetzes, schnell parlamentarisch durchgeprügelt, schreibt diese immerhin ein immer nur vier Wochen geltendes Maßnahmenpaket vor. Nächste Änderung wäre dann der 20. Dezember 2020, wenn nicht, ja wenn nicht die Ministerpräsidentenkonferenz mit Frau Merkel mal wieder Lust auf „gamen“ gehabt hätte. Schnell jeder die Playstation an und ruckzuck Maßnahmen bis 10. Januar verlängert – am 3. Dezember 2020!

Erst war der „R-Wert“ die alles entscheidende Zahl, dann wurde die (doch sehr willkürliche) Inzidenz-Zahl erfunden, jetzt sind es also die steigenden Todeszahlen. Wir finden schon was, damit der Wahnsinn weitergeht. Maßnahmen bringen nichts? Also – verschärfen! Wirklich? Dreimal abgeschnitten und immer noch zu kurz!

Selektiv anstatt Gießkanne: Die Schnelltests können Infektions-Hotspots schnell aufdecken und gezielte, lokale Gegenmaßnahmen auslösen. Man braucht nur ausreichend viele Test-Kits und einen allgemeinen Zugang hierzu. Kostet Geld? Natürlich kostet das Geld! Wenn auch Autoindustrie, TUI und Lufthansa Milliarden verschlingen, kann man ja die angeblich völlig überzogenen Gastro-Hilfen kürzen.

Die Gastro-Szene und mit ihr das ganze öffentliche Leben könnten übrigens mit den Schnelltests geöffnet und in infektionssichere(n) Bahnen gelenkt werden. Wer „negativ“ schnellgetestet ist, darf rein. Und das dann natürlich ohne umfangreiche Datenerhebung und -speicherung.

Es gibt kein Leben nach Corona, es gibt nur eines mit Corona.

Jochen Plate

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