Emmy Lischke: „Die Welle“ Wuppertaler Bilder aus dem Von der Heydt-Museum (Nr. 4)

Wuppertal · Die Malerin Emmy Lischke (1860 –1919) teilt das Schicksal vieler Künstlerinnen, die Ende des 19., zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirkten: Trotz engagierter Arbeit und vielen Ausstellungsbeteiligungen zu Lebzeiten ist ihr Werk nach dem Tod in Vergessenheit geraten und bis heute nicht in die Kunstgeschichtsschreibung integriert. Dabei lohnt es sich, die Malerin und ihre eindrücklichen Landschaften wiederzuentdecken.

 Emmy Lischke (1860–1919), „Die Welle“, ohne Jahresangabe,

Emmy Lischke (1860–1919), „Die Welle“, ohne Jahresangabe,

Foto: Von der Heydt-Museum

Emmy Lischke wurde 1860 in (Wuppertal-)Elberfeld als Tochter des damaligen Oberbürgermeisters Karl Emil Lischke geboren. Vater Lischke hatte 1854 Alwine von der Heydt (1831–1905), eine Tochter des Elberfelder Unternehmers Daniel von der Heydt, geheiratet. Die Familie siedelte nach der Amtsniederlegung des Vaters 1873 nach Bonn über. Ende der 1880er Jahre, nachdem der Vater gestorben war, zogen Mutter und Tochter nach München, wo Emmy Lischke bis zu ihrem Tod im Jahr 1919 lebte.

Ihre künstlerischen Ambitionen wurden von der Familie unterstützt und gefördert. Doch ohne Zugang zu staatlichen Akademien, der Frauen damals systematisch verwehrt wurde, blieben Lischke nur der private Kunstunterricht und das Selbststudium, das sie immer wieder in die Natur führte.

Der bekannte Münchner Maler Ludwig Willroider gab ihr Unterricht. Sie unternahm Reisen nach Italien, in die Bretagne und in die Schweiz. Zu Lischkes bevorzugten Sujets zählten die Berge und das Meer, besonders die gewaltig rollende, wildschäumende Brandung des Meeres. Diese ist auch in dem hier abgebildeten Gemälde „Die Welle“ aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums zentrales Motiv: Vor einem düsteren Gewitterhimmel baut sich die Welle mit wattiger, weißer Gischt auf und drängt unaufhaltsam auf den Betrachtenden zu. Der ist imaginär am Strand platziert.

Pastos und mit schnellen, dicken Strichen hat Lischke die Farbe aufgetragen. Die türkisgrüne Farbe im Himmel sticht leuchtend hervor. Die dynamischen Bewegungen des reißenden Wassers werden in den Wolken gespiegelt, wobei Wasser und Wolken die gesamte Bildfläche einnehmen. Faszination und Warnung schwingen gleichermaßen in diesem realistischen Natureindruck wider, der durchaus Vergleiche mit den Darstellungen Gustave Courbets zulässt.

Neben dem Werk „Die Welle“ besitzt das Von der Heydt-Museum noch zwei weitere Landschaften der Elberfelder Malerin.

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