Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Einmal Nymphe auf Seepferdchen, bitte!

Wuppertal · Sind Sie kurz vor Silvester eigentlich auch auf die folgende bemerkenswerte Nachricht aufmerksam geworden? Archäologen haben neulich in den Ruinen vom Pompeji einen durch den berühmten Vulkanausbruch 79 nach Christus verschütteten römischen Schnellimbiss ausgegraben!

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

An der Theke sind sogar noch farbenfrohe Abbilder der angebotenen Gerichte zu erkennen. Dieses Prinzip findet sich übrigens heute noch auf zahlreichen Speisekarten in Touristenorten am Mittelmeer. Das ist sehr nützlich, weil man so auch ohne nennenswerte Sprachkenntnisse mediterrane Spezialitäten wie mausetotgebratenen Burger mit weichen Pommes bestellen kann, indem man einfach auf das Bild zeigt.

Fragen wirft nur die Tatsache auf, dass der Besitzer der pompeijanischen Pommesbude neben Darstellungen von Enten und Hühnern auch eine Nymphe auf einem Seepferdchen an seinen Tresen gemalt hat. Enten und Hühner essen wir ja bis heute gerne. Da man in den zahlreichen Vertiefungen für die Auslage der römischen Speisen auch reichlich zerhackte Hühner- und Entenknöchelchen und -knörpelchen fand, liegt sogar die Vermutung nahe, dass es sich um einen unmittelbaren Vorläufer der berühmten all-you-can-eat-Büffets beim Chinesen handeln könnte. Gastronomie-Historiker suchen jetzt zum Beweis dieser These nach Spuren von Glutamat.

Das Gericht Nymphe auf Seepferdchen hat sich dagegen offensichtlich langfristig nicht durchsetzen können. Das wäre ja im Prinzip auch so, als würde man Sauerbraten vom Pferd mit Reiter anbieten. Mit frisch gefangenen, traurig aus den wässrigen Augen schauenden Nymphen auf Seepferdchen hätten vermutlich selbst Gourmets ein Problem, die sonst herzhaft in noch zuckende Austern beißen. Möglicherweise hat auch genau wegen dieser Haus-Spezialität ein unbekannter Gast die folgende, unzweifelhaft auf den Imbiss-Besitzer gemünzten Worte an den Tresen des Etablissements geschmiert: „Nicias schamloser Scheißer“.

Die Archäologen vermuten mit Blick auf diese Inschrift auch, dass es sich bei der hinter dem Tresen gefundenen männlichen Leiche um eben diesen Nicias gehandelt haben muss. Ob er im Zuge des verheerenden Vulkanausbruchs oder an verdorbenem Nymphenfleisch gestorben ist, lässt sich allerdings nicht mehr nachvollziehen.

Aus dieser Geschichte können wir Zweierlei lernen. Erstens: 79 nach Christus war für die Gastronomie in Pompeji ein noch schlechteres Jahr als 2020 für die in Wuppertal. Und zweitens: Wir können ganz schön froh sein, dass Wuppertal nicht neben einem Vulkan, sondern nur neben Düsseldorf liegt, auch wenn das schon schlimm genug ist. Stellen wir uns mal vor, es wäre anders, und Wuppertal würde heute bei einem ähnlichen Ausbruch wie dem in Pompeji komplett verschüttet.

Was würden Forscher dann denken, wenn sie Wuppertal im Jahr 4021 ausgraben? Ich sehe förmlich vor mir, wie international führende Archäologen Schäufelchen für Schäufelchen das gut erhaltene Gerüst der Schwebebahn freilegen. Ein Sensationsfund, der in der ganzen Galaxis Schlagzeilen macht. Denn den Forschern ist sofort klar, dass es sich um ein einmaliges antikes Verkehrsmittel handeln muss, das damals weltweit seinesgleichen suchte. „Eine wirklich beeindruckende Konstruktion“, sagt der Leiter der Ausgrabungen in einem ersten Interview auf Sonnensystem-TV, „aber warum hatten sie bloß keine Wagen dafür?“

Bis die Tage!

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