„Heart Failure Unit“ Neues Helios-Konzept für Menschen mit Herzschwäche

Wuppertal · Ob durch einen Infarkt, Bluthochdruck oder angeborene Faktoren ausgelöst: Herzschwäche ist eine Erkrankung, die trotz optimaler Erstversorgung meist langfristige Folgen nach sich zieht. Vor allem, wenn die notwendige Therapie zu Hause nicht eingehalten werden kann, werden viele Patienten zu Dauergästen in einer Herzklinik. Das will Helios mit der neuen „Heart Failure Unit“ vermeiden.

 Von li.: Prof. Melchior Seyfarth, Tanja Steinbrink sowie die Leitende Oberärztin Dr. Judith Wolfertz.

Von li.: Prof. Melchior Seyfarth, Tanja Steinbrink sowie die Leitende Oberärztin Dr. Judith Wolfertz.

Foto: Helios/Michael Mutzberg

„Dagegen wollen wir arbeiten, gemeinsam mit unseren Patienten. Jeder Patient soll die optimal auf ihn abgestimmte Behandlung bekommen, soll seltener ins Krankenhaus müssen. Seine Lebensqualität kann dadurch insgesamt höher sein“, umreißt Prof. Melchior Seyfarth, Direktor der Kardiologie am Helios Herzzentrum Wuppertal, die wichtigsten Ziele des neuen Konzeptes. Auf der neuen Station am Helios-Herzzentrum in Wuppertal-Elberfeld werden alle Patientinnen und Patienten behandelt, die unter den Folgen einer Herzinsuffizienz leiden. Sie werden hier diagnostiziert, vor und nach einem Eingriff überwacht und medikamentös optimal eingestellt - und dabei von Anfang an mit in die eigene Behandlung einbezogen.

Meist ist Atemnot das erste Alarmsignal, das anzeigt, dass ein Herz nicht mehr richtig pumpt. Die Sauerstoffversorgung der Organe ist dann nicht mehr ausreichend, der Patient wird schlapp, lagert Wasser ein. Im Extremfall kommt es zu einem Pumpversagen mit Schock. 99 Prozent der Patienten brauchen bei Herzinsuffizienz eine dauerhafte medikamentöse Behandlung, die das Herz entlastet und stabilisiert. Bei akuter Verschlechterung kommt man für durchschnittlich vier bis sechs Tage ins Krankenhaus, wo zum Beispiel das Wasser durch Medikamente oder Dialyse entfernt und das Herz stabilisiert wird. Die Zahl der Betroffenen steigt immer mehr an. Die Volkskrankheit Herzschwäche ist entweder eine Folge von Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, Rhythmusstörungen, einem Infarkt oder anderen akuten Erkrankungen wie zum Beispiel einer Herzmuskelentzündung – oder aber, sie ist deren Auslöser. Ein Kreislauf, dessen Ursache manchmal eine angeborene Veranlagung ist; zumeist ist die Herzinsuffizienz eine Folge unseres bewegungsarmen Lebensstils und zu reichlicher Ernährung.

„Die Heart Failure Unit, kurz HFU, ist ein erprobtes Pflege- und Behandlungskonzept, mit dem wir unsere Patienten mit Herzinsuffizienz jetzt noch umfassender begleiten können“, erklärt Bereichsleitung Tanja Steinbrink, die sich intensiv an der Umsetzung beteiligt hat und derzeit die Qualitäts-Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie begleitet. „Vier Betten stehen uns dafür zur Verfügung. Sie befinden sich mitten zwischen Intensivstation, Überwachungsstation, Katheterlabor und unserem Hybrid-OP. Ausgestattet sind sie fast wie Intensivbetten. Wir können hier sehr genau und aufwändig diagnostizieren und überwachen. Sämtliche Technik ist gebündelt, aber obendrein machen wir es unseren Patienten auch ein wenig nett“, freut sich Steinbrink. „Es fängt damit an, dass wir die Räume neu gestrichen haben, da sich in einer großen Farbstudie der Uni Wuppertal auf unseren Intensivstationen gezeigt hat, wie wichtig Farbe für die seelische Stimmung des Patienten und damit für den Behandlungserfolg ist. Sie dürfen sich jetzt Ihr ,Zimmer‘ aussuchen, je nachdem, ob Ihnen Grün- oder Orangetöne wohler tun“, erklärt die Bereichsleiterin Pflege im Herzzentrum.

Jedes Bett hat einen eigenen Fernseher und es gibt eine Abschirmung, so dass die Patienten etwas mehr Privatsphäre haben. „Viele von ihnen haben ja gerade einen Infarkt überstanden, erwarten oder erholen sich von einem großen Eingriff, zum Beispiel der Implantation eines Kunstherzens. Ihnen schaffen wir hier in dieser ersten Zeit ein angenehmeres Umfeld, als es die normale Intensivstation kann“, so Steinbrink.

Eine lückenlose Überwachung ist gerade in den ersten Tagen enorm wichtig, da sich in dieser Zeit der Zustand des Patienten manchmal schlagartig verschlechtert – daher ist eine Intensiv-Betreuung hier unumgänglich, ohne dass jedoch alle HFU-Patienten ans Bett gefesselt sind. Manche sind durchaus mobil, können hier herumgehen oder sogar auch duschen. „Und zugleich üben wir ihnen ganz nebenbei schon mal ihre zukünftigen Aufgaben ein, erinnern sie immer wieder daran, wenig zu trinken und sich selbst zu überwachen. Das ist durch den etwas höheren Personalschlüssel gut machbar und wir stehen für Fragen zur Verfügung. So klappt der Übergang nach Hause dann oft sehr gut“, erklärt Steinbrink.

Um das Verständnis des Patienten für seine Erkrankung, die ihn lebenslang begleiten wird, zu fördern, werden alle Maßnahmen ausführlich erklärt und motivierend eingeführt. Dafür haben sich das Pflegeteam, aber auch die Ärztinnen und Ärzte speziell weitergebildet. „Unsere Patienten müssen dauerhaft, also auch zuhause, ihre Medikamente nehmen und eingeschränkt trinken. Das schaffen die meisten besser, wenn sie ein Tagebuch führen und selbst die Entwicklung ihrer Werte im Blick haben. So übernehmen sie die Verantwortung für ihre Gesundheit und spüren die Wirksamkeit der Behandlung“, sagt Oberärztin Dr. Judith Wolfertz, die sich auf Herzschwäche spezialisiert hat. Doch jederzeit muss mit einer Instabilität gerechnet werden. „Das Wesen dieser Erkrankung ist eine dauerhafte Behandlung“, so Dr. Wolfertz. „Sobald zum Beispiel Atemnot einsetzt, muss das abgeklärt werden. Im Krankenhaus sorgen wir dann für eine erneute Stabilisierung.“

Zentral am Konzept der „Heart Failure Unit“ ist gerade dieses Zusammenspiel von Patient, Ärzten und Pflegenden, aber auch den (weiter-)behandelnden niedergelassenen Kardiologen, den Angehörigen und dem Umfeld. „Das hat sich bei anderen chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Krebs auch gut bewährt“, fasst Klinikdirektor Prof. Seyfarth zusammen. Wir freuen uns sehr, dieses Rundum-Konzept jetzt auch im Bergischen Land unseren Patientinnen und Patienten anbieten zu können.“

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