Corona-Pandemie Neue Infizierte: 95 Prozent sind ungeimpft

Wuppertal · Wuppertal ist trauriger Spitzenreiter – bei der Corona-Inzidenz. Am Freitag (27. August 2021) verzeichnete die Stadt mit 239 den höchsten Wert in Deutschland. Auf die Kliniken hat diese vierte Welle noch nicht durchgeschlagen, aber das Gesundheitsamt ist trotz personeller Aufstockung bei der Kontaktverfolgung schon wieder am Anschlag.

 Das mobile Impfzentrum am Döppersberg ist nur eines von vielen niederschwelligen Angeboten, mit denen die Stadtspitze die Impfquote weiter nach oben treiben will.

Das mobile Impfzentrum am Döppersberg ist nur eines von vielen niederschwelligen Angeboten, mit denen die Stadtspitze die Impfquote weiter nach oben treiben will.

Foto: Christoph Petersen

213 Neuinfektionen zählte Gesundheitsdezernent Stefan Kühn allein am Mittwoch – der zweithöchste Wert seit Beginn der Pandemie. „Die Dynamik macht uns große Sorge“, so Kühn, den diese Woche vor allem die Entwicklung an den Schulen beschäftigte: Von Montag bis Mittwoch wurde von 77 Schulen jeweils mindestens ein Corona-Fall gemeldet. Trotz massiver Aufstockung des Personals könne man das im Hinblick auf die Kontaktrückverfolgung nicht mehr alles abarbeiten.

Durch die positiven Tests an den Schulen werden aber immerhin viele Infektionsketten unterbrochen. Kühn: „Wenn wir die Gesamtbevölkerung so intensiv testen würden wie die Schüler, dann würden viele Fälle aufgedeckt, wo symptomlose Betroffene gar nicht wissen, dass sie infiziert sind“, ist Kühn überzeugt. Wo sich die vielen aktuell positiv getesteten Menschen angesteckt haben, bleibt übrigens oft unklar. „Das Infektionsgeschehen ist diffus, viele wissen nicht, wie sie sich infiziert haben könnten“, so Wuppertals Krisenstabsleiter Johannes Slawig. 00Sehr wohl nachvollziehbar ist dagegen, wer sich derzeit vorzugsweise infiziert: 95 Prozent der neuen Fälle, für die inzwischen fast komplett die Delta-Variante verantwortlich ist, betreffen in Wuppertal Ungeimpfte oder noch nicht ausreichend Geimpfte. Und: 45 Prozent der neu Infizierten sind unter 20 Jahre alt. „Deshalb noch einmal unser Appell an die Eltern: Lassen Sie Ihre Kinder und sich selbst impfen“, so Stefan Kühn.

Anders als in der dritten Welle spiegelt sich der rasante Anstieg der Neuinfektionen aber bisher noch nicht in den Krankenhäusern wider. Mitte der Woche lagen neun Patienten auf Intensivstationen in Wuppertal, acht davon mussten beatmet werden. Anfang nächster Woche wollen Johannes Slawig und Oberbürgermeister Uwe Schneidewind mit den Krankenhäusern konferieren, um die Lage neu beurteilen zu können. „Es ist ein extrem schwieriger Abwägungsprozess, zu sagen, ab wann weitere Formen von Einschränkungen nötig sind“, so Schneidewind zur Situation in Wuppertal: „Es gibt eine gewaltige Dynamik, aber man muss die Zahlen auch entdramatisieren. Das ist in allen NRW-Großstädten mit vergleichbarer Sozialstruktur ähnlich.“ Grundsätzlich werde den Städten aber der Handlungskorridor durch Land und Bund vorgegeben. Deshalb dürfen an diesem Wochenende auch die Clubs in Wuppertal wieder öffnen – mit Hygienekonzept und nur für Geimpfte, Genesene oder Gäste mit PCR-Test.

Über gefälschte Impfnachweise, von denen aus anderen Städten zu hören ist, gibt es laut Slawig in Wuppertal bisher nur vereinzelte Informationen: „Wir geben das dann an die Ermittlungsbehörden weiter.“ Und dabei, betont Gesundheitsdezernent Kühn, gehe es dann nicht um Kavaliersdelikte: „Wir rden hier nicht nur über Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung, sondern auch über Straftaten wie Urkundenfälschung oder im schlimmsten Fall Körperverletzung mit Todesfolge!“

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