Corona-Pandemie KV-Vorsitzender: „Skeptisch, ob die Zeit schon reif ist“

Wuppertal · Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, sieht die am Mittwoch (6. Mai 2020) von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungen der Corona-Beschränkungen kritisch.

 Symbolbild.

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Foto: valelopardo auf Pixabay

„Dass nach Wochen weitgehenden Stillstands des öffentlichen Lebens der Ruf nach weiteren Lockerungen lauter wird, liegt auf der Hand und ist verständlich – zweifellos brauchen wir eine Perspektive für die Wirtschaft und für eine Rückkehr in das gesellschaftliche Leben. Ich bin allerdings skeptisch, ob die Zeit schon reif ist für eine umfängliche Entwarnung, als die viele Menschen in unserem Land die jüngsten Entscheidungen verstehen werden. Einige mögen angesichts der kolportierten Zahlen sogar annehmen, dass sie etwa als asymptomatischer Fall die Corona-Infektion bereits durchgemacht und Immunität erworben haben – das ist menschlich nachvollziehbar, aber medizinisch nicht wahrscheinlich. Denn trotz der Verpflichtung, weiterhin mindestens sogenannte ,Community’-Masken zu tragen, entsteht vor allem durch wieder geöffnete Schulen und Läden eine Situation, die ein steigendes Infektionsrisiko birgt“, so der KV-Vorstandsvorsitzende.

Und weiter: „Was die zurückkehrende ‚neue Normalität‘ für die Praxen im Rheinland bedeutet, bleibt abzuwarten – sicher werden wieder mehr Patienten ihre Ärzte aufsuchen, und das ist auch gut so. In den vergangenen Wochen wurden zahlreiche Vorsorge- und Regeluntersuchungen verschoben – das ist im Sinne einer verantwortungsvollen Patientenversorgung nicht auf Dauer weiter möglich. Auch Patienten mit akuten Beschwerden müssen ohne Angst zu haben wieder ungehindert zum Arzt gehen können. Um das Ansteckungsrisiko in den Praxen weiterhin gering zu halten, appelliere ich aber an die Patienten, sich auch in den kommenden Wochen vor einem Praxisbesuch telefonisch anzumelden. Ebenso müssen weiterhin die grundlegenden Abstands- und Hygieneregeln von Patienten, Ärzten und Praxispersonal eingehalten werden. Es ist nicht auszuschließen, dass im Übergang zur Regelversorgung Termin-Wartezeiten entstehen, da viele Praxen die Patientenzahl in ihren Räumen kontrollierbar halten werden und müssen.“

Bergmann: „Wir werden die Praxen in Nordrhein weiter dabei unterstützen, das Behandlungsgeschehen bestmöglich zu strukturieren und das Ansteckungsrisiken auch bei wieder hochfahrendem Praxisbetrieb zu minimieren. Seit Wochen verteilen wir enorme Mengen an Schutzmaterial an die Praxen und geben unter anderem auf unserer Sonder-Website coronavirus.nrw zahlreiche Tipps und Hinweise zum sicheren Betrieb der Praxen.“

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