Schulen in der Corona-Pandemie Kritik aus Wuppertal an „Solinger Modell“-Verbot

Wuppertal / Solingen / Düsseldorf · Wegen der hohen Corona-Infektionszahl hatten sich die Stadt Solingen und dortigen Schulen darauf geeinigt, dass die Klassen halbiert und der Unterricht wochenweise abwechselnd zur Hälfte in den Schulen und zur Hälfte zu Hause stattfinden sollte. Die Landesregierung lehnt das ab. Kritik an der Entscheidung kommt von der Wuppertaler CDU und den SPD-Landtagsabgeordneten.

 Von li.: Ludger Kineke, Caroline Lünenschloss und Michael Wessel..

Von li.: Ludger Kineke, Caroline Lünenschloss und Michael Wessel..

Foto: Wolf Sondermann

Die Schulen wollten auf eine Kombination von digitalen Lernplattformen und Videokonferenzen in der Unterrichtszeit setzen. Das NRW-Gesundheitsministerium hatte im Auftrag des NRW-Schulministeriums die Stadt Solingen per Erlass angewiesen, die Kombination aus Präsenz- und Distanzunterricht nicht umzusetzen. Solingen wäre die erste Stadt in NRW gewesen, die zum digitalen Unterricht zurückgekehrt wäre. Der Wuppertaler CDU-Fraktionsvorsitzende Ludger Kineke findet dieses Vorgehen des NRW-Schulministeriums gerade vor dem Hintergrund eines erneuten Teil-Lockdowns als nur schwer nachvollziehbar: „Wir müssen ausprobieren, was funktioniert, um das Infektionsrisiko an den Schulen zu minimieren und trotzdem einen geregelten Schulunterricht zu ermöglichen.“

Auch die Wuppertaler CDU-Fraktionsvorsitzende Caroline Lünenschloss zeigt sich „enttäuscht“ über die Entscheidung des Landes: „Damit stellt sich die Landesregierung nicht nur gegen den ‚Solinger Weg‘, sondern auch gegen das Engagement der Schulen vor Ort.“ Die Stadt Solingen habe vorbildlich gehandelt und Verantwortung für die Gesundheit des Lehrkörpers sowie für ihre Schülerinnen und Schüler bewiesen.

Gerade die schulinterne Kontaktreduzierung wäre „ein wichtiger Baustein, großflächige Quarantänefälle zu vermeiden und damit die kaum noch gelingende Kontaktnachverfolgung zu entlasten“, so die CDU. „Wir sehen darüber hinaus auch ein wichtiges Signal an die Eltern, die Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder sehr ernst zu nehmen.“ Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Wessel: „Das derzeitige Infektionsgeschehen war für den Winter prognostiziert worden. Insofern hätten die vergangenen Monate für die Entwicklung nötiger Konzepte sowie für einen flächendeckenden Digitalisierungsschub genutzt werden müssen. Dass Frau Gebauer den Dornröschenschlaf ihres Ministeriums nun damit zu kaschieren versucht, dass sie auch Schulen und Kommunen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, auf Kosten der Infektionseindämmung in der digitalen Steinzeit gefangen hält, ist nicht akzeptabel.“

Auf Eilantrag der SPD-Fraktion beschäftigt sich unterdessen der NRW Landtag am Mittwoch (11. November) mit dem ‚Solinger Modell‘. Die SPD fordert angesichts weiter steigender Infektionszahlen die Landesregierung auf, es nun endlich zu genehmigen. „Es freut uns sehr, dass unsere Fraktion das Thema auf die Tagesordnung des Plenums gesetzt hat. Es ist wichtig, dass wir nun parlamentarischen Druck erzeugen, damit dieses vernünftige Solinger Konzept umgesetzt wird. Und zwar nicht nur in Solingen, sondern auch in anderen NRW-Kommunen“, so die Wuppertaler SPD-Abgeordneten Dietmar Bell, Andreas Bialas und Josef Neumann. „Denn viele Schulen landesweit sind mittlerweile mit beträchtlich gestiegenen Infektionszahlen konfrontiert. Da ist das ‚Solinger Modell‘ geradezu eine Brücke, um einen regulären Schulbetrieb in hybrider Form, nämlich als Präsenz- und Digitalunterricht, überhaupt aufrechterhalten zu können.“

Die drei Wuppertaler Sozialdemokraten: „Der Solinger Weg beinhaltet Bildungsgerechtigkeit und Gesundheitsschutz. Wir dürfen nicht so lange warten, bis wir aufgrund des Infektionsgeschehens die Schulen komplett wieder schließen müssen. Da macht es keinen Sinn und ist unverantwortlich, wenn NRW-Schulministerin Gebauer, die bislang selbst keinen brauchbaren Handlungsrahmen für das Funktionieren von Schule unter den Bedingungen von Corona vorgelegt hat, diesen sinnvollen Solinger Vorschlag torpediert. Die Landesregierung, der Ministerpräsident und seine Schulministerin sind gefordert, nun endlich zu handeln. Unsere Schulen brauchen das ‚Solinger Modell‘, um weiter unseren Kindern einen qualitätsvollen und sicheren Unterricht anbieten zu können.“

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