Start am 17. Januar Die „Übergangslotsen“ nehmen ihre Arbeit auf

Wuppertal · Wuppertal beginnt mit der Umsetzung des NRW-Projektes „Übergangslotsen“. Dabei werden Schülerinnen und Schüler von Berufskollegs eng beim Wechsel in die Arbeitswelt begleitet.

Schuldezernent Dr. Stefan Kühn.

Schuldezernent Dr. Stefan Kühn.

Foto: Christoph Petersen

Im Rahmen der Fachkräfteoffensive hat das Land NRW das Projekt „Übergangslotsen“ konzipiert. Die Lotsinnen und Lotsen sollen unsicheren Schülerinnen und Schüler an den Berufskollegs bei der Berufswahl zur Seite stehen und gezielt Praktikums- und Ausbildungsbetriebe akquirieren. Auf diese Weise sollen 10.000 Schülerinnen und Schüler in NRW erreicht werden, die sonst nach dem Abschluss womöglich ohne berufliche Anschlussperspektive dastehen würden.

Die Laufzeit des Projektes ist zunächst auf ein Jahr bis Ende 2024 begrenzt. Auftakt ist am 17. Januar am Berufskolleg Am Haspel. Dann treffen sich die teilnehmenden Schülerinnen und Schülern aus den Wuppertaler Berufskollegs, um ihre Übergangslotsen kennenzulernen. Neben Infos zum dualen Ausbildungssystem stehen Praxisberichte auf dem Programm. Eine junge Erwachsene berichtet von ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel. Worauf es den Betrieben beim Thema Ausbildung ankommt, erzählt Dachdeckermeister Osman Karaarslan von der Söhn GmbH.

Schuldezernent Stefan Kühn: „Das Projekt schließt eine weitere Lücke in der Übergangsbegleitung von der schulischen in die berufliche Ausbildung. Wir erhoffen uns eine Win- Win-Situation, da das Projekt gezielt ausbildungsinteressierte Schülerinnen und Schüler in den Blick nimmt und diese mit Bezug auf ihre Interessen und Stärken vorrangig in eine betriebliche Ausbildung vermittelt. So soll die Zahl der versorgten Schulabgängerinnen und -abgänger erhöht werden. Gleichzeitig werden die Unternehmen unterstützt, ihre Ausbildungsplätze mit geeigneten Nachwuchskräften zu besetzen.“

Die gezielte Kontaktvermittlung zwischen Unternehmen und ausbildungsinteressierten Schülerinnen und Schüler sieht auch Elke Stapff, Projektleiterin der Kommunalen Koordinierung des Übergangs Schule-Beruf, als besonderen Vorteil: „Das ist oft ein Knackpunkt, weil die Jugendlichen die vielen Angebote der ausbildenden Unternehmen in der Stadt entweder nicht kennen oder sich nicht trauen, sie erstmalig anzusprechen. Hier geht noch zu viel Potenzial verloren, das wir dringend heben müssen.“

Ab Mitte Januar wird das Projekt in Wuppertal umgesetzt. Für die Durchführung sind die Bildungsträger GESA, Konzept Bildung und Services und das Wichernhaus verantwortlich. Für die Betreuung an den fünf Wuppertaler Berufskollegs sind 8,5 geförderte Vollzeitstellen vorgesehen.

Die Lotsinnen und Lotsen unterstützen die Jugendlichen aktiv bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Praktikumsplatz, bereiten sie auf den Bewerbungsprozess vor oder begleiten sie zu wichtigen Terminen, zum Beispiel Vorstellungsgesprächen. Sie motivieren sie und leiten sie an, sich selbst zu organisieren. Zielgruppe sind dabei Jugendliche im Übergangssektor, die ohne weitere Unterstützung Gefahr laufen, in diesem stecken zu bleiben.

„Wir als Bildungsträger kennen die individuellen Problemlagen von Kindern und Jugendlichen und können zusammen mit den Beratungsfachkräften der Agentur für Arbeit und des Jobcenters helfen, die Bildungsbiographie im Bedarfsfall in die richtigen Bahnen zu lenken. Übergangslotsinnen und -lotsen fungieren nicht nur als Vermittler zwischen den Jugendlichen und potenziellen Ausbildungs- oder Praktikumsstellen, sondern bieten auch Unterstützung und Beratungsangebote bei der Klärung der Frage, ob der eingeschlagene Weg weiterhin der richtige ist und ermöglichen den Wechsel in eine duale Ausbildung“, sagt Alf Hellinger von der Konzept Bildung und Services GmbH. Der schnelle Wechsel in eine Ausbildung bringe viele Vorteile mit sich wie eine größere finanzielle Unabhängigkeit und die Einbindung in ein betriebliches Umfeld.

Wie genau die Arbeit der Übergangslotsen aussieht, wird zwischen den jeweiligen verantwortlichen Trägern und den Berufskollegs abgestimmt. Die Bedürfnisse der einzelnen Jugendlichen müssen dabei im Fokus stehen, findet Gunda Kempken, Schulleiterin des Berufskollegs Am Haspel. „Wir erhoffen uns von den Lotsen, dass sie neben der Unterstützung der Lehrkräfte und Sozialpädagogen bei der Praktikums- und Ausbildungsplatzakquise eine kontinuierliche Betreuung der Schülerinnen und Schüler sicherstellen und beim Übergang in den Beruf begleiten. Aufgrund sprachlicher Probleme und sozial schwieriger Umstände ist gerade der Umstieg in das berufliche Umfeld oft mit zusätzlichen Herausforderungen verbunden. Eine langfristige Projektbegleitung mit verbindlichen Ansprechpersonen ist aus unserer Sicht hierfür dringend erforderlich.“

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