Quartiersgartenschau Wichlinghausen „Wir entdecken grüne Schätze“

Wuppertal · Am Samstag (27. April 2024) startet die Quartiersgartenschau 2024 in Wichlinghausen und drumherum. Zur Eröffnung sprach Rundschau-Mitarbeiter Klaus-Günther Conrads mit QUGA-Initiatorin Antonia Dinnebier.

 Antonia Dinnebier ist so etwas wie Wuppertal grüner Daumen.

Antonia Dinnebier ist so etwas wie Wuppertal grüner Daumen.

Foto: Förderverein BUGA/Daniela Ullrich

Rundschau: Ihr Vater Johannes Dinnebier hat sich mit künstlerischer und technischer Lichtplanung einen internationalen Ruf erworben. Gemeinsam mit Ihrer Schwester Sonja sind Sie Geschäftsführerin in Schloss Lüntenbeck. Ihr eigentliches Metier und Lieblingsspielfeld sind aber alle Arten von Grün mit dem Einsatz gegen den Klimawandel. Wie kam es zu diesem Schwerpunkt?

Dinnebier: „Schon als Schülerin hat mich Umweltschutz bewegt. Wenn ich auch als Grundstücksverwalterin arbeite, bringe ich doch ein professionelles Interesse als Landschaftsplanerin mit. Ehrenamtlich verfolge ich die grünen Themen vielfältig weiter, etwa im Rheinischen Verein und im Naturwissenschaftlichen Verein Wuppertal. Viele Jahre war ich für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Beirat der Unteren Landschaftsbehörde.

Rundschau: Sie wirken als Gartenhistorikerin, sind aber Gartenarchitektin, oder? Welche Ausbildung haben Sie absolviert?

Dinnebier: „Ich habe Landschaftsplanung an der Technischen Universität Berlin studiert. Am Lehrstuhl für Theorie und Geschichte der Landschaftsentwicklung habe ich gearbeitet und schließlich über die Idee der schönen Landschaft promoviert.“

Rundschau: Vor rund 15 Jahren haben Sie maßgeblich die Marke „Wuppertals grüne Anlagen“ initiiert und entwickelt. Der Hintergrund und welche Produkte gibt es?

Dinnebier: „Eine Z-Card mit allen interessanten Parks, Z-Cards für bestimmte Parks (Nordpark, Ronsdorfer Anlagen, Barmer Anlagen und Hardt), zehn Parkführer, Bücher zur Geschichte einzelner Anlagen. Außerdem haben wir Tafeln zur Parkgeschichte aufgestellt. Neueste Veranstaltung ist die nun auch schon ins sechste Jahr gehende Quartiersgartenschau.“

Rundschau: „Sie sind auch für den Förderverein Historische Parkanlagen und arbeiten eng mit der Vorsitzenden Brigitte Alexander zusammen. Welche Ziele verfolgt dieser Verein?“

Dinnebier: „Wir entdecken die grünen Schätze Wuppertals, erforschen sie und teilen unser Wissen auf vielerlei Art. Wuppertal hat interessante grüne Anlagen mit einer sehr eigenen Geschichte. Zivilgesellschaftliches Engagement hat hier eine Tradition, die fast als Alleinstellungsmerkmal gelten kann. Der Verein trägt die Wertschätzung für dieses bürgerschaftlich geprägte Grün in die Fachwelt wie die Stadt.“

Rundschau: Sie sind überzeugte Repräsentantin der Bundesgartenschau 2031 in Wuppertal. Sind Sie mit dem aktuellen Planungsstand und dem Ansehen in der Öffentlichkeit zufrieden?

Dinnebier: „Ich bin froh, dass auf vielen Kanälen an den vielen Verfahren für die BUGA gearbeitet wird. Aber ich bin Wuppertalerin, neugierig und ungeduldig, also fällt mir noch eine mehr Menge ein. Mein Schwerpunkt liegt auf der BUGA+. Was sollen diese Projekte sein, wer kann sie einreichen, wer entscheidet? Die Zeit hierfür wird kommen.“

Rundschau: Ihre Idee mit den Quartiersgartenschauen (QUGA) in den Wuppertaler Stadtteilen als thematische Einstimmung auf die „BUGA“ hat sich sehr gut entwickelt. Was darf 2024 von der Kuratorin erwartet werden?

Dinnebier: „2019 sind wir in Ronsdorf gestartet. Im Engelsjahr waren wir in Unterbarmen und konnten mit Unterstützung von proviel erstmals den QUGA-Infopoint aufstellen. 2021 besuchte die QUGA die Elberfelder Südstadt. 2022 drehte sie sich rund um den Kiesberg und 2023 fand sie in Heckinghausen statt. In diesem Jahr ist Wichlinghausen das Zentrum der QUGA, ein Quartier, dessen Qualitäten nur wenige erfassen. Dort sind zwei der modernsten Grünanlagen zu finden, der erneuerte historische Nordpark und der bereits ausgezeichnete Nachbarschaftsgarten des BOB-Campus.

Die Nordbahntrasse ist in diesem Abschnitt von unterschiedlichsten Grünanlagen eng begleitet. Schließlich ist da noch die Rosenau, der einzige Park direkt an der Wupper. Er wird gerade mit dem Schwerpunkt Spiel- und Sport für junge Besucher attraktiviert. Ein Geheimtipp ist das Naturerlebnisgelände Reppkotten, ein Stück Land im dicht bebauten Wichlinghausen.“

Rundschau: Was sind die Ziele der QUGA?

Dinnebier: „Die QUGA will nicht auf die BUGA wie auf das Christkind warten. Der lange Zeitraum bis 2031 ist eine wunderbare Gelegenheit, Wuppertals grüne Anlagen Stück für Stück zu entdecken. In jedem Quartier schließen wir uns mit den örtlichen Initiativen, Vereinen und Aktivisten zusammen und erarbeiten ein Programm mit Führungen und Aktivitäten in Parks und auf Plätzen. So kommen Bürger aus der ganzen Stadt in grüne Ecken, die sie noch nicht kennen und lernen die reiche Vielfalt des Wuppertaler Grüns kennen. Daraus sollen Ideen für die Weiterentwicklung erwachsen.“

Rundschau: Ihr Engagement für Gärten und Wuppertaler Grün im Allgemeinen leisten Sie weitgehend ehrenamtlich und wirken sehr kommunikativ, wenn Sie die Menschen solo, als Gruppen, Vereine und Gemeinden von der QUGA-Idee überzeugen und zum gemeinsamen Handeln motivieren. Ihre Beispiele in diesem Jahr?

Dinnebier: „Der QUGA-Infopoint steht auf den BOB-Terrassen, die Nachbarschaftsgärtnerinnen und -gärtner sind prima Partner. Wir kooperieren mit dem Stadtteilbüro, dem Nordstädter Bürgerverein, der Färberei, dem Greenteam des Belverdere-Parks, dem Klimacontainer, mit „Wir in Wichlinghausen“ und dem Christlichen Friedhofsverband, aber auch mit Einzelpersonen.“

Rundschau: Welche Stadtteile haben Sie für die nächsten Jahre im QUGA-Blick?

Dinnebier: „Langsam wird es Zeit für Vohwinkel, also ab nach Westen. Elberfeld und Barmen dürfen natürlich nicht fehlen, und dann könnte es noch nach Langerfeld und Cronenberg gehen.“

Rundschau: Wuppertal ist als „grünste Großstadt Deutschlands“ bekannt geworden, und die Barmer Anlagen sind Deutschlands zweitgrößter Park in privatem, bürgerschaftlichem Besitz (Barmer Verschönerungsverein). In welchem Zustand sind Wuppertals grüne Anlagen?

Dinnebier: „Sie verändern sich. Nicht zuletzt durch den Klimawandel, der neue Pflanz- und Pflegekonzepte erfordert. Vor allem aber durch neue Wertschätzung, den geschickten Einsatz von Fördermitteln und die Veränderung der Nutzerwartungen. Die Spaziergänger von einst sind vielfältiger geworden. Heute wird in Parks Sport gemacht, geradelt, getanzt, geklettert, Parcours geübt, gesungen, gefeiert, meditiert, gesonnt, Gemüse angebaut und noch viel mehr.“

Rundschau: Wie steht es um die Sanierung des Weyerbuschturms auf dem Nützenberg? Ihre Verbesserungsvorschläge?

Dinnebier: „Das Projekt ist vom Förderverein historische Parkanlagen über fast 20 Jahre in immer neuer Weise angetrieben worden. Die nötigen Fördermittel fließen endlich. Jetzt liegt die Sanierung in Händen der Stadt. Ich freue mich darauf, wieder vom Turm auf Elberfeld gucken zu können.“

Rundschau: Können sich die Bürgerinnen und Bürger mehr als bisher engagieren und so helfen, Wuppertals grüne Anlagen zu erhalten und die Qualität zu verbessern?

Dinnebier: „Mehr geht immer. Wuppertal könnte noch mehr Fördervereine für einzelne Parkanlagen brauchen. Wie wäre es mit einer Initiative für Outdoor Education, also Draußenlernen, als Unterrichtsfach an Wuppertals Schulen bis zur BUGA?“

Rundschau: Wo halten Sie sich besonders gern auf, wenn Sie „Ihr“ Schloss Lüntenbeck verlassen?

Dinnebier: „Mit jeder QUGA entdecke ich neue Lieblingsorte. Meine persönlichste Entdeckung aber bleibt die Königshöhe, deren Atmosphäre ich sehr genieße.“

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