Tag der Familie Die Kirche als Heimat

Wuppertal · Der „Tag der Familie“ (15. Mai 2023) wirbt für eine familienfreundlichere Gesellschaft. Auch Kirche will dazu beitragen, dass Eltern und Kinder hier eine Heimat finden.

Pfarrerin Friedrike Slupina-Beck im Rahmen einer Konfirmation.

Pfarrerin Friedrike Slupina-Beck im Rahmen einer Konfirmation.

Foto: Slupina-Beck

Die Zeit der Konfirmationen im April und Mai ist für Pfarrerin Friedrike Slupina-Beck immer ein Highlight ihrer Gemeindearbeit. „Zu diesem Fest kommen viele Familien und Menschen aller Generationen, die dann erleben können, wie vielfältig, bunt und lebendig Kirche ist“, sagt sie. Schon seit dreißig Jahren konfirmiert die Theologin Jugendliche in der evangelischen Kirchengemeinde Ronsdorf. Die vierfache Mutter, die sich selbst als überzeugte Familienfrau bezeichnet, lernt dabei auch deren Familien kennen und wünscht sich, dass Kirche für sie zu einer Heimat werden kann.

„Das Evangelium ist familienfreundlich“, betont sie. „Es setzt einen Kontrapunkt zum Optimierungswahn und dem Leistungsdruck, unter dem viele Eltern und Kinder heute stehen. Es entlastet, macht froh und schenkt uns die Freiheit, die wir für ein sinnvolles und zufriedenes Leben brauchen.“

Ausprobieren, mitmachen: Kinder sind in der Gemeinde sehr willkommen.

Ausprobieren, mitmachen: Kinder sind in der Gemeinde sehr willkommen.

Foto: Slupina-Beck

Kirche ist für Friederike Slupina-Beck ein Ort, an dem „jeder akzeptiert und respektiert wird und Spaß hat, auch wenn über ernste und anspruchsvolle Themen geredet wird“. So hat es ihre diesjährige Konfirmandengruppe in einem Dankesbrief an die Pfarrerin ausgedrückt. Einladend offen möchte sie für Familien sein, ob sie kirchennah oder -fern sind, als traditionelle, alleinerziehende, Patchwork- oder Regenbogenfamilie leben.

Ihr ist eine Gemeinschaft wichtig, in der alle Generationen einander unterstützen, zusammen feiern, über Gott und die Welt diskutieren, die Bibel aufschlagen und – so sagt sie lachend – „auch gern mal auf dem Kirchplatz ein Rad schlagen“. Von sogenannten „Zielgruppengottesdiensten“ für Familien in verschiedenen Lebenslagen hält sie wenig.

„Natürlich gibt es bei uns auch Gottesdienste für Kinder, etwa die beliebten Schlafanzuggottesdienste meiner Kollegin Ruth Knebel oder Jugendgottesdienste, Freizeiten und Gruppenangebote, aber es soll auch genug Raum für Begegnungen aller Generationen und unterschiedlicher Milieus bleiben.“

Daher habe die Gemeinde auch Familien aus ihrem Stadtteil im Blick, die mit Einkommensarmut, Arbeitslosigkeit und Sprachproblemen zu kämpfen haben, erzählt die Pfarrerin. Die Kirchengemeinde engagiert sich im 2015 gegründeten Verein „Miteinander in Ronsdorf“ für Menschen mit Migrationshintergrund. Und leistet sich mit Rahel Kafka bewusst eine hauptamtliche diakonische Mitarbeiterin, die gleichsam als „moderne Gemeindeschwester“ auf dem Fahrrad im Stadtteil unterwegs ist, um Familien aufzusuchen und zu unterstützen.

Ein Vater, wie ihn sich viele Kinder wünschen: Jugendleiter Holger Müller.

Ein Vater, wie ihn sich viele Kinder wünschen: Jugendleiter Holger Müller.

Foto: Damaschke/Müller

Kirche im Quartier

Raus aus der Kirche, rein ins Quartier – das ist auch das Motto von Jugendleiter Holger Müller, der das Schülercafé SCOT der Gemeinde Gemarke-Wupperfeld leitet. Er hat mit vielen sozial benachteiligten Kindern und deren Eltern zu tun, die im SCOT ein zweites Zuhause gefunden haben. Dort gibt es nicht nur Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung für Schülerinnen und Schüler, sondern auch ein Elterncafé und Beratung sowie viele Freizeitangebote.

„Wir sind Partner im Quartier und als Kirche nicht direkt sichtbar“, erklärt Müller. „Aber wir holen gottesdienstliche Angebote, Konfirmanden- und Jungschargruppen hierhin. Menschen mit unterschiedlichem sozialem Background begegnen sich bei uns und Kirche wird im Alltag erfahrbar.“

Der Jugendleiter wünscht sich, dass Kirche ihre vielen Räume öfter und länger öffnet, damit sich dort Menschen aus dem Stadtteil treffen können. Und zwar auch am Sonntag. „Da finden überall Gottesdienste statt und danach ist die Kirche zu“, bedauert er. „Wir haben hier oft den ganzen Sonntag auf und das wird von vielen Familien geschätzt und genutzt.“

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