Elberfeld Sophiencafé: Ein Stück Heimat für Geflüchtete

Wuppertal · Zum Weltflüchtlingstag hat Präses Latzel das Sopiencafé der ev. Kirchengemeinde Elberfeld-West besucht. Dort helfen Ehrenamtliche beim Deutschlernen, bei Behördengängen und bei allen Problemen, die im neuen Land anfallen.

 Von li.: Huda AlAlny, Hanan Albagdad und Katja Dummer.

Von li.: Huda AlAlny, Hanan Albagdad und Katja Dummer.

Foto: Nikola Dünow

Huda AlAlny (23) ist 2015 mit ihrer Mutter und ihren sechs Geschwistern aus Syrien geflüchtet. Sie standen unter Schock, kannten in Wuppertal niemanden, sprachen kein Deutsch und hatten nur wenig Geld. Bei den Ehrenamtlichen im Sophiencafé in der Gemeinde Elberfeld-West bekam die Familie Deutschunterricht und wurde bei der Wohnungssuche und den Behördengängen unterstützt – aus dem Café wurde ein Stück Heimat und aus dem Team ein Stück Familie.

Begegnung auf Augenhöhe

„Bei uns begegnen sich alle Menschen auf Augenhöhe – Geflüchtete, Menschen, die schon in Wuppertal angekommen sind und Deutsche“, sagt Presbyterin Katja Dummer. Sie hat das Café 2015 gemeinsam mit Presbyterin Annette Schulz und anderen Ehrenamtlichen als Reaktion auf die Flüchtlingswelle ins Leben gerufen. „Manchmal wird auch ein Tränchen verdrückt und wir nehmen uns gegenseitig in den Arm und trösten uns.“

Heute macht Huda AlAlny eine Ausbildung im Maritim Hotel in Düsseldorf. Ins Sophiencafé International kommt sie weiterhin, sie gehört zum Team der ehrenamtlichen Heferinnen und Helfer, die sich um die Gäste im Café kümmern: Sie hilft bei der Kinderbetreuung und beim Übersetzen von Deutsch in Arabisch – und umgekehrt. Außerdem bereitet sie mit ihrer Familie arabische Spezialitäten für Gemeindeveranstaltungen zu.

„Ich habe früher hier Hilfe bekommen und davon möchte ich jetzt etwas weitergeben“, sagt sie. Auch ihre kleine Schwester Maryam (13), die mit ihren Geschwistern und der Mutter in einer Gemeindewohnung lebt, kommt regelmäßig ins Sophiencafé und packt mit an.

Präses Latzel im Sophiencafé: „Ich habe gelernt, was wir für einen großen Schatz an Menschen haben, die sich einbringen wollen, die sich gegenseitig helfen. Ich bin sehr dankbar, dass wir das an vielen Orten und in vielen Gemeinden so leisten."

Präses Latzel im Sophiencafé: „Ich habe gelernt, was wir für einen großen Schatz an Menschen haben, die sich einbringen wollen, die sich gegenseitig helfen. Ich bin sehr dankbar, dass wir das an vielen Orten und in vielen Gemeinden so leisten."

Foto: Nikola Dünow

Die Türe steht für alle offen

Das Team aus Ehrenamtlichen hilft überall, wo es nötig ist. Und die Türe steht für alle offen. „Die Frauen kommen mit Briefen, die sie nicht verstehen oder wir helfen bei Anträgen fürs Kindergeld oder bei Schreiben vom Jobcenter. Manchmal geht es auch um Erziehungsfragen“, sagt Katja Dummer. Mittlerweile gibt es sogar regelmäßig eine arabischsprachige Erziehungsberatung. Neben der Sozialberatung geht es natürlich auch ums Deutschlernen: Die Ehrenamtlichen sprechen ganz locker mit den Geflüchteten über Alltagsthemen wie Feste feiern, Einkaufen oder Schule und Erziehung.

Die meisten Gäste sind Frauen und Kinder, viele von ihnen kommen aus Syrien. Zu Beginn des Ukraine-Krieges half das Team vom Sophiencafé International auch Ukraine-Flüchtlingen beim Deutschlernen. Dadurch ist eine neue Zusammenarbeit mit der Internationalen Evangelischen Gemeinschaft entstanden.

Denn die IEG kümmert sich um mehrere Studenten aus dem Kamerun und aus Nigeria, die für das Studium in der Ukraine waren und nach Kriegsbeginn nach Wuppertal kamen. Die Gruppe junger Studenten aus Afrika wird ebenfalls tatkräftig unterstützt – von zwei ehemaligen Geflüchteten aus Syrien, die früher auch im Café Hilfe gesucht hatten und jetzt ihr Wissen gerne an andere weitergeben. „Es ist uns gelungen, ein Team aus Menschen aufzubauen, die sich gegenseitig helfen. Das ist besonders und macht mich auch stolz. Wir versuchen alle zusammen, Heimat zu gestalten“, sagt Katja Dummer.