Wuppertaler Immobilienmarkt Ist der Preis-Zenit erreicht?

Wuppertal · Die Immobilienpreise in Wuppertal sind 2021 erneut auf absolutes Rekordniveau gestiegen. Noch nie wurde so viel Geld für Häuser, Eigentumswohnungen und Grundstücke ausgegeben. Das sind die Eckdaten des Jahresrückblicks, die der Gutachterausschuss für Grundstückswerte am Dienstag (26. April 2022) der Presse vorstellte. Die Vorsitzende glaubt aber ein baldiges Ende der Preis-Rallye.

 Nicht nur Mehrfamilienhäuser wie hier am Arrenberg sind extrem gefragt: In allen Bereichen waren die Presie 2021 auf dem Wuppertaler Immobilienmarklt im Höhenflug.

Nicht nur Mehrfamilienhäuser wie hier am Arrenberg sind extrem gefragt: In allen Bereichen waren die Presie 2021 auf dem Wuppertaler Immobilienmarklt im Höhenflug.

Foto: Achim Otto

Der Gutachterausschuss ist eine im Barmer Rathaus ansässige Landesbehörde, die alle notariell geschlossenen Immobilienkaufverträge in Wuppertal auswerten und damit als einzige den kompletten Markt abbilden kann. Und der war voriges Jahr einmal mehr auf Rekordkurs: Obwohl die Zahl der Kauffälle um leicht um 2,4 Prozent auf 3.667 sank, steigt der Geldumsatz auf rund 1,14 Milliarden Euro – der höchste Wert der letzten 50 Jahre. Logische Folge einer weiterhin immens hohen Nachfrage, die bei Immobilien aller Art auch 2021 zu teils atemberaubenden Preissteigerungen führte.

So verteuerten sich Einfamilienhäuser innerhalb eines Jahres um 15 bis 30 Prozent und Eigentumswohnungen, um die es bei rund der Hälfte der Wuppertaler Immobiliengeschäfte geht, um 16 Prozent. Noch krasser ist der Fünf-Jahres-Rückblick: Häuser sind seit 2016 um 60 Prozent und Eigentumswohnungen um 55 Prozent teurer geworden. Eine derartige Preisdynamik hat es seit fünf Jahrzehnten nicht gegeben.

Drastisch erhöht hat sich im Zuge dieser Entwicklung die Zahl der Einfamilienhaus-Käufe in der Preisklasse von mehr als 500.000 Euro, selbst mehrere Millionenobjekte gingen 2021 in Wuppertal über den Tisch. Das Baujahr der Objekte, früher speziell bei Eigentumswohnungen ein preisdämpfender Faktor, spielt bei Immobiliengeschäften aktuell kaum noch eine Rolle.

„In dieser Marktsituation ist auch die Chance, bei Zwangsversteigerungen ein ‚Schnäppchen‘ zu machen, verschwindend gering“, weiß Ricarda Baltz, Vorsitzende des Gutachterausschusses. In Wuppertal kamen 2021 überhaupt nur 46 Immobilien unter den Hammer, vor 2012 waren es noch 295. Und bei diesen verbleibenden Zwangsversteigerungen erfolgten die Zuschläge dann meist über dem angesetzten Verkehrswert. Mehrfamilienhäuser in Wuppertal stehen unterdessen weiter im Fokus von Investoren, die dafür 2021 im Schnitt mehr als das 16-fache des Jahresrohertrages aus dem Objekt bezahlten. „Wuppertal ist für Käufer weiter interessant, weil es immer noch einen schönen Gebäudebestand hat“, so Baltz.

Ob der Preis-Höhenflug auf allen Ebenen noch weiter anhält, ist derzeit eine unter Experten viel diskutierte Frage. Die Einschätzung von Ricarda Baltz vor dem Hintergrund tendenziell steigender Zinsen und Unwägbarkeiten angesichts des Ukraine-Krieges: „Ich meine, wir sind am Zenit.“

Die vom Gutachterausschuss erhobenen Daten fließen auch in den neuen Wuppertaler Mietpreisspiegel ein, der bis Ende des Jahres von der Politik beschlossen werden muss. Außerdem sind sie Basis für die örtlichen Bodenrichtwerte, die mit Blick auf die anstehende Grundsteuerreform besondere Bedeutung bekommen. Einen Überblick dazu bietet die Bodenrichtwertkarte unter www.boris.nrw.de - sie weist die Höchstmarke im Bereich Toelleturm mit 470 Euro pro Quadratmeter Wohngrundstück aus.

Ein weiterer Service des Gutachterausschusses ist der Immobilien-Preis-Aget auf der Homepage des Gremiums. Unter www.gutachterausschuss.wuppertal.de kann man über die Eingabe einiger relevanter Werte schnell, einfach und kostenlos das Preisniveau von Immobilien überschlägig ermitteln.

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