Wuppertaler Kulturbericht Theater im Opernhaus: "Für alle besser"

Wuppertal · Was für ein Jahr: Abschiede und Neuanfänge, große Erfolgsgeschichten und kleine Triumphe, Kontinuität und Experimente. Das vergangene Kultur-Jahr war zweifellos ereignisreich. Was es in nüchternen Zahlen heißt, zeigt der Kulturbericht, der jetzt vorliegt.

 eonard Bernsteins „West Side Story“ war 2015 ein kommerzieller Super-Erfolg der Oper: Rund die Hälfte aller Opern-Besucher haben sie gesehen.

eonard Bernsteins „West Side Story“ war 2015 ein kommerzieller Super-Erfolg der Oper: Rund die Hälfte aller Opern-Besucher haben sie gesehen.

Foto: Uwe Stratmann

Von Abschieden, Umbrüchen und Neuanfängen waren vor allem die Wuppertaler Bühnen betroffen. Das Sinfonieorchester konnte in der Spielzeit 2015/16 bei weniger Konzerten mit 42.368 Besuchern sogar leicht zulegen. Und das sogar ohne den Publikumsmagneten: das Konzert auf dem Laurentiusplatz. Damit ist Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, sehr zufrieden. Dass man die 40.000er-Marke durchbricht, hätte, so Kulturdezernent Matthias Nocke, 2008 noch niemand gedacht. Das sei das Verdienst von Toshiyuki Kamioka. Der Generalmusikdirektor hat sich mit der vergangenen Spielzeit aus Wuppertal verabschiedet. Ihm folgt die Britin Julia Jones, die allerdings noch nicht regelmäßig in Wuppertal zu sehen sein wird. Das Neujahrskonzert, das sie dirigieren wird, ist bereits ausverkauft.

Bei Oper der bleibt man mit rund 30.000 Besuchern konstant — was man, so Schaarwächter, bei dem Stagione-Betrieb, den der Opernintendant Kamioka eingeführt hatte, nicht unbedingt erwarten konnte. Allerdings kommt etwa die Hälfte der Besucherzahlen aus der "West Side Story"-Inszenierung. Jetzt müsse der neue Intendant Berthold Schneider aber auch wieder die Kunst nach vorne bringen und auch junge Menschen für die Oper begeistern. "Die Oper muss wieder für Furore sorgen", sagt auch Nocke.

Dass das Schauspiel in der vergangenen Spielzeit erstmals wieder mehr als 20.000 Besucher verzeichnen konnte, liege an der erfolgreichen "Tartuffe"-Inszenierung im Opernhaus. Allein mit einer Aufführung erreiche man viereinhalbmal mehr Besucher als im Engelsgarten-Theater: "Das ist für alle besser", betont Schaarwächter.

Weniger Tiere, aber mehr Besucher, lautet das Fazit im Grünen Zoo Wuppertal, der mit 564.059 Besuchern ein Plus von knapp 22.000 verzeichnete. Und die ersten Monate im laufenden Jahr zeigen einen weiteren Besucherzuwachs, erklärte Zoo-Direktor Arne Lawrenz. Zufrieden sei man dort mit dem neuen Junior-Zoo, einer Art Streichelzoo, in dem die Kinder den richtigen Umgang mit Tieren lernen. Die neue und artgerechtere Präsentation führe mitunter dazu, dass Besucher darüber klagen, dass sie die Tiere nicht sofort zu Gesicht bekommen, so Lawrenz. Da müssten die Besucher Geduld lernen. Aber auch der Zoo müsse sehen, dass seine Attraktivität nicht verliere. "Ich denke aber, dass beides möglich ist", so der Veterinär.

Gleichbleibend erfolgreich ist das Von der Heydt-Museum mit 100.000 Besuchern. Damit ist Museums-Direktor Gerhard Finckh vor allem wegen der längeren Umbauphase zufrieden. Kann er auch, wurde doch die "Weltkunst"-Ausstellung von Kritikern zur "Ausstellung des Jahres" gewählt. Zudem brachte die Schau das Museum dazu, sich mit dem eigenen Bestand intensiver auseinanderzusetzen. Folge: 2017 wird es eine Ausstellung zur eigenen Sammlung geben. Aber auch "Pissarro" und die Tony-Cragg-Retrospektive zogen viele Kunstinteressierte zum Turmhof.

Das Kulturbüro war mit den vier eigenen Veranstaltungen — Literaturbiennale, Kunst- und Museumsnacht, Performance-Nacht und Viertelklang — sowie rund 81 Projekten der freien Szene, die das Kulturbüro finanziell oder beratend unterstützt hat, äußerst publikumswirksam und zählte insgesamt 90.000 Besucher. Die Stärke der freien Szene , so Monika Heigermoser, Leiterin des Kulturbüros, sei ihr Wille, sich zu vernetzen.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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