Rundschau-Telefonaktion Viele Fragen zu Knieprothesen

Wuppertal. · Einmal mehr glühten in der Rundschau-Redaktion bei einer Medizin-Telefonaktion die Leitungen. Diesmal am Apparat: Dr Wolfgang Cordier, Chefarzt der Endoprothetik am Elberfelder St. Josef-Krankenhaus, das jährlich rund 1.000 Patienten mit künstlichen Gelenken versorgt. Wann das bei Knien sinnvoll ist, erklärte Dr. Cordier am Patiententelefon.

 Dr. Wolfgang Cordier, Chefarzt der Endoprothetik am Wuppertaler St. Josef-Krankenhaus, bei der Rundschau-Telefonaktion.

Dr. Wolfgang Cordier, Chefarzt der Endoprothetik am Wuppertaler St. Josef-Krankenhaus, bei der Rundschau-Telefonaktion.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Die Anrufer? „Vor allem ältere Menschen, die wegen Arthrose in den Kniegelenken schon eine längere Karriere beim Orthopäden hinter sich haben“, fasst Dr. Cordier die Gespräche zusammen. Sein Rat für diese Zielgruppe: „Wenn Spritzen und andere Therapien gegen die durch den Verschleiß verursachten Schmerzen nicht mehr helfen, dann ist es sinnvoll, sich in der Klinik darüber beraten zu lassen, ob ein künstliches Gelenk eine Lösung sein kann“, so der Experte, der aber betont, dass zunächst immer die Erhaltung des Gelenks im Fokus steht. Das gilt besonders bei jüngeren Menschen. „Es gibt viele moderne Verfahren für Patienten mittleren Alters, die statt einer Prothese in Frage kommen“, so Dr. Cordier, an dessen Klinik pro Jahr insgesamt rund 4.500 orthopädische Operationen aller Art durchgeführt werden.

Das St. Josef-Krankenhaus ist seit 2012 als Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung zertifiziert, das die ganze Bandbreite der Gelenktherapien anbieten kann. Sogar eigener Konorpel wird hier gezüchtet. Und diese Expertise ist laut Dr. Cordier ein wichtiges Kriterium, gerade wenn es um die erfolgreiche Versorgung von Patienten mit Teil- oder Vollprothesen geht: „Der Faktor Operateur ist dabei entscheidend“, so seine Einschätzung, denn: „Im Primzip geht es dabei wie bei einem Handwerker um manuelle Routine. Wenn ein Schreiner jeden Tag einen Schrank aufbaut passt der besser als wenn jemand das nur einmal im Jahr macht. Beim Knie kann man da viel Flurschaden anrichten.“ Deshalb rät Dr. Cordier: „Es ist absolut berechtigt und wichtig, wenn Sie Ihren Operateur fragen, wie oft er so einen Eingriff macht.“

Er selbst setzt pro Jahr rund 150 Knieprothesen und 200 künstliche Hüften ein, steht bei weiteren rund 300 gelenkerhaltenden Operationen am Tisch. und weiß sehr genau, was die Endoprothetik beim Knie leisten kann. „Sie ist in der Regel immer dann gut, wenn Patienten jenseits der 60 Jahre sind. Dann kann man mit Blick auf die Haltbarkeit der Prothesen davon ausgehen, dass es ein einmaliger Eingriff bleibt.“ Gleichzeitig warnt er aber vor einer überzogenen Erwartungshaltung: „Mit einem künstlichen Knie wird man sich besser und beschwerdefrei bewegen können als vorher. Es ist aber nicht wie früher mit dem noch intakten eigenen Knie. Das ist anders als bei künstlichen Hüften.“ Bei sehr betagten Menschen gelte es aber auch, den Blick auf den körperlichen Gesamtzustand zu lenken und nicht nur das Knie zu betrachten. Grundsätzlich sollte der Patient noch gut beeinander sein, damit der Eingriff Sinn ergbt.

Übrigens geht es im St. Josef-Krankenhaus oft auch um Teil-Prothesen, die zum Einsatz kommen, wenn nur einzelne Bereiche eines Knies von von Arthrose betroffen sind. Die kleineren „Ersatzteile“ ermöglichen dann eine kürzere Reha-Phase und schnellere Mobilisierung als bei Einsatz eines kompletten künstlichen Gelenkes.

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