Erste Bilanz des VRR Neun-Euro-Ticket: Andrang und Probleme

Wuppertal · Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) war das Neun-Euro-Ticket seit dem Verkaufsstart am 23. Mai und in den ersten Gültigkeitstagen ein Verkaufsschlager. Verbundweit sind bereits mehr als 900.000 Tickets über die Apps, Ticketshops, Automaten und Kundencenter der Verkehrsunternehmen verkauft worden. Der VRR hat nun eine erste Bilanz gezogen.

 Das Neun-Euro-Ticket (Symbolbild).

Das Neun-Euro-Ticket (Symbolbild).

Foto: Christoph Petersen

„Das hohe Interesse an dem vergünstigten, deutschlandweit gültigen Ticket sorgte wie erwartet an Pfingsten für einen großen Ansturm. An den großen Stationen und Haltepunkten im Verbundgebiet waren deutlich mehr Fahrgäste unterwegs. Dadurch kam es auch zu Haltezeitüberschreitungen und Verspätungen. Viele Linien waren so stark belastet, dass Fahrgäste nicht zusteigen konnten“, heißt es.

Seit dem 1. Juni war der VRR mit seinen eigenen Testerinnen und Testern durchgehend von 6 Uhr morgens bis abends 22 Uhr an den Bahnhöfen in Dortmund, Essen, Duisburg, Düsseldorf und Hagen vor Ort, um die Situation im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zu beobachten. Von Freitag bis Montag haben sie an allen Tagen stundenweise zudem die Lage vor Ort auf den grenzüberschreitenden RE-Linien Linien RE13 und RE19 nach Venlo und Arnhem überprüft.

„Während an den ersten beiden Gültigkeitstagen des Neun-Euro-Tickets noch keine größeren Probleme an den Bahnsteigen oder in den Zügen festzustellten waren, nahmen die Reisendenzahlen ab Freitagnachmittag deutlich zu. Viele tausend Menschen passten nicht mehr in die Züge und mussten auf spätere Zugleistungen ausweichen“, teilt der VRR mit.

Insbesondere am Freitagnachmittag, Samstagvormittag und am späten Samstagnachmittag sei die Hauptachse von Köln über Düsseldorf durch das Ruhrgebiet nach Hamm mit den Linien RE1, RE2, RE5, RE6 und RE11 so überlastet gewesen, „dass praktisch alle Züge über Stunden immer wieder zahlreiche Fahrgäste zurücklassen mussten. Besonders negativ betroffen war auch der RE16, auf dem am Samstag ohne Ersatz zahlreiche Züge aufgrund von Personalmangel ausfielen oder nicht mit der geplanten Kapazität fahren konnten.“

Auf den S-Bahn-Linien im Verbundraum kam es demnach hingegen insgesamt zu wenigen Problemen. Allerdings fiel die S3 zwischen Hattingen und Oberhausen wegen Personalmangel am Sonntag ganztätig aus. Der VRR empfiehlt Reisenden, auch S-Bahnen zu nutzen, wenn sie damit an ihr Ziel oder ihren Umstiegs Bahnhof gelangen können.

Der VRR rechnet auch in den nächsten Tagen, insbesondere an Fronleichnam, mit einer hohen Auslastung und wird daher die Lage weiterhin beobachten. „Bei den kommunalen Verkehrsunternehmen verlief das Pfingstwochenende weitestgehend unauffällig, dort ist es nicht zu regelmäßigen Überfüllungen gekommen. Dennoch waren auch dort wesentlich mehr Fahrgäste unterwegs als üblich. Vor allem Straßen- und U-Bahnen wurden stark genutzt“, so die Beobachtung.

Insgesamt könne auf die hohe Nachfrage mit zusätzlichen neuen Linien oder zusätzlichen Fahrten kaum reagiert werden, „da einerseits kurzfristig keine Trassen insbesondere auf den Hauptachsen zur Verfügung stehen und andererseits auch keine ausreichende Anzahl von Fahrzeugen“. Allerdings habe man bereits im Vorfeld und mit Blick auf die Pfingstfeiertage auf den zentralen Achsen alle verfügbaren Fahrzeuge als Verstärker eingesetzt.

Die drei nordrhein-westfälischen Aufgabenträger Nahverkehr Rheinland (NVR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und der VRR nehmen nun zusammen mit dem Verkehrsministerium NRW und den Eisenbahnverkehrsunternehmen eine gemeinsame Auswertung vor, um aus den Problemen Optimierungspunkte herauszuarbeiten.

„Grundsätzlich ist schon jetzt festzustellen, dass die Ressourcen begrenzt sind, so dass tatsächliche Kapazitätserweiterungen in den Spitzenstunden auf der Hauptachse nicht möglich sind. So sind am Pfingstwochenende bereits alle Fahrzeuge, die sonst an den Wochenenden als Reserve verfügbar sind, eingesetzt worden“, heiß es.

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