Besuch aus der Partnerstadt in Nicaragua "Ich rede immer gern"

Wuppertal · Vor 25 Jahren hat Hermann Schulz, damaliger Leiter des Peter Hammer-Verlages, ein kleines Buch veröffentlicht. Nur 25 Seiten, aber viele Fotos. Übersetzt worden ist es in viele Sprachen, und zahlreiche (auch Wuppertaler) Schulen arbeiten heute noch damit, wenn es um die Lebenswirklichkeit von Kindern in Lateinamerika geht.

 Im August 2015 trafen sich Hermann Schulz (re.) und Stefan Seitz (li.) mit Jackeline Rueda Morales (2.v.r.) und ihrer Tochter Hildegard auf der Terrasse des „Café ADA“ , um alte Fotos, alte Bücher und Neuigkeiten aus Nicaragua auszutauschen.

Im August 2015 trafen sich Hermann Schulz (re.) und Stefan Seitz (li.) mit Jackeline Rueda Morales (2.v.r.) und ihrer Tochter Hildegard auf der Terrasse des „Café ADA“ , um alte Fotos, alte Bücher und Neuigkeiten aus Nicaragua auszutauschen.

Foto: Raina Seinsche

Das Buch heißt "Jackeline. Ein Mädchen in Nicaragua", und ist 1990 zusammen mit der Deutschen Welthungerhilfe entstanden.

Seine "Heldin", Jackeline Rueda Morales, hatte Hermann Schulz bei einem Besuch in Matagalpa, Wuppertals Partnerstadt in Nicaragua, kennengelernt. Als "ihr" Buch erschien, war Jackeline zwölf — und besuchte zum ersten Mal Wuppertal, erzählte deutschen Kindern von sich und ihrem Land.

 Im Herbst 1997 war Jackeline Rueda Morales (vorn) zu Besuch in der Redaktion der Wuppertaler Rundschau. Mit im Bild Hermann Schulz (hinter ihr), Reinhold Hikl, der damalige Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Wuppertal-Matagalpa (re.) und links Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Im Herbst 1997 war Jackeline Rueda Morales (vorn) zu Besuch in der Redaktion der Wuppertaler Rundschau. Mit im Bild Hermann Schulz (hinter ihr), Reinhold Hikl, der damalige Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Wuppertal-Matagalpa (re.) und links Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Heinz Eschmat

Hermann Schulz erinnert sich schmunzelnd: "Ein reicher Wuppertaler fragte sie, ob sie einen Wunsch an ihn habe. Ja, eine Schule in unserem Stadtteil! Er zog knurrend sein Scheckbuch, und heute gibt es in Matagalpa die Grundschule 'Wuppertal'..." Im Juli 1997 folgte eine Delegationsreise zum zehnjährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Wuppertal und Matagalpa: Die Gruppe, zu der auch die Wuppertaler Rundschau gehörte, traf neben vielen anderen Menschen vor Ort auch Jackeline. Damals war sie 20, und als Tochter der stellvertretenden Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins in Matagalpa schon so etwas wie eine Identifikationsfigur in Sachen Jugendaustausch zwischen Deutschland und Mittelamerika. Wenige Monate später, im Herbst 1997, konnte Jackeline Wuppertal erneut besuchen — inklusive der damaligen Rundschau-Redaktion an. Seinerzeit hatte sich die junge Frau mit einem Friseur- und Schönheitssalon am Markt von Matagalpa selbstständig gemacht.

Jetzt, Jackeline ist 38, war sie wieder in Wuppertal — und Hermann Schulz konnte ihrer schon 14-jährigen Tochter Hildegard, die mit nach Deutschland gekommen war, zwei Exemplare seines "Jackeline"-Buches, die er noch in seinem Archiv gefunden hatte, schenken. Das war tatsächlich eine Überraschung, denn Hildegard wusste gar nicht, dass es solch ein Buch über ihre Mutter gibt. Und schon gar nicht, dass ihre Mutter in der französischen Version nicht "Jackeline", sondern "Yolanda" heißt, weil den Franzosen der Name Jackeline nicht spanisch genug klang ...

Heute arbeitet Jackeline Rueda Morales als Dozentin an der Universität UNAN in Matagalpa: Sie unterrichtet Ökonomie und macht im Januar ihren Master in Pädagogik. Sie sagt: "Die Arbeit mit jungen Leute gibt mir viel Motivation. Ich möchte ihnen zeigen, dass Bildung Zukunft bedeutet, Hoffnung bringt. Viele junge Nicaraguaner verlassen ihr Land, gehen nach Costa Rica oder in die USA. Ich möchte dazu beitragen, dass sie hierbleiben, an das Land glauben und seine Zukunft mitgestalten."

Und ein weiteres Thema spielt in Jackelines Arbeit eine Rolle: Die immer noch immensen Probleme, die alleinerziehende Mütter, wie sie selbst auch eine ist, in der nicaraguanischen Gesellschaft haben. "Durch das, was ich privat und beruflich erlebt habe, denke ich, ein Beispiel geben zu können, wie es funktioniert, wenn man an sich glaubt und nicht aufgibt", sagt sie. Und ergänzt: "Das klingt vielleicht ein bisschen romantisch, aber so sehe ich meine Arbeit an der Universität: Eine Mischung aus Büchern und dem echten Leben."

Dass ihre Studenten ihr aufmerksam zuhören, kann man sich gut vorstellen, denn lachend beschreibt sie sich selbst: "Ich rede immer gern — und viel."

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