Bastian Wadenpohl „Ich möchte etwas Echtes machen“

Wuppertal · Erfolg definiert der Wuppertaler Liedermacher Bastian Wadenpohl für sich als Freiheit, die Dinge tun zu können, die er will. Damit fegt der 32-Jährige jeglichen Vergleich zum angesagten Deutschpop lässig vom Tisch — und umgibt sich lieber mit den Helden der alten Liedermacher-Zeit.

 Weil er „Du kanns zaubere“ von BAP spielen wollte, begann Bastian Wadenpohl vor zehn Jahren mit der Musik. Heute schreibt er eigene Lieder.

Weil er „Du kanns zaubere“ von BAP spielen wollte, begann Bastian Wadenpohl vor zehn Jahren mit der Musik. Heute schreibt er eigene Lieder.

Foto: Max Höllwarth



Liebeskummer ist ja bekanntlich ein Arschloch. Aber manchmal bringt er auch die bitterschönsten Dinge hervor. Zum Beispiel Zeilen wie diese: "Und alle sollen mich in Ruh' lassen, alle, nur nicht du. Und niemand lässt mich in Ruh', niemand außer du!" Darin mag sich reinwerfen, wessen Herz grad wütet und tobt. Ein Lied, das nach biertrunkenem Thekengesitze klingt. Verletzlich, melancholisch, zornig, ein wenig bitter — und niemals kitschig. Geschrieben hat es der Wuppertaler Bastian Wadenpohl.


Ein Name, der nach der Zeit der deutschen Liedermacher klingt. Und genau so bezeichnet sich der 32-Jährige auch selbst. "Ich finde es albern, mich Singer/Songwriter zu nennen, wenn ich deutsche Texte schreibe", sagt Wadenpohl. Und wer dabei an politischen Protest und Demos denkt, liegt gar nicht so falsch. "Ich bin anfangs unter dem Pseudonym ,Tetzlaffs Tiraden' aufgetreten", erzählt der Musiker, der damals gegen den Kapitalismus genauso protestierte wie gegen Rheinmetall und die Ukraine-Krise. Geprägt durch politisch engagierte Eltern, die oft auf Demos unterwegs waren. Und durch einen musikalischen Vater, der eigentlich auch Liedermacher werden wollte, "doch zu viele Kinder bekommen hat".


Doch irgendwann war es Bastian Wadenpohl zu anstrengend, immer "das Richtige zu sagen" und statt ausschließlich politische Lieder zu schreiben, konzentrierte er sich auf ganz Persönliches. So hatte es immerhin auch angefangen. Damals als er 22 war, noch in Monheim lebte und seine erste Gitarre kaufte, weil er "Du kanns zaubere" von BAP spielen wollte. Jetzt heißen seine Lieder "Denn das Herz", "Nussschalenkapitän" oder "Petri Heil" und sind Teil seiner zweiten CD "Abgrundtief überflüssig". Zwölf Songs, die "ziemlich schnell" entstanden sind, wie Wadenpohl sagt. "Das ist eine Liebeskummer-Platte geworden. Da kamen die Texte ziemlich schnell zu mir", erzählt er, "und das obwohl ich sehr anspruchsvoll bin, was Texte angeht."


Manchmal erinnert das an die anrührend verschrobene Poesie von Element of Crime. Und auch die markant knarzende Stimme von Wadenpohl ist von Sven Regeners Alkohol-Tabak-Melange gar nicht weit weg. Dazu gesellt sich die trotzige Melancholie von Gisbert zu Knyphausen und aus der Ferne winken Bob Dylan und Leonard Cohen herüber. Das sind seine Vorbilder, seine Einflüsse.


Nach Wuppertal kam der gebürtige Kölner durch sein Germanistik-Studium. "Ich kannte aus der Zeit zwar nur den Bahnhof und den Weg zur Uni, aber die Stadt hat was. Ich mag das Abgeranzte, das passt zu meinem nicht so soliden Leben irgendwie gut." In Wuppertal, so Wadenpohl, falle so jemand wie er gar nicht weiter auf. Hier seien doch alle ein wenig verrückt. Leben kann er von seiner Musik (noch) nicht, finanziert sich diese Leidenschaft durchs Kellnern. "Das passt wunderbar zusammen."


Obwohl er in dem kleinen Retap-Verlag einen wohlwollenden Partner gefunden hat, könnte es insgesamt doch besser laufen mit dem CD-Verkauf. Aber andererseits: "Ich bin erfolglos, das hat den Vorteil, dass ich tun kann, was ich will", sagt er. "Ich darf nuscheln und komplizierte Texte schreiben, das interessiert niemanden." Und letztlich geht es Bastian Wadenpohl ja auch um ganz anderes. "Ich möchte jenseits von Fame und Erfolg etwas ganz Echtes machen — und das klappt so eigentlich sehr gut", findet der Sänger und Gitarrist und verweist auf Lieder wie "Stiefeltritte" oder "Schleichwerbung". Das seien durchaus sperrige Texte, die obendrein auch zu Missverständnissen einlüden, keine plakativen Botschaften, wie man sie so gern habe in der deutschsprachigen Musik. Und die man auch so gern im Radio spiele. Und er, er dürfe das einfach so machen. "Das ist doch toll. Ich führe doch eigentlich ein schönes Leben."

Wer Bastian Wadenpohl live sehen will, muss sich noch etwas gedulden. In Wuppertal steht er erst im Sommer wieder im Café Swane auf der Bühne.
Seine CD ist bei Monte Verità in der Marienstraße auf dem Ölberg erhältlich.
Mehr Infos: www.facebook.com/bastianwadenpohl.

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