Weltladen Gemarke Von der Solidarität zum guten Geschmack

Wuppertal · Heute vor 50 Jahren kam der faire Kaffee nach Deutschland. In Weltläden wie Gemarke ist er nicht wegzudenken.

 Barbara Herfurth vom Weltladen gemarke.

Barbara Herfurth vom Weltladen gemarke.

Foto: GEPA

Er ist mit Abstand der Bestseller im Weltladen an der Gemarker Kirche: der faire Kaffee. Er wird gerne und häufig gekauft und zwar in allen Varianten – ob als Mischung aus der Organico-Reihe, entkoffeiniert oder als Bohne für den Vollautomaten. „Für viele unsere Kundinnen und Kunden ist es wichtig zu wissen, wo der Kaffee herkommt, wie er produziert wird und dass die Menschen, die ihn produzieren, dafür auch fair entlohnt werden“, sagt Barbara Herfurth, die den Weltladen in der Gemarker Kirche betreut.

Viele kaufen den Kaffee des Wuppertaler Fair Handelsunternehmens GEPA regelmäßig im Weltladen, und auch die Gemeinde Gemarke-Wupperfeld kocht bewusst nur den fairen Kaffee. Auch bei der 1975 gegründeten GEPA ist er bis heute eines der Hauptprodukte. Etwa 45 Prozent seines Umsatzes macht das gemeinwohlorientierte Unternehmen mit dem Verkauf der fair gehandelten Bohnen, die es mittlerweile in einer sehr vielfältigen Produktpalette gibt.

 Der faire Kaffee damals und heute.

Der faire Kaffee damals und heute.

Foto: GEPA

Heute vor genau 50 Jahren kam der faire Kaffee nach Deutschland. Am 21. September 1973 wurde die erste Charge des „Indio-Kaffee“ genannten Getränks aus Guatemala von einem Lager in Frankfurt an Kundinnen und Kunden ausgeliefert. Initiator des Ganzen war ein Bildungsreferent des katholischen Werks für Entwicklungszusammenarbeit Misereor, der die Ware in Aachen über die niederländische Stiftung S.O.S. bezogen hatte.

Damit wurde gleichzeitig die Saat gelegt für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Fairen Handels. Ausschlaggebend für seine Entstehung waren die Jugendorganisationen der evangelischen und katholischen Kirche. Sie hatten Anfang der 1970er Jahre mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel gefordert.

In ihren sogenannten „Hungermärschen“ demonstrieren sie für gerechtere Löhne und eine bessere Behandlung der Menschen, die auf Kaffee, Tee oder Kakaoplantagen arbeiteten. Die Lösung: Die Importeure – zunächst vor allem Hilfsprojekte – sollten den Gewinn in die Herkunftsländer leiten, statt ihn für sich abzuschöpfen.

Existenzsichernde Preise

Verkauft wurden die Produkte in den „Dritte-Welt-Läden“ – heute „Weltläden“ -, die neben Kaffee eine Vielzahl weiterer Produkte zu fairen Preisen anboten. Existenzsichernd sollten diese Preise sein, das heißt so hoch, dass Bäuerinnen und Bauern nicht nur ihre Kosten decken und ihre Familien ernähren, sondern auch in eine nachhaltige Zukunft investieren konnten.

 Kleber Cruz Garcia, GEPA-Einkaufsmanager Kaffee (Mitte), mit Röstmeistern der Kaffeegenossenschaft FEDECOCAGUA.

Kleber Cruz Garcia, GEPA-Einkaufsmanager Kaffee (Mitte), mit Röstmeistern der Kaffeegenossenschaft FEDECOCAGUA.

Foto: GEPA

Kleber Cruz Garcia, Einkaufsmanager bei der GEPA, erinnert sich, dass etwa der Kaffee aus Nicaragua am Anfang eher nach Solidarität schmeckte als nach gutem Kaffee. Ein Ruf, der dem Fairtrade-Kaffee bis heute nachhängt. Doch das hat sich längst geändert: Inzwischen verkauft jeder Supermarkt verschiedenste Sorten fair gehandelten Kaffee. Der faire Handel ist international vernetzt und geprüft und umfasst immer mehr Produkte.

Kaffee, den man sich leisten will

Dennoch hat der Exportschlager fairer Kaffee in Deutschland nur einen Marktanteil von rund sechs Prozent, während es zum Beispiel in der Schweiz fast 16 Prozent sind. Die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher bevorzugen herkömmliche Produkte, bei denen aktuell pro amerikanisches Pfund (454 Gramm) Arabica-Kaffee kaum mehr als 1,50 US-Dollar gezahlt wird. Demgegenüber garantiert der Faire Handel den Kaffeebäuerinnen und -bauern einen Mindestpreis von 1,80 Dollar.

Trotz Inflation und höheren Lebenshaltungskosten seien nach wie vor viele ihrer Kundinnen und Kunden bereit, etwas mehr für ihren Kaffee zu zahlen und damit die Kleinbauern und – bäuerinnen zu unterstützen, sagt Barbara Herfurth. „Die Tasse Gepa-Kaffee ist ihr kleiner Luxus am Tag und ihre kleine Auszeit vom Alltag.“

(KK-sd)
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