Interview mit Mohamed Abodahab Erster muslimischer Friedhof: "Echter Meilenstein"

Wuppertal · Wuppertal bekommt einen muslimischen Friedhof — als erste Stadt Deutschland.

2018 soll der deutschlandweit erste muslimische Friedhof neben dem Gelände des evangelischen und jüdischen Begräbnisareals an der Krummacherstraße in Betrieb gehen. Am Dienstag (6. Dezember 2016) gibt es um 17 Uhr im Hotel "Eskeshof" die erste von zwei öffentlichen Info-Veranstaltungen für alle Nachbarn in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Landschaftsbauarchitektur der Bergischen Uni. Rundschau-Redakteur Stefan Seitz sprach mit Mohamed Abodahab, Bauingenieur und stellvertretender Vorsitzender des muslimischen Friedhofsträgervereins.

Rundschau: Seit wann gibt es das Thema eines muslimischen Friedhofs?

Abodahab: Schon 2007 kam die Idee auf, und zwar aus der Bürgerschaft. Es folgten viele Gespräche mit den Wuppertaler Landtagsabgeordneten, mit dem damaligen Oberbürgermeister Peter Jung, mit Sozialdezernent Kühn, mit der evangelischen Kirche. Wir haben viel Hilfe von allen Seiten bekommen.

Rundschau: Dass das Ganze konkret wurde, ist ja noch nicht so lang her.

Abodahab: 2014 hat NRW sein Bestattungsgesetz geändert. Jetzt dürfen nicht mehr nur Körperschaften des öffentlichen Rechtes wie Kirchen Friedhöfe betreiben, sondern auch religiöse Vereine auf dem Wege der Beleihung durch eine Kommune. Wir haben deswegen den "Friedhofsträgerverein Muslimische Friedhöfe Wuppertal" gegründet. Zurzeit läuft das Verfahren, in dem die Stadt Wuppertal uns das Recht, einen Friedhof zu betreiben, beleiht.

Rundschau: Wie war es früher oder wie ist es noch, wenn muslimische Menschen in Wuppertal sterben?

Abodahab: Es gibt etwa 30.000 Muslime in unserer Stadt. Die meisten ließen und lassen sich in ihrer Herkunftsheimat bestatten. Wir gehen davon aus, dass sich das deutlich ändern wird, wenn der Friedhof fertig ist. Denn es wird ein Areal in muslimischer Trägerschaft und mit so genanntem Ewigkeitsrecht. Das bedeutet, das Gelände wird für immer ein muslimischer Friedhof sein. Beim muslimischen Gräberfeld, das die Stadt schon vor langer Zeit in Ronsdorf errichtet hat, ist das nicht gewährleistet. Deswegen gab es da bei gläubigen Muslimen immer einige Zweifel.

Rundschau: Wie groß soll das zukünftige Friedhofsgelände werden?

Abodahab: Das Gesamtareal hat etwa 19.500 Quadratmeter, der Friedhof selbst wird wohl rund 15.000 Quadratmeter haben. Das bietet Platz für bis zu 3.000 Gräber, einige Gebäude und auch Parkplätze. Wir arbeiten mit den Landschaftsarchitekten der Bergischen Uni zusammen, die Entwürfe machen, wie das Gelände einmal aussehen kann.

Rundschau: Wird es Geräusch- oder Geruchsprobleme geben?

Abodahab: Nein. Unsere Bestattungen verlaufen immer sehr ruhig. Außerdem haben wir sämtliche erforderlichen Gutachten in Sachen Boden, Hygiene, Umwelt- und Gewässerschutz von Experten anfertigen lassen. Und zudem ist das gesamte Gelände ja ohnehin schon seit Jahrzehnten im Bebauungsplan der Stadt Wuppertal als Friedhofsfläche ausgewiesen.

Rundschau: Können Sie etwas über die zu erwartenden Kosten sagen?

Abodahab: Es gibt einerseits den Preis, den wir für das Grundstück bezahlen müssen. Dann kommen Bau, Betrieb und Unterhalt des Friedhofes hinzu. Die Finanzierung des gesamten Projektes erfolgt über die Wuppertaler Moschee-Gemeinden, und zwar zu 100 Prozent über Spenden. Wir erhoffen uns Unterstützung von weiteren wohltätigen Stiftungen oder Organisationen.

Rundschau: Das Areal gehört der evangelischen Kirche? Wie lief die Zusammenarbeit?

Abodahab: Ganz hervorragend. Das kann man wirklich nicht anders sagen. Und auch die Zusammenarbeit mit der jüdischen Kultusgemeinde, deren Friedhof ja neben unserem zukünftigen Bereich liegt, ist absolut unkompliziert. Bei der Infoveranstaltung am 6. Dezember wird es auch eine Ausstellung über jüdische, christliche und islamische Bestattungsriten geben. Das zeigt, wie gut die Religionen in Wuppertal miteinander zurecht kommen.

Rundschau: Das Projekt ist der erste muslimische Friedhof in Deutschland. Wie schätzen Sie die Bedeutung dieses Signals ein?

Abodahab: Das ist ein echter Meilenstein. Ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Muslime in Deutschland angekommen und ein fester Bestandteil sind. Viele sind ja schon hier geboren und wollen auch in ihrer Heimat, also in Deutschland, begraben werden können.

Rundschau: Wie geht's jetzt weiter?

Abodahab: Auf unsere neuen Nachbarn rund um den Eskesberg freuen wir uns, auch auf ihre Fragen und ihre Anregungen. Das soll das Thema am 6. Dezember im Hotel "Eskeshof" sein. Einen weiteren Info-Abend haben wir für den 7. Februar 2017 terminiert. Dann wollen wir die Planungsentwürfe, wie der Friedhof tatsächlich aussieht, öffentlich präsentieren. Mit seiner Inbetriebnahme rechne ich 2018.

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