Politik AfDler soll Presbyter bleiben

Wuppertal · Dr. Hartmut Beucker ist stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums der Südstadt-Gemeinde und wird bei den Landtagswahlen als Direktkandidat für die AfD antreten. Eine merkwürdige Kombination, die seit Wochen die evangelische Kirche beschäftigt.

 Dr. Hartmut Beucker ist stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums der Südstadt-Gemeinde.

Dr. Hartmut Beucker ist stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums der Südstadt-Gemeinde.

Foto: Heinz Majewski

Auf einer Presbyteriums-Sitzung wurde er am Montag aufgefordert, den Vorsitz niederzulegen. Gleichwohl soll er weiterhin dem Gremium angehören, man will dadurch das Gespräch und den Diskurs mit ihm suchen. Des Amtes entheben könnte man ihn ohnehin aus rechtlichen Gründen schon nicht.

Beucker gehört schon einige Jahre dem Presbyterium an. "Wir haben sehr gut zusammengearbeitet", sagt Pfarrer Gerson Monhof, der wie die anderen Mitglieder des Gemeinderates vor einem Monat von der Kandidatur völlig überrascht worden war. In einer schriftlichen Stellungnahme hatte das Presbyterium damals spontan sein Unverständnis erklärt. Schließlich stünden Aussagen führender AfD-Politiker im klaren Widerspruch zur Haltung der evangelischen Kirche — nicht zuletzt im Engagement für die Flüchtlingshilfe.

Allerdings könne man "Herrn Beucker nicht konkret vorwerfen, gegen die Bekenntnisse unserer Kirche, auf die er bei seiner Amtseinführung als Presbyter ein Gelübde abgelegt hat, verstoßen zu haben". Dementsprechend hatten Gemeindevertreter das Gespräch mit ihm gesucht, um die offensichtlichen Widersprüche aufzuklären — bislang vergeblich.

Auf der jetzt stattgefundenen Sitzung soll Beucker erklärt haben, seine politischen Aktivitäten seien seine Privatsache. Außerdem stehe das Programm der AfD nicht im Widerspruch zu Positionen der evangelischen Kirche. Ob er auf die Forderungen des Presbyteriums eingeht, wolle er demnächst entscheiden.

Schon die Kreissynode hatte sich vor 14 Tagen intensiv mit dem Fall beschäftigt. Superintendentin Ilka Federschmidt hatte in diesem Zusammenhang die "Vereinnahmung des Christentums durch die AfD als Teil einer vermeintlich klaren deutschen Leit-Kultur" kritisiert. Zugleich sah sie in der Auseinandersetzung mit den dort aufgestellten Behauptungen eine große seelsorgliche und Bildungsaufgabe in den Gemeinden.

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