Leserbrief „Nicht den gewünschten Effekt erzielt“

Betr.: Verkehrssituation in der Hünefeldstraße

 Blick in die Hünefeldstraße.

Blick in die Hünefeldstraße.

Foto: Christoph Petersen

Angesichts der laufenden Umbaumaßnahmen im Rahmen des Projekts zur Schaffung einer Fahrradtalachse parallel zur B7, insbesondere in der Hünefeldstraße, möchte ich auf eine bemerkenswerte Veränderung hinweisen. Diese Veränderung hat nicht nur bei den Autofahrern, sondern auch bei den Radfahrern für reichlich Verwirrung gesorgt. Früher waren auf den Gehwegen entlang dieser Straße zwei Fahrradwege eingerichtet, deren Benutzung für Radfahrer vorgeschrieben war. Die roten Pflastersteine auf dem Gehweg markierten eindeutig diesen Weg. Doch nun wurde die Verkehrsführung geändert: Statt den Gehweg zu nutzen, ist es Radfahrern gestattet, die einstige Einbahnstraße auf der Fahrbahn in beiden Richtungen zu befahren.

Die Folge dieser Maßnahme ist, dass sich Rad- und Autofahrer nun im wahrsten Sinne des Wortes viel näher kommen. Die Fahrbahn der Hünefeldstraße ist so schmal, dass für Lkw kaum noch Platz ist. Sie müssen manchmal vorsichtig rangieren, wenn die geparkten Autos etwas weiter weg vom Bordstein geparkt haben. Es ist klar, dass der entgegenkommende Radfahrer keinen Platz hat.

Das führt dazu, dass Autofahrer verständlicherweise die Radfahrer kritisieren, warum sie nicht den markierten Fahrradweg benutzen (denn die roten Markierungen auf dem Gehweg sind nach wie vor sichtbar). Radfahrer hingegen geraten oft in gefährliche Situationen, da sie dem Gegenverkehr sehr nahekommen müssen und häufig ausparkenden Autos ausweichen müssen (die nicht mit entgegenkommenden Radfahrern rechnen). Einige Radfahrer entscheiden sich dann wieder für den verbotenen Radweg, was wiederum zu Kommentaren von Fußgängern führt, die darauf hinweisen, dass das Radfahren auf dem Gehweg nun verboten sei. Gleichzeitig müssen sie den neuen Parkverbotsschildern auf dem alten Radweg ausweichen.

Es scheint, als hätten hier stadtplanerische Entscheidungen nicht den gewünschten Effekt erzielt. In vielen europäischen Großstädten mit einem hohen Anteil an Fahrradfahrern gilt die Maxime, den Fahrrad- und Autoverkehr strikt zu trennen, zum Wohl beider Verkehrsteilnehmer. Wuppertal jedoch hat einen anderen Weg eingeschlagen, der bereits zu Frustration bei den Verkehrsteilnehmern und Unverständnis bei den Anwohnern führt. Hoffentlich führt dies nicht in Zukunft zu noch schwerwiegenderen Problemen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, ich habe gehört, dass Sie selbst gerne Rad fahren. Als jemand, der 15 Jahre lang den Berliner Straßenverkehr bewältigt hat, fühle ich mich jedoch auf diese neue Verkehrssituation nicht ausreichend vorbereitet. Ich lade Sie herzlich ein, entweder alleine oder gerne auch gemeinsam mit mir, die betroffene Passage während des Berufsverkehrs mit dem Fahrrad zu befahren. Auf diese Weise können Sie sich selbst ein Bild von der aktuellen Verkehrssituation machen und hoffentlich entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Franz Gärtner

Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de
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