Abschlussklasse des Berufskollegs Werther Brücke kritisiert Schulöffnung „Wir wurden nicht nach unserer Meinung gefragt“

Wuppertal · Die Abschlussklasse des Berufskollegs Werther Brücke, Assistentenjahrgang Maschinenbau, nimmt in einem öffentlichen Brief zur aktuell geplanten Schulöffnung für Abschlussjahrgänge Stellung. „Es ist unangebracht, in der aktuellen Situation die Prüfungen schreiben zu lassen beziehungsweise die Schulen zu öffnen“, erklären die Schüler.

 Das Berufskollegs Werther Brücke. Am Donnerstag findet hier wieder Unterricht für die Abschlussklassen statt.

Das Berufskollegs Werther Brücke. Am Donnerstag findet hier wieder Unterricht für die Abschlussklassen statt.

Foto: Berufskolleg Werther Brücke

Weiter heißt es in dem Brief der Wuppertaler Abschlussklasse: „Natürlich könnte man behaupten, wir hätten keine Lust, die Prüfungen zu schreiben, aber so ist es nicht. Seit 13 Jahren gehen wir zur Schule und wussten auch damals schon, dass wir diese Prüfungen schreiben müssen. Jedoch fühlen wir uns sehr benachteiligt und fühlen uns auch nicht recht sicher bei der Sache. Es ist fast schon Angst, was die meisten Schüler*innen empfinden. Das Argument, dass wir in unserem Alter nicht zur Risikogruppe gehören, finden wir nicht akzeptabel. Mittlerweile erkranken auch kerngesunde Jugendliche an dem Virus und sterben auch dran. Abgesehen davon haben wir in unserer Klasse auch Schüler, die durch eine Vorerkrankung zur Risikogruppe gehören. Es geht nicht nur um uns Schüler, sondern auch um unsere Lehrer und um unsere Familienangehörigen.

Sehr viele von uns kommen nicht aus Wuppertal, haben keinen Führerschein und besitzen kein Auto. Diese Schüler*innen müssen in öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule kommen. Der wichtigste Aspekt ist, welcher uns am meisten trifft, dass man mit unseren Leben spielt. Frau Gebauer (NRW-Schulministerin) rechnet mit Todesfällen bei Lehrkräften und Familienangehörigen und will trotzdem die Schulen wieder öffnen und die Prüfungen stattfinden lassen. Das Argument von Herrn Laschet ist, dass er sich sorgt um die Anerkennung des Abiturs in NRW beziehungsweise, dass das in NRW erworbene Zeugnis nicht in anderen Bundesländern anerkannt wird. Jeder Mensch weiß, dass 2020 diese Pandemie stattgefunden hat und wird Verständnis zeigen. Außerdem bekommen wir unser Abschlusszeugnis nicht einfach so. Wir haben drei Jahre zielstrebig darauf hin gearbeitet und haben sogar schon die Vorprüfungen für dieses Jahr geschrieben. Wir haben also schon unsere Vornoten, womit wir unseren Abschluss bekommen könnten. Desweiteren hatten wir in einigen Fächern nicht die ausreichende Vorbereitung zur Prüfung.

In Deutschland herrscht Einigkeit, Recht und Freiheit an erster Stelle. Wir wurden nicht ein einziges Mal nach unserer Meinung gefragt. Seit der Grundschule wird uns beigebracht, dass Respekt auf Gegenseitigkeit beruht, jedoch werden wir nicht beachtet. Wir hoffen, wir können etwas mit diesem Brief bezwecken.“

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