Ein wesentlicher Faktor in Opern ist der Umgang mit Zeit. Oftmals ist der Unterschied zwischen dargestellter Zeit und der Zeit, welche die Darstellung benötigt, besonders auffallend. Selten werden Geschichten kurz und bündig erzählt, vielmehr lebt das Musiktheater von der Möglichkeit, Situationen und Gefühle so kunstvoll wie möglich zu schildern.
Um eine möglichst hohe Amplitude der Emotionen zu erreichen, gehen Opernautorinnen und -autoren bei der Entwicklung von Dramen möglichst weit, man lebt dann durchaus auch von Tabubrüchen, geht buchstäblich über Leichen. Auch über solche, die von Suiziden hinterlassen werden. Das kann in manchen Fällen zu großartiger Theatralik, allzu oft aber auch zu einiger Plattheit führen, in welche sich das Publikum freilich gerne ziehen lässt, wohlige Schauer der Entgrenzung geradezu genießend.
Der Vortrag von Günther Weißenborn gibt einen Überblick über die Verwendung der Handlungsvariante Suizid in Opern des gängigen Repertoires. Der Eintritt zu der Veranstaltung, die im Rahmen der Offenen Abende stattfindet, ist frei.