Dienstag in Wuppertal Zweiter Kippa-Tag als Zeichen der Solidarität

Wuppertal · Am Dienstag (23. Mai 2023) findet in Wuppertal der zweite Kippa-Tag statt. Für Ulrike Schrader (Leiterin der Begegnungsstätte Alten Synagoge) ist das ein wichtiges Zeichen der Solidarität.

 Dr. Ulrike Schrader.

Dr. Ulrike Schrader.

Foto: Eduard Urssu

„Offene Gewalt gegen Juden ist nichts Ungewöhnliches in Europa. Da gibt es nichts zu beschönigen“, sagt Dr. Ulrike Schrader. „Ich würde es nicht empfehlen, als Jude mit Kippa über den Werth zu gehen. Die meisten frommen Juden in Deutschland tragen immer noch eine Baseballcup zusätzlich, um die Kippa zu ,neutralisieren‘.“ Einen Kippa-Tag wie von der Solidargemeinschaft Wuppertal zum zweiten Mal initiiert wird, hält sie daher durchaus für richtig und wichtig. „Es geht darum, Solidarität zu zeigen“, so Schrader.

Antisemitismus werde häufig zu Unrecht in einem Atemzug mit Rassismus genannt. „Aber Antisemitismus ist keine Spielart von Rassismus, sondern vielmehr Ausdruck einer Haltung zur Welt, die ähnlich wie eine Verschwörungsfantasie funktioniert“, so Schrader. „Beim Rassismus geht es um Diskriminierung und Abwertung des vermeintlich Fremden und Anderen, beim Antisemitismus um eine Dämonisierung ,des Juden‘ als Ursache allen Übels.“

In die Begegnungsstätte Alte Synagoge kommen viele Schulklassen und Jugendliche und das Thema „Judentum“ liegt auf der Hand. Dabei beobachtet Dr. Schrader bei einigen muslimischen Familien starke Sympathien für die Palästinenser und zugleich große Vorbehalte gegen Israel, das mit den Juden gleichgesetzt wird: „Das kann zu einer judenfeindlichen Haltung führen. Weil bei uns im Haus erstmal jeder seine, jede ihre Meinung offen sagen kann, hören wir auch die deutlichen Ressentiments bei manchen muslimischen Schülerinnen und Schülern. Das hat nicht nur etwas mit dem so genannten Nah-Ost-Konflikt zu tun, sondern auch mit der Zunahme fundamentalistischer und konservativer religiöser Einstellungen. Ohne hier etwas verwässern zu wollen, muss man an der Stelle aber auch sagen, dass die religiöse Radikalisierung nicht nur ein Problem im Islam ist, sondern auch im Christentum und im Judentum."

Gezielte Aufklärungsarbeit sei die beste Möglichkeit, auf Antisemitismus zu reagieren. „Es ist wichtig, dass sich Kinder und Jugendliche multi-perspektivisch mit dem Judentum auseinandersetzen“, sagt Schrader.

So lädt die Begegnungsstätte für um 17 Uhr zur Lesung mit Eva Lezzi, der Autorin des jüdisch-muslimischen Jugendromans „Die Jagd nach dem Kidduschbecher“, ein. Die Lesung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene findet in der Stadtbibliothek Wuppertal (Kolpingstraße 8) statt.

Ebenfalls um 17 Uhr setzt sich nach kurzen Grußworten an der Synagoge in Wuppertal-Barmen (Gemarker Straße/Ecke Parlamentstraße) ein Zug in Bewegung setzen, der über die Zwinglistraße, den Johannes-Rau-Platz, die Wegnerstraße, die Kleine Flurstraße imd den Werth zur Kirche St. Antonius führt. Während des Zuges tragen die Männer – Juden wie Nichtjuden – Kippot. Die Kippot werden von der jüdischen Kultusgemeinde zur Verfügung gestellt. Das Mitbringen eigener Kippot ist ausdrücklich erwünscht.

„In einem freien Land wie Deutschland ist auch die freie und öffentliche Ausübung der Religion ein hohes Gut. Es muss möglich sein, dass Juden ohne Angst auch in der Öffentlichkeit eine Kippa tragen können. Die Solidargemeinschaft Wuppertal setzt hierzu ein starkes Zeichen des Respekts und der Solidarität“, sagt Dr. Werner Kleine für die Solidargemeinschaft Wuppertal.

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