Gesundheitsrisiko Unterschätzte Risiken: Asbest in privaten Räumen und Wohnhäusern

Nur wenige Materialien dürften einen vergleichbaren Imagewandel erlebt haben, wie dies bei Asbest der Fall ist. Schon in der Antike geschätzt und über Jahrhunderte als "Wunderfaser" gepriesen, gilt das Material heute als einer der gefürchtetsten Schadstoffe überhaupt. Eine große Festigkeit, Säure- und Hitzebeständigkeit sowie eine sehr gute dämmende Wirkung zeichnen Asbest ebenso aus wie die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten, etwa durch Spinnen oder Weben.

Unterschätzte Risiken: Asbest in privaten Räumen und Wohnhäusern
Foto: Pixabay/Thebeebesknees

So erwähnte beispielsweise Plinius der Ältere Tischtücher aus "unbrennbarem Leinen", die sich durch Feuer reinigen ließen. Im 19. und 20. Jahrhundert erfreute sich Asbest vor allem als Dämmstoff, als Material für Arbeitsschutzkleidung und als Beimischung für Baustoffe, beispielsweise Faserzement, großer Beliebtheit. Zwar hatte man schon um 1900 eine durch Asbest verursachte und als Asbestose bezeichnete Atemwegserkrankung entdeckt, und in den 1940er-Jahren war durch Asbestbelastungen verursachter Lungenkrebs als Berufskrankheit anerkannt worden. Doch erst seit den 1970er-Jahren wurde die Verwendung von Asbest durch Auflagen und Verbote immer weiter eingeschränkt.

Sanierungsaufwand oft hoch – aber unvermeidlich

Aufgrund der vielfältigen Nutzungen im Bauwesen bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus ist Asbest auch heute noch in zahlreichen Gebäuden weltweit zu finden. Vor allem im Zusammenhang mit größeren Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen werden häufig Asbestbelastungen festgestellt. Dann muss vor dem Beginn der eigentlichen Umbaumaßnahmen zunächst eine fachgerechte Schadstoffsanierung durchgeführt werden. Dies stellt öffentliche wie private Eigentümer und Bauherren oft vor erhebliche Herausforderungen, denn neben immer weiter steigenden Baukosten müssen sie zusätzlich die Kosten für die Schadstoffsanierung aufbringen. Im privaten Bereich können die mit dem Thema Asbest verbundenen Kostenrisiken mitunter dazu verleiten, das Problem zu verdrängen und zu hoffen, es werde schon nichts passieren. Tatsächlich besteht nicht in jedem Gebäude, bei dessen Bau Asbest verwendet wurde, eine Gefahr für die Gesundheit. So wurden beispielsweise Stahlkonstruktionen in Gebäuden aus Gründen des Brandschutzes oft mit einer asbesthaltigen Schicht besprüht. Solange diese Schicht nicht beschädigt wird und die Asbestfasern darin gebunden bleiben, stellt das im Alltag kein Risiko dar. Im Zuge von Baumaßnahmen kann es allerdings geschehen, dass durch Beschädigung von asbesthaltigen Materialien Asbestfasern freigesetzt und eingeatmet werden. In privaten Wohnungen ist dies ebenfalls leicht möglich, ohne dass den Betreffenden das Risiko überhaupt bewusst ist. Wurden beispielsweise im Bad Rohrleitungsschächte mit asbesthaltigen Platten abgedeckt, kann schon das Bohren von Löchern zur Befestigung eines Badschränkchens oder eines Spiegels dazu führen, dass mit dem Bohrstaub auch Asbestfasern in die Atemluft gelangen. Das Tückische an Asbest ist, dass bereits kleinste, mit bloßem Auge kaum sichtbare Partikel ausreichen können, um sich in der Lunge festzusetzen und dort irreparable Schäden zu verursachen. Ob eine Asbestbelastung in den privaten Wohnräumen vorliegt, lässt sich durch einen Asbest Test ermitteln. Ist das Ergebnis positiv, sollte die Ursache der Asbestbelastung abgeklärt werden.

Langfristige Lungenschädigungen vermeiden

Im besten Fall lassen sich einzelne asbestbelastete Bauteile identifizieren, die leicht ausgetauscht werden können. Bei einer umfassenden Belastung oder wenn asbesthaltiges Material an Stellen verwendet wurde, wo ein einfacher Austausch nicht möglich ist, müssen möglicherweise auch kostenintensive Sanierungsmaßnahmen in Kauf genommen werden, um langfristige Lungenschädigungen zu vermeiden. In Deutschland sind derzeit drei verschiedene Erkrankungen als durch Asbest verursachte Berufskrankheiten anerkannt. Dabei handelt es sich um die auch als Asbestose bezeichnete Asbeststaublungenerkrankung, Lungen- und Kehlkopfkrebs sowie ein durch Asbesteinwirkung hervorgerufenes Mesotheliom. Dieser eher seltene Tumor wird größtenteils bei Männern in höherem Alter diagnostiziert und tritt vor allem am Brustfell oder auch am Bauchfell auf. Diese Erkrankungen können jedoch nicht nur als Folge einer berufsbedingten Asbestexposition auftreten. Auch wenn private Wohnräume asbestverseucht sind oder wenn bei Heimwerkerarbeiten – möglicherweise unwissentlich – Asbestfasern freigesetzt und eingeatmet werden, drohen derartige Gefahren für die Gesundheit. Deshalb ist es sinnvoll, sich frühzeitig über typische Verwendungen von Asbest in den vergangenen Jahrzehnten und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu informieren. Das Umweltbundesamt hat Hinweise und Hintergrundinformationen dazu auf seiner Website veröffentlicht. Darüber hinaus haben Bürgerinnen und Bürger auch bei zahlreichen anderen Behörden und Institutionen die Möglichkeit, sich kostenfrei über das Thema Asbest zu informieren, um das eigene Risiko besser einschätzen zu können.

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