Jacques Altmann wurde 100 „Ich weiß, ich habe Glück gehabt“

Wuppertal · Wohl einer der allerletzten Holocaust-Überlebenden wurde am 3. März 1923 hundert Jahre alt: Jacques Altmann, der älteste von fünf Söhnen des polnisch-jüdischen Schneiders Sucher Altmann und seiner aus Elberfeld stammenden Frau Dina wuchs zunächst in der Paradestraße 29, später in Dortmund auf.

 Jacques Altmann im Juni 2009 bei einem Zeitzeugenabend in der Begegnungsstätte Alte Synagoge.

Jacques Altmann im Juni 2009 bei einem Zeitzeugenabend in der Begegnungsstätte Alte Synagoge.

Foto: Ulrike Schrader

Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde die Familie von einem Polizeibeamten vor der drohenden Verhaftung gewarnt. In einem Vorort von Paris baute sich die Familie eine neue Existenz auf, doch nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen beklebten französische Antisemiten das Ladengeschäft mit hasserfüllten Plakaten. Daraufhin schlug der mittlerweile 17-jährige Jacques Altmann, ein kräftiger und gut trainierter Boxer, einem der Täter drei Zähne aus.

Um der Verhaftung zu entkommen, flüchtete Altmann Hunderte von Kilometer auf einem gestohlenen Fahrrad, stahl Lebensmittel in Gartenlauben und schlief versteckt in Wäldern. Mit falschen Papieren versehen konnte er bei einer Widerstandsgruppe in Nantes unterschlüpfen.

 Die tätowierte Auschwitz-Nummer auf dem Arm von Jaques Altmann.

Die tätowierte Auschwitz-Nummer auf dem Arm von Jaques Altmann.

Foto: Ulrike Schrader

Doch als seine wahre Identität aufflog, wurde er verhaftet und über das Internierungslager Drancy nach Auschwitz verbracht, wo bereits seine ganze Familie ermordet worden war. Wie durch ein Wunder überlebte Jacques Altmann die Zeit im Lager und auch den Todesmarsch, von dem er im Frühling 1945 im Konzentrationslager Buchenwald befreit wurde. Er wog nur noch 29 Kilo.

Jacques Altmann hat noch bis vor wenigen Jahren vor französischen Schulklassen immer wieder seine ungewöhnliche Geschichte erzählt. Auch in der Begegnungsstätte Alte Synagoge war er mehrfach zu Gast. Dort kann man ihn jederzeit in einem Zeitzeugen-Video erleben.

Dr. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte, konnte den Jubilar nun persönlich in Paris beglückwünschen und auch seiner Frau Lucie herzliche Grüße aus Wuppertal und Dortmund überbringen.

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