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Aus dem Tagebuch der Redaktion: Echtzeitmessung

Aus dem Tagebuch der Redaktion : Echtzeitmessung

Warum ist denn die Briller Straße hoch zur Autobahnauffahrt Katernberg in Richtung Barmen und Dortmund so mega-voll? Das fragte ich mich am Montagmorgen. Ach ja, wahrscheinlich machen die Spezialisten von Straßen NRW, die Wuppertals B7-Sperrungs-Verkehrslage so exakt im Auge haben, die Auffahrt Varresbeck wieder mal ein paar Wochen lang fit und deswegen dicht...

Und wer von dort nicht über Dornap auf die Bahn fahren will (oder gar nicht weiß, dass das auch eine mögliche Umleitung ist), der steuert natürlich die Auffahrt Katernberg an — und landet im Briller-Straßen-Stau. Idealer Anfang für einen schönen Arbeitstag! Gut, dass unsere Redaktion in der anderen Richtung liegt... Dafür häng' ich auf dem Nachhauseweg regelmäßig rund um den Robert-Daum-Platz.

Im Radio gibt's morgens zu dem Thema immer Echtzeitmessungen, die einem sagen, wie viel Zeit man auf welcher Autobahn verliert. Bei den innerstädtischen Staus gibt's das aber nicht. Wahrscheinlich sind die Leute, die mit ihren Stoppuhren die Echtzeitmessungen machen, anderswo schon genug beschäftigt.

Apropos beschäftigt: Wenn man das ist, und dann auch noch viel, fehlt die Zeit. Dazu las ich vor einem Monat in der "Zeit" (wie passend!) eine Kolumne. Der Kollege dort nimmt einen Internet-Trend aufs Korn, der bei Literaturempfehlungen die für das Buch geschätzte Lesedauer angibt. Oder es wird kurzer Prozess gemacht, und einfach mit "Achtung — Longread!!!" informiert. Oder soll man besser sagen, gewarnt? Das wär' doch auch was für die Radio-Literatursendungen: "Laut Radio-Hasenheide-Echtzeitmessung brauchen Sie für dieses Buch ein bis zwei Wochen."

  • Das Szenario in der Nacht.
    Elberfeld : Feuerwehr-Großeinsatz an der Briller Straße
  • Die offene Bücherbox am Elisabethheim bietet
    Ideenschmiede Katernberg : Eine sieben Jahre lange Erfolgsgeschichte
  • Symbolbild.
    Arbeiten in der Nacht : A 46: Schäden werden beseitigt

Oder man folgt der ebenfalls in jener "Zeit"-Kolumne beschriebenen Entwicklung, dass Nachrichten-Webseiten ihren Artikeln "Bulletpoints" voranstellen: Da drin steht eine Kurzfassung, so dass man den "richtigen" Artikel gar nicht mehr zu lesen braucht. Die "Zeit" dampft - getreu diesem Beispiel — die 900 Seiten von "Moby Dick" so zusammen:

Ich hab' "Moby Dick" auch mal gelesen. Laut meiner Echtzeit-Erinnerungsmessung hat das drei Wochen gedauert. Vielleicht auch mehr. Nur der "Zauberberg" hat mich noch mehr geschlaucht.

Aber deswegen eine Kurzversion? Niemals!

(Rundschau Verlagsgesellschaft)