Mobilität der Zukunft 2 Fahrräder = 1 Kleinlaster

Wuppertal · Wie kann die Flut von Paketdienst-Klein-Lkw in den Innenstädten eingedämmt und die E-Mobilität gestärkt werden? Zwei Experten vom Fraunhofer Institut aus Dortmund präsentierten ihre Ideen im Wuppertaler Verkehrsausschuss.

 Lastenfahrräder wie dieses hat vor allem die Lieferfirma UPS für sich – und den Lieferverkehr der Zukunft – entdeckt.

Lastenfahrräder wie dieses hat vor allem die Lieferfirma UPS für sich – und den Lieferverkehr der Zukunft – entdeckt.

Foto: UPS

Erstaunlich die Information schon ganz zu Anfang: „Der Paketlieferverkehr hat nur einen kleinen Teil am Gesamtverkehrsaufkommen, er ist allerdings sehr auffällig“, so die Logistik-Experten Daniela Kirsch und Sebastian Stütz. Kann man Anreize schaffen, die Lieferung von Paketen, die in der jüngeren Vergangenheit sprunghaft zugenommen hat, verstärkt mit E-Fahrzeugen abzuwickeln? Das Fraunhofer Institut hat mit verschiedenen Zustellfirmen sowie mit Stadtverwaltung und Co. darüber gesprochen.

Die Lieferfirmen wünschen sich eine zeitliche Privilegierung für E-Fahrzeuge beispielsweise in den Fußgängerzonen – ausgedehnt auf 12 oder gar bis 13 Uhr. E-Kleinlaster, deren Entwicklung und Vermarktung langsam in Gang kommt, könnten so bevorzugt, ihr Einsatz attraktiver werden. Denkbar sind auch besondere E-Liefer- und Ladezonen, wo nur E-Fahrzeuge stehen dürfen.

Besonders im Fokus stehen allerdings moderne Lastenfahrräder: Besonders die Firma UPS setzt sehr auf sie. Wenn es erlaubt würde, in den Innenstädten sogenannte Micro-Depots (beispielsweise in ungenutzten Garagen) zu errichten, die auf klassische Weise bestückt werden, könnten die Pakete von dort aus mit Lastenfahrrädern weiterverteilt werden. Erstaunlich, aber wahr: Ein bis zwei Lastenräder können den Inhalt eines kompletten Kleinlastwagens „schlucken“. Wenn die Paketbox voll ist, fährt der Fahrer zurück zum Depot und nimmt eine neu aufgefüllte mit.

Außerdem gibt es zurzeit auf dem Markt zahlreiche E-Fahrzeuge ganz unterschiedlicher Machart, mit denen in verschiedenen Städten auch schon experimentiert wird. Wichtig in diesem Zusammenhang, so das Fraunhofer-Duo, seien „schnelle und unbürokratische Mustergenehmigungen, mit denen die jeweilige Stadtverwaltung, auch die in Wuppertal, sich zum E-Mobilitätsvorreiter“ machen könne.

Zwei weitere Info-Facetten hatten Daniela Kirsch und Sebastian Stütz im Gepäck: Der weitaus größte Anteil innerstädtischen Lkw-Lieferverkehrs entfällt auf die Lebensmittel- und Getränkeversorgung von City-Gastronomie und City-Einzelhandel. Wie da mit E-Mobilität für Entlastung gesorgt werden könnte, steht noch komplett in den Sternen.

Und: Spürbare Entlastung in Sachen (privaten) Paketverkehrs könnte es bringen, wenn die Anlieferung an den Arbeitsplatz möglich wäre – zusammen mit allen Paketen, die die Firma, in der man arbeitet, bekommt. Dazu allerdings ist die Zustimmung des Arbeitgebers nötig – und da tut sich, so die Logistik-Experten im Verkehrsausschuss, sogar selbst das Fraunhofer Institut schwer.

Zum Schluss: Die gesamte Situation spürbar zu entzerren, indem die Lieferfirmen kooperieren und nicht jeder für sich fährt, wird ein Wunschtraum bleiben. Zwar gibt es die Bereitschaft zum gemeinsamen Betrieb von Micro-Depots, aber darüber hinaus wollen die einzelnen Dienstleister deutlich lieber „für sich“ bleiben.

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