Bahn-Sperrung Die Stadt ohne Züge: eine Bilanz

Wuppertal · Vor sechs Wochen fuhren die letzten Züge durch unser Tal. Das große Bauprojekt am Stellwerk in Wuppertal soll diesen Mittwoch beendet sein und zukünftig zuverlässig und störungsfrei, Züge durch das Tal lotsen.

 Dennis Polz blickt auf den leeren Bahnhof. Auch wenn seine Bilanz positiv ausfällt, freut er sich, ab Mittwoch wieder in einen Zug statt in einen Bus steigen zu können.

Dennis Polz blickt auf den leeren Bahnhof. Auch wenn seine Bilanz positiv ausfällt, freut er sich, ab Mittwoch wieder in einen Zug statt in einen Bus steigen zu können.

Foto: Rundschau

Rundschau-Azubi Dennis Polz bilanziert.

Als die Bahn im Frühjahr das komplette Schienennetz in und um Wuppertal lahm gelegt hat, waren die Schreie groß. Grund für die Sperrung ist der Neubau eines elektronischen Stellwerks in Wuppertal, die Sanierungen des Schienennetzes der Region und die Verbesserung der Sicherheit- und Leittechnik. Die Bahn verspricht sich durch das 32 Millionen Euro schwere Bauvorhaben weniger Störungen und einen optimierten Betriebsablauf.

Wie sah es für die Menschen aus, die in der Zeit auf die Bahn angewiesen waren? Im Rahmen meiner Ausbildung pendle ich selbst jeden Tag mit der Bahn nach Düsseldorf und konnte mir kaum vorstellen, wie so ein großes Verkehrssystem nur durch Busse ersetzt werden soll. Meine Vermutungen bestätigten sich damals. Die zwei Wochen in den Osterferien waren gezeichnet von Verspätungen und großen Umwegen. Tatsächlich verdoppelte sich im Schnitt meine Fahrzeit.

Da die Bahnsperrung rund um die Osterferien nur einen teil der Zeit ausmachte, die für das Bauprojekt eingeplant war, sollte für die Sperrung im Sommer zahlreiche Verbesserungen des Schienenersatzverkehrs vorgenommen werden. Wenn ich ehrlich bin, war ich ziemlich skeptisch. Am Anfang der Sommerferien war es dann wieder soweit, der Bahnverkehr fällt erneut aus. Ich fragte mich, ob es wieder so chaotisch wird und dem weggebliebenen Sommer das gewisse bittere Sahnehäubchen verpasst? Ich erinnere mich da an eine Fahrt: Ich fuhr dienstagsabends aus Düsseldorf zurück nach Wuppertal. Zunächst lief alles, wie geplant. Der SEV kam pünktlich, es war genügend Platz, sogar trotz der Hauptverkehrszeit. Der Ersatzbus fährt die Linie der RB48, vom Düsseldorfer Hauptbahnhof über die Autobahn nach Wuppertal — Sonnborn und von dort zum Hauptbahnhof, an der historischen Stadthalle.

Der Bus war kaum auf der A46 angelangt …, naja den Rest kann man sich wohl denken. Stau ist kein ja Problem der Deutschen Bahn. Ich fand es dennoch seltsam, dass die Fahrt über die Autobahn dem Ersatzverkehr Probleme bereitet. Denn viele Menschen fahren mit dem Zug, um gerade dem Stau auf Deutschlands Autobahnen zu entkommen. Wie auch immer. Bis auf kleine Verzögerungen von wenigen Minuten, wahrscheinlich Stau bedingt, lief dennoch alles gut.

Wie sahen es andere Wuppertaler? Ich zog los, um ein Stimmungsbarometer zu erstellen. Fast alle Menschen, mit denen ich sprach, waren tatsächlich mit der Bahn zufrieden. Im Gespräch mit Service-Mitarbeiter der Deutschen Bahn erfuhr ich, dass sich meine Einschätzungen bestätigten.

Im Gegensatz zur österlichen Sperrung schien es weniger Probleme gegeben zu haben. Eine ältere Dame und ihrer Tochter erzählten: "Die Ostertage waren viel unorganisierter als im Sommer. Jetzt lief alles wie geplant".

Es bleibt nun zu hoffen, dass das neue elektronische Stellwerk hält, was es verspricht und die Züge ab Mittwoch störungsfrei ihren Betrieb aufnehmen.

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