Der Zwölf-Millionen-Koch

Seit 25 Jahren zeichnet Martin Blaßl für das kulinarische Angebot an der Bergischen Universität in Wuppertal verantwortlich. Wenn er jetzt in den Ruhestand geht, hat sich die Speisekarte ordentlich verändert.

 Martin Blaßl hat gar keine Lust auf den Rentnersessel: Er will weiter kochen.

Martin Blaßl hat gar keine Lust auf den Rentnersessel: Er will weiter kochen.

Foto: Florian Schmitz

Sein erster Besuch in der Küche der Wuppertaler Uni-Mensa flößte Blaßl gleich enormen Respekt ein: "Ich sah nur einen großen Pott nach dem anderen. Die Küche hatte für mich damals riesige Dimensionen." Damals, am 1. April 1990, hatte Blaßl seinen ersten Tag als Küchenchef des Hochschul-Sozialwerks (HSW).Mitte Juli sagt er Lebewohl und geht in den Ruhestand.

Im Laufe der Zeit hat Blaßl viele Veränderungen mitgemacht. Sowohl im technischen Bereich, in dem die Geräte heute viel innovativer sind, wie etwa die Kombidämpfer, die wahre Alleskönner sind. Aber auch die Essgewohnheiten seiner Gäste haben sich geändert. Vor 25 Jahren wurden täglich vier verschiedene Essen ausgegeben, im Semester 2.500 am Tag. Heute verkauft das HSW 4.000 Portionen und bietet eine international ausgerichtete Küche mit vegetarischen und veganen Rezepten.

"Wir haben viele junge Gäste und gehen natürlich mit der Zeit. Jede Abwechslung ist auch den Mitarbeitern willkommen" — so beschreibt Blaßl die Aufgeschlossenheit seines Teams, das rund 30 Leute umfasst.

12,5 Millionen Essen sind in seiner Dienstzeit verkauft worden. Blaßls persönlicher Favorit? "Käsespätzle. Ich erinnere mich daran, wie meine Tante sie im Allgäu gekocht hat. Das hat immer toll geschmeckt", sagt er. Sowieso ist Blaßl in seinen Job quasi hineingeboren. Schon früh hat er im elterlichen Restaurant mitgeholfen, ehe er 1986 selbst die Küchenmeister-Prüfung bestand.

Dass der gebürtige Breisgauer seinerzeit in Wuppertal zum Küchenchef gemacht wurde, dafür gab es gute Gründe. Zwar hatte er nur kurze Erfahrung in der Großküche gesammelt. "Wir haben aber jemanden gesucht, der mit einem hohen Anspruch an die Qualität ans Kochen herangeht. Herr Blaßl hat sich als Glücksfall für uns erwiesen", sagt HSW-Chef Fritz Berger.

Das liegt vor allem auch daran, dass Martin Blaßl seine Arbeit bis heute liebt. Anders ist wohl kaum zu erklären, dass er schon um 5.45 Uhr seinen Dienst antritt, obwohl er auch später vor Ort sein könnte. Und weil er ein Koch durch und durch ist, der auch nach der Arbeit am heimischen Herd Rezepturen ausprobiert, wird er sich auch nicht so einfach in den Ruhestand begeben. Das "Zurücklehnen im Rentnersessel" sei nichts für ihn.

Er hat auch schon Pläne für die Zeit danach — und wen wundert es, dass sie mit dem Kochen zu tun haben? Der Vater dreier Töchter plant, gemeinsam mit einer Psychologin eine Open-Air-Küche zu eröffnen und Kochkurse zu geben. Für Menschen, die den Spaß an gutem Essen wiederfinden sollen...

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