Rundschau-Chronik 2015 C wie Chaostag

Wuppertal · "Hass-Hauptstadt", so titelte der "Spiegel", als Mitte März Salafisten, "Pegida" und Hooligans zeitgleich und nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt in Wuppertal demonstrierten. Auch wenn die befürchteten Ausschreitungen ausblieben: Wuppertals Leben kam an diesem Tag weitestgehend zum Erliegen.

 „Pegida“-Anhänger und Hooligans versammelten sich vor dem „CinemaxX“ an der B 7, um unter anderem ihrem Idol Lutz Bachmann zuzuhören. Als es zu Ausschreitungen kam, sagte die Polizei kurzerhand den Umzug von „Pegida“ durch die Stadt ab.

„Pegida“-Anhänger und Hooligans versammelten sich vor dem „CinemaxX“ an der B 7, um unter anderem ihrem Idol Lutz Bachmann zuzuhören. Als es zu Ausschreitungen kam, sagte die Polizei kurzerhand den Umzug von „Pegida“ durch die Stadt ab.

Foto: Jens Grossmann

Die Wasserwerfer in Stellung, viele Geschäfte in der Innenstadt geschlossen, die Elberfelder Fußgängerzone gespenstisch leer: Am 14. März hatten sich rund 2.000 "Pegida"-Anhänger und bis zu 400 Salafisten in Wuppertal angekündigt — dazu die als besonders gewaltbereit bekannten "Hogesa"-Hooligans sowie Anhänger der rechten und linken Szene. Gespannt blickte ganz Deutschland auf unsere Stadt, um zu sehen, was geschieht, wenn diese brisante Mischung aufeinander trifft. Denn das hatte es in der Form vorher noch nicht gegeben.

Eine Möglichkeit, diese Demonstrationen abzusagen, sah Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher damals nicht und wappnete sich mit rund 1.000 Polizisten, Hubschraubern und Wasserwerfern für die unberechenbare Gemenge-Lage. Dazu wurden große Teile der Elberfelder Innenstadt abgeriegelt, den Wuppertalern empfohlen, zu Hause zu bleiben. Eine Stadt im Ausnahmezustand.

Zu Hause blieben aber vor allem die Salafisten, die trotz "Star-Redner" Sven Lau nur ein trauriges kleines Grüppchen am Johannes-Rau-Platz stellten. Und auch "Pegida"-Aushängeschild Lutz Bachmann vermochte nicht die erwartete Menge an "Fans" zu motivieren. Dank der Krawalle von Teilen der "Hogesa"-Anhänger sagte die Polizei schließlich sogar den Demonstrationszug von "Pegida" durch die Stadt ab.

Unbeirrt davon waren es aber die Gegendemonstranten, die an jenem Tag mit 2.000 Teilnehmern die größte Gruppe bildeten — und die jeder politisch extremen Gruppierung mutig und friedlich die Stirn boten. Entschlossen verteidigten sie Wuppertal gegen menschenverachtende Parolen und undemokratisches Gedankengut. Was bleibt, ist die Frage, ob eine Stadt sich zum Schauplatz so vieler Extremisten machen lassen muss ...

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