Leserbrief „Es ist spürbar leiser und angenehmer“

Wuppertal · Betr.: Diskussion zum Tempo 30 in Wuppertal

Symbolbild.

Foto: Christoph Petersen

Was für eine Nachricht! Als ich in der Wuppertaler Rundschau und der WZ gelesen habe, dass jetzt durch den Ratsbeschluss geplant wird, in nächster Zukunft einen Flüsterasphalt auf diversen Straßen unter anderem auch der Heckinghauser Straße zu verbauen, fiel ich aus allen Wolken.

Der aktuelle Status auf der Heckinghauser Straße ist, dass nur Teilstrecken (leider sehr bedauerlich) mit 30er Zonen installiert wurden. Das zu korrigieren und komplett als 30er Zone umzusetzen ist bis heute nicht passiert. Warum eigentlich nicht, frage ich hiermit die Bezirksvertretung in Heckinghausen wie auch die städtischen Gremien und Parteien?

Ich habe mir mehrere Male die Zeit genommen und mich in den 30er Bereichen einfach mal hingestellt und „gelauscht“. Es ist spürbar leiser und angenehmer, außerdem ist die Überquerung der Straße kalkulierbarer geworden, toll! Als Straßenüberquerer fühlt man sich endlich als gleichberechtigtes Mitglied des nun langsamer fließenden Verkehrs, das einfach über die Straße gehen kann und nicht als störender Faktor, auf den viele Autofahrer keine Rücksicht nehmen (es gibt auch vereinzelt rücksichtsvolle).

Die Argumentation der SPD/CDU/FDP mangels Akzeptanz durch Autofahrer und Probleme bei der Pünktlichkeit der Busse würde ich gerne besser nachvollziehen wollen. Woran wird die „mangelnde Akzeptanz“ festgemacht? Haben sie in ihren Parteien Meinungen dazu ausgetauscht, sich an der Ampel hingestellt und Autofahrer befragt? Wurden mal die Anwohner in den betreffenden Bereichen dazu befragt?

Mir ist bewusst, dass so etwas Zeit kostet und viel nebenberufliche sowie ehrenamtliche Arbeit dahintersteht. Davor ziehe ich meinen Hut und habe sehr viel Respekt davor. Dennoch sollten solche Entscheidungen nicht in „Schnellschüssen“ enden.

Zum Argument des Busverkehrs: Auf einer Strecke von einem Kilometer ist der zeitliche Unterschied von 50 km/h zu 30 km/h 48 Sekunden mehr an Fahrzeit. 48 Sekunden! Wieviel Kilometer sind mit dieser 30er Zone in der Heckinghauser Straße belegt? Gerade einmal 800 Meter! Bei einer „Verspätung“ der Busse auf beiden temporeduzierten Teilstrecken von unter 40 Sekunden haben sich tatsächlich „erhebliche Fahrzeitprobleme“ entwickelt, was direkt bei der WSW mobil einen Fahrzeug- und Personalmehrbedarf auslöst? Und wie schaut es mit den beruhigten Zonen in der Berliner Straße zum Beispiel sowie den anderen betroffenen Straßen aus? Gilt dort das Gleiche wie für die Heckinghauser Straße?

Außerdem: Wie sieht es mit dem Flüsterasphalt eigentlich aus? Ich zitiere mal aus einem Artikel des Staatsanzeigers, einer Wochenzeitung aus Baden-Württemberg vom 26. März 2024: „Flüsterasphalt ist offenbar Fluch und Segen zugleich: Für Anwohner reduziert er zwar den von Autos verursachten Lärm spürbar – um etwa fünf bis zehn Dezibel. Das Material hat jedoch ein Langlebigkeitsproblem. Auch beim Ministerium kommen die Verantwortlichen zum Schluss, dass Flüsterasphalt auf innerörtlichen Straßen und an Knotenpunkten ,deutliche Nachteile‘ hat, da es vermehrt zu Kornausbrüchen auf dem Belag kommen könne.“

Unbestritten ist auch, dass der Flüsterasphalt deutlich kostenintensiver ist. Zum einen bei der Anschaffung und zum anderen durch die kürzere Lebensdauer und den schon im Vorfeld abzusehenden frühzeitigen Reparaturen. Da fragt man sich bei der städtischen Haushaltslage, warum das Projekt „Umgestaltung Heckinghauser Straße“, was schon seit Jahren angekündigt ist, auf Eis gelegt wurde? Warum wird eine kostengünstige verkehrsberuhigende Maßnahme wie die Tempo 30 Zonen aufgegeben und Mittel für einen teuren Flüsterasphalt ausgegeben?

Eins noch zur Klarstellung: Ich/wir bin/sind als Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer unterwegs, und keine „Autogegner“. Jedoch wäre es aus unserer Sicht sehr sinnvoll und wünschenswert, den öffentlichen Raum gleichberechtigter und lebenswerter zu gestalten.

Das geht nicht heute, das geht vielleicht nicht morgen … aber vielleicht übermorgen! Und wir hoffen sehr, dass mehr Menschen aus den betreffenden Wohnbereichen ihre Meinung kundtun und unsere Demokratie mit Leben füllen …

Wir würden uns über eine Stellungnahme der jeweiligen Verantwortlichen freuen.

Thomas Dell
Ulrike Glombitza

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