Donnerstag am Dönberg Salbungsgottesdienst: „Segen, der unter die Haut geht“

Wuppertal · Immer mehr Gemeinden bieten einen Salbungsgottesdienst an. Die nächste Gelegenheit, den Segen auch leiblich zu erfahren, gibt es Gründonnerstag (28. März 2024) ab 18 Uhr im Quartiershaus an der evangelischen Dönberger Kirche (Höhenstraße 25). Krankenhausseelsorgerin Dorothee Nüllmeier bereitet ihn mit vor. Im Interview spricht sie über diese besondere Form des Gottesdienstes.

 Krankenhausseelsorgerin Dorothee Nüllmeier.

Krankenhausseelsorgerin Dorothee Nüllmeier.

Foto: Canva/KK-Archiv

Was ist das Besondere an einem Salbungsgottesdienst?

Nüllmeier: „Innerhalb eines Salbungsgottesdienstes gibt es eine Zeit, in der die Besucherinnen und Besucher eine Salbungsstation aufsuchen können. Dort wird ihnen eine Art Intensivsegen persönlich unter Nennung ihres Vornamens zugesprochen: ein Segen mit einem Bibelwort, bei dem mit duftendem Salböl drei Kreuze in die Handinnenflächen und auf die Stirn gezeichnet werden. Wichtig ist vor allem die Einfachheit: keine Wortlastigkeit, dafür Raum und Stille zum Hören, zum Wahrnehmen, letztlich auch Raum für Begegnung mit Gott. Die Salbung hat das Wesen des Gebets. Durch sie bin ich eingeladen, leiblich und geistlich zu erfahren: Gottes Segen geht unter die Haut. Gott berührt und ist mir nah.“

Sind Salbungsgottesdienste „im Kommen“?

Nüllmeier: „Ja, es gibt mehr und mehr Gemeinden, die ein paar Mal im Jahr Salbungsgottesdienste anbieten. Ausgangspunkt war – wie so oft – der Deutsche Evangelische Kirchentag, auf dem zuerst große Salbungsgottesdienste gefeiert wurden.“

Wen können diese Gottesdienste besonders ansprechen und warum?

Nüllmeier: „Salbungsgottesdienste können besonders diejenigen ansprechen, die Sehnsucht danach haben, dass Glaube auch leibbezogen, ganzheitlich gelebt wird. Das ist im nüchternen Protestantismus oft in den Hintergrund getreten. Sie sind eine Form, den Körper mit einzubeziehen und zu erleben: Gott berührt uns mit Herz, Kopf und Leib. Er meint mich als ganzen Menschen.“

Woher kommt die Tradition und welche Bedeutung hat sie in der evangelischen Kirche?

Nüllmeier: „Salbung geht auf eine alte und breit bezeugte biblische Tradition zurück. ,Du salbest mein Haupt mit Öl“, lesen wir in Psalm 23. Propheten und Könige werden gesalbt, aber auch die ganze Gemeinde wird aufgefordert, kranke Menschen zu salben und für sie zu beten (Jakobus 5). Die Salbung ist wie die Segnung überhaupt ein Auftrag an alle Christinnen und Christen, keineswegs nur an ordinierte Menschen!

Durch Salbung soll erfahrbar werden, dass Gott guttut. Er will uns heilsam berühren und stärken – wie auch immer das im Einzelnen aussieht. In Abgrenzung zum Sakrament zur sogenannten „Letzten Ölung“ der katholischen Kirche ist das alte biblische Ritual in der evangelischen Kirche Europas vielfach verschüttet gewesen. Aber Kirchen des Südens haben die Tradition wachgehalten und in den ökumenischen Dialog eingebracht.“

Warum gerade ein Salbungsgottesdienst an Gründonnnerstag?

Nüllmeier: „Zu Zeiten Jesu waren Salbungen eine übliche Praxis. Wir finden in der Bibel viele Anspielungen darauf – bekanntestes Beispiel ist sicher der Psalm 23 mit dem Gebetsvers: ,Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.‘ Dies Gebet steht für das Wohltun Gottes an mir mit Leib und Seele. Gott in seiner Großzügigkeit wird auch im Mittelpunkt des diesjährigen Gründonnerstagsgottesdienstes stehen.

Warum gerade am Gründonnerstag, fragen Sie vielleicht. Jesus wurde selbst kurz vor seiner Gefangennahme gesalbt und hat die Liebe Gottes geistlich und leiblich erfahren. Da passt die Salbung also gut!“

Soll das Angebot fortgesetzt werden?

Nüllmeier: „Wir feiern zum ersten Mal einen Salbungsgottesdienst im Quartiershaus der Evangelischen Gemeinde Dönberg in Zusammenarbeit der Kirchengemeinde mit Mitarbeitenden des Christlichen Hospizes. Im Anschluss werden wir das gemeinsam entscheiden. Ich persönlich kann es mir gut vorstellen.“

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