Gedenk- und Lernort am früheren KZ Kemna „Wenn nicht wir, wer dann?“

Wuppertal · Die evangelische Kirche will auf dem Gelände des früheren KZ Kemna an der Beyenburger Straße sowohl einen Gedenkort als auch einen Lernort für Demokratie entstehen lassen.

 Vor dem Gebäude an der Beyenburger Straße 164, wo ein Gedenk- und Lernort zur Erinnerung an das KZ Kemna entstehen soll (von li.): Barbara Herfurth (Leiterin der Ausstellung „Gelebte Reformation - Die Barmer Theologische Erklärung“), Michael Sengtsmann (Vorsitzender des Gesamtverbandes des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal) und Wuppertals Superintendentin Ilka Federschmidt.

Vor dem Gebäude an der Beyenburger Straße 164, wo ein Gedenk- und Lernort zur Erinnerung an das KZ Kemna entstehen soll (von li.): Barbara Herfurth (Leiterin der Ausstellung „Gelebte Reformation - Die Barmer Theologische Erklärung“), Michael Sengtsmann (Vorsitzender des Gesamtverbandes des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal) und Wuppertals Superintendentin Ilka Federschmidt.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Auf der Suche nach einem neuen Ort für das aus allen Nähten platzende Archiv des Gemeindeverbandes war man sozusagen zufällig auf die Beyenburger Straße 164 gestoßen. Bei der Gebäudebesichtigung wurde schnell klar: Dies ist ein historischer Platz. Und aus ihm muss etwas gemacht werden.

Direkt gegenüber dem KZ-Kemna-Mahnmal erinnert optisch nichts mehr an die finstere Geschichte des sehr frühen Konzentrationslagers, das von Juli 1933 bis zum 19. Januar 1934 bestand und in dem viele Tausend politische Häftlinge eingesperrt waren und misshandelt wurden.

Für Michael Sengtsmann, den Vorsitzenden des Gesamtverbandes des Evangelischen Kirchenkreises, der das Gebäude gekauft hat, und Wuppertals Superintendentin Ilka Federschmidt, gab es keinen Zweifel, dass hier mehr machbar ist als „nur“ einem Archiv Platz zu geben: „Wenn nicht wir, wer dann sollte hier ein weit sichtbares Zeichen setzen?“

Die Pläne fürs Erdgeschoss – das Archiv „wandert“ in die oberen Etagen – sind ambitioniert: Ein moderner Gedenkort soll entstehen, außerdem ein vor allem auf junge Leute zugeschnittener Lernort zum Thema Demokratie. „Denn“, so Michael Sengtsmann, „die frühen Lager zeigen den erschreckend schnellen Anfang der Gewaltherrschaft, und sie zeigen uns bis heute, dass Demokratie kein Konsumgut sein kann.“

Einige wenige Spuren des KZ gibt es noch: alte Fußböden, eine alte Eisentür, einen Lastenaufzugsschacht. Ein Lastenaufzug übrigens, der, so erzählen es Zeitzeugenberichte, als Folterkammer diente. Doch die Um- und Überbauarbeiten der vergangenen 70 Jahre durch zahlreiche kommerzielle Nutzungen auf dem Gelände haben einen eher gesichtslosen Gebäudekomplex, dem seine Vergangenheit nicht mehr anzusehen ist, entstehen lassen. Dem gilt es nun, neues Leben einzuhauchen.

Die Zeitschiene ist lang: Die evangelische Kirche rechnet damit, dass die gesamten 2020er Jahre im Zeichen der Schaffung des Kemna-Gedenkortes stehen werden. Auch, weil öffentliche und private Fördergelder eingeworben werden müssen, um die Aufgabe zu stemmen. Von einem allerdings ist Superintendentin Federschmidt fest überzeugt: „Wir werden vor der BUGA fertig.“

Historisch, didaktisch, pädagogisch und gestalterisch will die Kirche an der Kemna Zeichen setzen. Ilka Federschmidt: „Dieser Ort hat auch überregional eine große Bedeutung. Man soll in Zukunft nicht mehr einfach daran vorbeifahren. Wir wollen die Kemna vom Rand wegholen.“

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