Wuppertaler Krisendienst „Wendepunkt“ feiert Jubiläum Seit 25 Jahren Unterstützung in seelischen Notlagen

Seit einem Vierteljahrhundert schließt der Krisendienst im Tal effektiv eine Lücke im sozialpsychiatrischen Hilfesystem und bildet ein Alleinstellungsmerkmal in Nordrhein-Westfalen. Nächstes Jahr ist ein Umzug von Elberfeld nach Barmen geplant.

Gemeinsam stehen sie für „Wendepunkt“ (v. li.): Professor Eugen Davids, Andrea Schilder, Petra Hornig und Werner Mütherig.

Gemeinsam stehen sie für „Wendepunkt“ (v. li.): Professor Eugen Davids, Andrea Schilder, Petra Hornig und Werner Mütherig.

Foto: Simone Bahrmann

Seit nunmehr 25 Jahren ist der Wuppertaler Krisendienst „Wendepunkt“ ein Hilfe- und Unterstützungsangebot für Wuppertaler in seelischen Notlagen. Vergleichbare Einrichtungen gibt es nur in Berlin und München. Durch die außergewöhnlichen Einsatzzeiten nachts und am Wochenende sowie feiertags wird eine Lücke im sozialpsychiatrischen Hilfesystem geschlossen. – Außerhalb der Dienstzeiten von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Fachdiensten erhalten Menschen in seelischen Krisen von „Wendepunkt“ Beratung und Unterstützung von Fachleuten.

Die rund 80 Mitarbeiter sind vielfach Kräfte, „die von der Berufserfahrung her aus dem psychosozialen Bereich kommen, oft von unseren Trägern der Bergischen Diakonie und der Stiftung Tannenhof“, erklärte der Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH, Werner Mütherig, den etwa 60 geladenen Gästen eines kleinen Festempfangs am vergangenen Freitag (17. November 2023) in einer Ansprache. Bei den Einsatzkräften handele es sich um Sozialarbeiter und Krankenpfleger, vielfach noch mit einer Weiterbildung zur Fachkrankenschweste -pfleger zur Psychiatrie. Die Teamleitung Petra Hornig ist gelernte Sozialarbeiterin und unterstützt die Kräfte vor Ort. „Die Besetzung ist immer zu zweit, möglichst immer Mann und Frau, und wenn wir rausgehen, tun wir das auch immer zu zweit, weil die Krisenintervention vor Ort nicht immer einfach ist“, so Mütherig.

Durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine sei der Krisendienst gefragter als die vielen Jahre davor. Die Bilder in den Fernsehnachrichten seien schrecklich und kämen beispielsweise durch die Anschläge in Berlin und Essen immer näher. „Das sind so Sachen, mit denen die Menschen erst mal lernen müssen, umzugehen. Das sind wirklich lange Gespräche, die zum Teil 20 Minuten dauern, die sind schon sehr anstrengend“, gibt Mütherig einen Einblick in die Arbeit der Helfer.

Nicht nur telefonische Beratung bietet „Wendepunkt“ an, sondern auch persönliche Gespräche vor Ort im Krisendienst im Hofkamp und „natürlich auch die Kontaktaufnahme zu den Personen selbst oder andere Dritte, die bei uns anrufen“, erklärte Mütherig. Das müsse nicht immer jemand sein, der selbst Bedarf hat, sondern vielleicht auch Dritte. Zum Beispiel Eltern, die sich während der Corona-Pandemie Sorgen um Tochter machten. Die Krisendienstler arbeiten mit der Polizei, der Feuerwehr, mit den Praxistherapeuten sowie verschiedenen Beratungsstellen zusammen.

„Was ganz oben steht, ist die Fortbildung der Mitarbeiter“, sagte Werner Mütherig. Alle drei Monate sei ein Treffen, in denen spezielle Einrichtungen der Stadt Wuppertal vorgestellt würden. Hier fänden Gespräche statt, um die Zusammenarbeit zu intensivieren.

Die Gesellschafter der Einrichtung sind die Stadt Wuppertal, die Bergische Diakonie und die Stiftung Tannenhof. Der Krisendienst „Wendepunkt“ hat seine Räumlichkeiten am Hofkamp 33, die zur Stiftung Tannenhof gehören.

Ein Umzug stünde demnächst an, kündigte Werner Mütherig an. „Sehr wahrscheinlich werden wir nächstes Jahr umziehen. Die Stiftung Tannenhof hat ein neues Gebäude erworben in Barmen, das ehemalige Volksbankgebäude. Es wird gerade umgebaut“.

Neben den Geldern, die „Wendepunkt“ von der Stadt Wuppertal bekommt, werde versucht, auch Fördermittel abzurufen. Zum Beispiel aktuell aus einem Stärkungspaket, wie Mütherig erläuterte. Diese Gelder sollen in die Digitalisierung und die neuen Medien wie Instagram und Facebook investiert werden. Vielleicht könnten „demnächst auch E-Mails beantwortet werden“, stellt sich der Geschäftsführer die weitere Zukunft vor. „Aber da brauchen wir noch die nachhaltige Finanzierung nach dem Stärkungspaket“. Er habe einen Antrag gestellt bei der Stiftung Wohlfahrtspflege für weitere Gelder. Eine weitere Geldquelle hat sich aufgetan: „Neuerdings sind wir auch an der Gerichtskasse. Ordnungsgelder sind auch Geld“, betonte Werner Mütherig. Darüber hinaus findet das Projekt breiteste Unterstützung in den Bereichen Gesundheitsfürsorge und Freie Träger der Wohlfahrtspflege.

Erreichbar ist der Wuppertaler Krisendienst „Wendepunkt“, Hofkamp 33, 3. Etage, montags bis freitags von 18 bis 8 Uhr und am Samstag, Sonntag sowie feiertags rund um die Uhr unter der Telefonnummer: 0202/244 28 38.

(WAR)