Ortsverband Wuppertal Kinderschutzbund wird besteht seit 50 Jahren

Wuppertal · Der Wuppertaler Ortsverein des Kinderschutzbundes feiert am 5. Juni 2023 seinen 50. Geburtstag. Geplant sind Aktionen während des gesamten Jahres.

 Geschäftsführein Kirsten Holzmann vom Wuppertaler Kinderschutzbund.

Geschäftsführein Kirsten Holzmann vom Wuppertaler Kinderschutzbund.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Simone Bahrmann

Im Februar ging es los mit einem Brunch für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Mai, Juni und nach den Sommerferien folgen Spielplatzfeste im gesamten Stadtgebiet, die durch die Spielplatzpatinnen und -paten unterstützt werden.

Im Juni findet ein Festakt statt, bei dem sich der Kinderschutzbund bei den Mitgliedern sowie langjährigen Förderinnen und Förderern bedanken möchte. Für September werden Fachkräfte aus den Wuppertaler Institutionen zu einem Fachvortrag „Gewalt ist mehr als Du denkst“ eingeladen, um auf das Thema der psychischen Gewalt aufmerksam zu machen und dieses mehr ins Bewusstsein zu rücken.

 Das Büro an der Schloßbleiche.

Das Büro an der Schloßbleiche.

Foto: Wuppertaler Rundschau/jak

Der Wuppertaler Kinderschutzbund hat seit seiner Gründung als unabhängige Institution schnell auf soziale Probleme und Situationen reagiert und Projekte angeboten, um Familien, Kinder und Jugendliche zu fördern. Gegründet wurde er von engagierten Wuppertalerinnen und Wuppertalern. Die ersten Angebote waren die Hausaufgabenhilfe für Kinder (vor allem aus Familien mit Migrationshintergrund), Beratung zu Fragen der Erziehung und die Einrichtung eines Kleiderladens, um Familien zu unterstützen, denen es finanziell nicht so gut ging.

„Gewalt gegen Kinder, bessere Spielplätze und das Problem des Autoverkehrs für Kinder waren auch schon zu Beginn wichtige Themen für die Lobbyarbeit. Recht bald wurde ein Besuchsdienst für Kinder im Krankenhaus und deren Geschwisterkinder eingerichtet, da in den 70er Jahren Kinder von ihren Eltern nur während kurzer Besuchszeiten am Nachmittag in der Klinik besucht werden durften“, so der Kinderschutzbund. „Zum Glück wurden die Besuchszeiten durch unser dortiges Engagement bald ausgeweitet, bis hin, dass inzwischen Elternteile mit in der Klinik übernachten dürfen.“

1981 wurde ein „Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche“ und 1995 das „Eltern- Stress-Telefon“ eingerichtet, die inzwischen beide dem bundesweiten Netzwerk von „Nummer gegen Kummer“ angehören. Mit der Zeit wurde die Arbeit im Kinderschutzbund immer professioneller. Es gab die „Ärztliche Beratungsstelle für sexualisierte Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung“, ein Team der „Ambulanten Familienhilfe“, die Kindertafel „Elberfelder Kinder-Ma(h)lZeit“ und viele kleine und große Projekte.

Beispiele: die „Spielekiste“ (Verleih von Gesellschaftsspielen), „Jugendliche beraten Jugendliche“ am Kinder- und Jugendtelefon, kostenloses Frühstück an einer Grundschule, Vermittlung von „Wunschgroßeltern“. kostenlose Erstausstattung in den Kleiderläden von Familien in akuten Krisen (Brandopfer, Geflüchtete, ukrainische Kinder des Kinderheims, die in der Jugendherberge untergebracht wurde, Geburten in den Lockdowns der Corona- Pandemie, Flutopfer und Weiteres).

Inzwischen liegt der Schwerpunkt der Arbeit in der Kinderrechtebildung. „Das Kinderrechtebüro ,Hand in Hand‘ möchte alle Wuppertaler Kinder, Jugendliche, Eltern und Fachkräfte über die Kinderrechte informieren, denn Kinderschutz beginnt da, wo die Kinderrechte bekannt sind und umgesetzt werden“, heißt es. Die Schulungen erfolgen durch Veranstaltungen in Kitas, Schulen, Jugendeinrichtungen oder im Kinderschutzbund selbst. In diesem Jahr liegt dabei der Schwerpunkt bei der Prävention von (sexualisierter) Gewalt. Darüber hinaus ist das Kinderrechtebüro eine unabhängige Beschwerdestelle für Kinderrechtsverletzungen, an die sich jede Wuppertalerin und jeder Wuppertaler bei Bedarf jederzeit wenden kann: „Als erste Anlaufstelle können wir zuhören und an die zuständigen Stellen weiterverweisen.“

 Der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh informierte sich über die Arbeit des Kleiderladens.

Der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh informierte sich über die Arbeit des Kleiderladens.

Foto: Büro Lindh

Im Bereich Lobbyarbeit liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten aktuell bei den Themen „Gewalt ist mehr als Du denkst!“, „kindergerechte Justiz“ und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen (etwa in städtischen Gremien) bei Entscheidungen, die sie selbst betreffen.

„Wir versuchen die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche mit Projekten aufzufangen, die eine individuelle Förderung ermöglichen, Kontaktmöglichkeiten zu Gleichaltrigen schaffen und Spaß machen. So bieten wir jedes Jahr, dank der Unterstützung von Sponsoren, kostenlose kulturelle Kurse für Kinder an, in denen auch die Kinderrechte eine Rolle spielen“, erklärt Geschäftsführerin Kerstin Holzmann. „Wir sind ein Standort von ,Balu & Du‘, bei dem sich junge Menschen zwischen 17 bis 30 Jahre als Balu ein Jahr lang einmal pro Woche um ein Grundschulkind (Mogli) kümmern, mit ihm spielen und gemeinsam Spaß haben. Dabei werden sie vom Kinderschutzbund pädagogisch unterstützt und begleitet.

Zudem werden wieder Babysitterinnen und Babysitter ausgebildet, damit Eltern sich hin und wieder Entspannung ermöglichen können und ihre Kinder während dieser Zeit gut betreut wissen. „Die Plätze in den Eltern-Kind-Treffen ,Kleine Elefanten-Minis‘ sind heiß begehrt. Die Kleiderläden konnten wieder öffnen, wobei wir hier dringend noch die Unterstützung von vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen, um die Schichten weiter auszubauen und den Familien auch mehr Öffnungszeiten am Nachmittag anbieten zu können“, hofft Holzmann auf helfende Hände.

Der Kinderschutzbund Wuppertal ist ein eingetragener Verein, Träger der freien Jugendhilfe und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Die Arbeit wird überwiegend durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Projektmittel finanziert. Das hauptamtliche Team besteht momentan aus fünf Mitarbeiterinnen. Es wird unterstützt von etwa 160 Ehrenamtlichen in den unterschiedlichen Bereichen, „ohne die unsere Arbeit nicht denkbar wäre und für deren Engagement wir sehr dankbar sind“, meint Kerstin Holzmann.

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