"Keine Herzen mehr"

Sehen und gesehen werden — das ist für Kinder im Straßenverkehr lebenswichtig. Im letzten Jahr verunglückten 113 Kinder in Wuppertal. Jetzt informiert die Polizei mit der Aktion "Siehst Du mich?" über Gefahren.

 Papierherzen als Dankeschön für umsichtige Autofahrer: Das macht allen Spaß.

Papierherzen als Dankeschön für umsichtige Autofahrer: Das macht allen Spaß.

Foto: Eduard Urssu

"Ich wünsche mir mehr Sicherheit auf der Straße", schreibt die kleine Omniya auf ihren Wunschzettel. "Ich möchte noch ein tolles letztes Kita-Jahr", wünscht sich der fünfjährige Joschua. Dann steigen die Wunschzettel an Luftballons hängend in den Himmel. Ganz normale und vor allem berechtigte Wünsche der Kinder in der Kita Carl-Schurz-Straße. Doch Polizeihauptkommissar Michael Bartsch, Leiter der Verkehrsunfallprävention, kennt die Wirklichkeit — verborgen in nüchternen Statistiken: "Auf der einen Seite macht es sehr viel Spaß, mit den Kindern zu arbeiten. Aber wir wissen, warum die Präventionsmaßnahmen in Kitas und Schulen so wichtig sind, da wir auch mit der Opferbenachrichtigung beauftragt sind..."

Die Auswertung aller Kinderunfälle der vergangenen Jahre zeigt, dass Kinder einfach häufig überfordert sind. "Viele denken wenn ich das Auto sehe, dann sieht mich der Autofahrer doch auch", erklärt Michael Bartsch. Ein Trugschluss, wenn das Kind sich zwischen geparkten Autos befindet. Dabei ist den Kindern ein bewussteres Verhalten im Straßenverkehr gut zu vermitteln. Vor allem, wenn die Eltern mitmachen und ein gutes Vorbild sind. "Das fängt bei der Kleidung an. An Kinderjacken finden sich immer öfter Reflektoren, das ist schon recht gut. Besser sind aber Warnwesten, dann wären die Kinder schon aus großer Entfernung zu sehen", erklärt Polizeioberrat Ernst Adam, Leiter der Direktion Verkehr.

Und tatsächlich: Warnwesten wirken. Auf der vielbefahrenen Cronenberger Straße nehmen die Autofahrer automatisch den Fuß vom Gas, wenn Kinder ins Blickfeld kommen. Dennoch winken Polizeibeamte einzelne Autos heraus. Den umsichtigen Fahrern schenken Kinder und Eltern ein Papierherz. Darauf steht: "Danke!" Es dauert nur eine halbe Stunde: "Wir haben keine Herzen mehr übrig, weil sich die meisten ans Tempolimit halten", freut sich Kita-Leiterin Sabine Engel.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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