Wuppertaler Stadtwerke Der Müll sorgt für die Kohle

Wuppertal · Energiewirtschaft ist in diesen Zeiten kein einfaches Geschäft. Die WSW haben sich dazu entschlossen, das Müllheizkraftwerk auf Korzert als Rückgrat für die Wärmeversorgung zu nutzen. Sie bedient immer mehr die Fernwärme-Netze, während die zwei Kraftwerke im Tal Auslaufmodelle sind.

 Es war einmal: Das Kohle-Kraftwerk in der Kabelstraße hat ausgedient. Die WSW suchen einen Käufer für das Areal.

Es war einmal: Das Kohle-Kraftwerk in der Kabelstraße hat ausgedient. Die WSW suchen einen Käufer für das Areal.

Foto: WSW

Während das Gaskraftwerk am Clef nur noch im Winter arbeitet, sind und bleiben in der Kabelstraße schon jetzt alle Kessel kalt. Nächste Woche Samstag wird das Steinkohlekraftwerk offiziell verabschiedet; gleichzeitig wird im Beisein von Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Fernwärmetrasse von Korzert nach Elberfeld eingeweiht.

"Wir nutzen hier Energie, die bei der Müllverbrennung ohnehin entsteht", verweist WSW-Vorstandschef Andreas Feicht auf den ökologischen Vorteil dieser Strategie, der auch finanziell Vorteile bringt. Die sind auch nötig. Zwar haben die Stadtwerke 2017 eine schwarze Null erwirtschaftet, doch nach wie vor ist das Unternehmen in rauem Fahrwasser unterwegs. So zieht man sich immer mehr aus dem überregionalen Strommarkt zurück — bei zu kleinen Margen und zu großen Risiken überlässt man das Feld lieber den großen Playern.

Bei den Gas- und Stromprivatkunden ist die WSW immer noch im Schnitt mit 75 Prozent die Nummer Eins im Tal, muss sich aber weiterhin einem aggressiven Markt stellen, der auch vor unseriösen Praktiken nicht zurückschreckt. Dennoch stieg das Ergebnis im Energiebereich um fünf Millionen Euro und konnte so im Verbund mit den AWG-Erlösen die Verluste im Verkehrsbereich auffangen.

Ein 52-Millionen-Minus mussten die WSW Mobil im vergangenen Jahr hinnehmen: Weniger Fahrgäste wegen der aufgehobenen B 7-Sperrung und mehrwöchige Bahn-Pausen sorgten für Einnahmeausfälle, während die weitere Verzögerung bei den neuen Schwebebahnwaggons im laufenden Betrieb für zusätzliche Kosten sorgt. Vorstand Ulrich Jaeger verweist in diesem Zusammenhang auf die nötige Instandhaltung eigentlich schon ausgemusterter Wagen und die immer noch nicht vollzogene Inbetriebnahme der neuen Leitwarte.

Doch auch Jaeger kann mit umweltfreundlichen Perspektiven aufwarten. Mindestens zehn Wasserstoff-angetriebene Busse und sieben E-Busse sind in der Pipeline für 2019, ein computergesteuertes Verbrauchsbeobachtungssystem soll 500.000 Liter Diesel einsparen, wobei die Fahrer mit Prämien zu spritsparender Fahrweise ermuntert werden.
Immer mehr wirkt sich auch bei den WSW die Digitalisierung aus — und das auf allen Geschäftsfeldern. Bundesweit beobachtet wird die vor kurzem eingeführte Online-Handelsplattform www.wsw-talmarkt.de. Hier können Interessenten unmittelbar grünen Strom aus der Nachbarschaft einkaufen, während lokale Stromerzeuger einen unkomplizierten Marktzugang erhalten.

Alles in allem eine zufriedenstellende Bilanz, wäre da nicht die unselige Beteiligung am Kohlekraftwerk Wilhelmshaven. "Rund sechs Millionen Euro", so schätzt Feicht, kostete die WSW 2017 dieses Engagement, mit dem ursprünglich Geld verdient werden sollte. Ein Verkauf der Anteile mache aber in der momentanen Gemengelage (noch) keinen Sinn. Dafür steigt man bei den WSW zunehmend in den Bereich der regenerativen Stromerzeugung ein. Bereits in Kürze wird der Kauf von fünf weiteren Windrädern über die Bühne gehen.

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