Interview: Utopiastadt als Forschungsarbeit "Der Mirker Bahnhof ist ein Vorzeigeprojekt"
Wuppertal · Susanne Kruber schreibt ihre Master-Thesis über Utopiastadt. Die Dortmunderin erklärte Rundschau-Redakteurin Nina Bossy, warum sie ein Wuppertaler Projekt so fasziniert.
Rundschau: Frau Kruber, Sie schreiben im Studiengang Raumplanung Ihre Master-Thesis über das Projekt Utopiastadt in Wuppertal. Wie ist der Titel Ihrer Arbeit?
Kruber: Der bisherige Titel lautet: "Raumunternehmen — Stadtlabore für Utopien? Wie neue Selbstorganisationsformen die Planung beleben." Ich stehe noch am Beginn meiner Untersuchungen. Mit Sven Macdonald von der Wuppertaler Quartiersentwicklungsgesellschaft habe ich einen ersten Interviewpartner gewinnen können und hoffe auf weitere spannende Interviewmöglichkeiten.
Rundschau: Sie studieren und leben in Dortmund. Warum haben Sie sich für ein Wuppertaler Projekt entschieden?
Kruber: Utopiastadt ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, der Mirker Bahnhof wird immer wieder als Vorzeigeprojekt benannt, wenn es um bürgerschaftliches Engagement in der Stadtentwicklung geht. Aus diesem Grund fasziniert mich Utopiastadt. Das Projekt ist schnell gewachsen, die Ehrenamtlichen haben viel bewegt. Gleichermaßen bietet der Bahnhof Mirke noch viel Potenzial zur Weiterentwicklung. Da die Sanierungsarbeiten erst dieses Jahres gestartet sind, ist er bisher auch nur in Teilen zugänglich. Das Projekt Utopiastadt ist noch lange nicht abgeschlossen, sondern wird weiter wachsen.
Rundschau: Waren Sie selbst vor Ort?
Kruber: Ja, vor anderthalb Monaten habe ich mich selbst überzeugt, wie perfekt der Standort ist. Die Nordbahntrasse bereichert den Bahnhof als Treffpunkt und die historischen Räumlichkeiten lassen sich ideal für die Bevölkerung öffnen. Übrigens werden für solche Projekte meist alte Brachflächen genutzt.
Rundschau: Bürgerliches Engagement steht oft in einem Spannungsverhältnis zur verantwortlichen Stadtverwaltung.
Kruber: Ja, das sehe ich auch so. Hier hat meine erste Recherche ergeben, dass die Zusammenarbeit in Wuppertal beispielhaft funktioniert. Oft wird Engagement und Kreativität aus der Bevölkerung im Keim erstickt. In Wuppertal lief das wohl anders. Dafür spricht auch, dass es in Wuppertal zahlreiche Initiativen gibt, die sich in die Stadtentwicklung einmischen.
Rundschau: Wie geht es nun weiter?
Kruber: Ich werde Interviews in Wuppertal führen, diese auswerten und meine Ergebnisse zu Papier bringen. Im März gebe ich die Arbeit ab.
Rundschau: Wie lautet Ihre erste These?
Kruber: Meine vorläufige These ist, dass bürgerschaftliches Engagement einen wichtigen Beitrag zu Stadt- und Quartiersentwicklungsprozessen leisten kann, wenn den Akteuren Spielräume eingeräumt und ihnen Unterstützung von Seiten der formellen Planung entgegengebracht wird.
Rundschau: Werden Sie Utopiastadt auch nach März als Gast erhalten bleiben?
Kruber: Auf jeden Fall. Auch in den nächsten Monaten möchte ich öfters vor Ort sein und dort Lesungen und Konzerte besuchen. Ich glaube, der Mirker Bahnhof hat eine ganz besondere Stimmung — die möchte ich selbst erleben.