Im Billigmodus

Betr.: Fahrradpolitik in Wuppertal

Jetzt verfällt Wuppertal in denselben Billigmodus wie Aachen und pinselt jede Menge neue „Schutzstreifen“ für Radfahrer auf Wuppertals Straßen.

Diese gaukeln Sicherheit vor, denn sie sind mit maximal 1,50 Meter Breite gerade einmal so breit wie die oberen Gerichte den Mindestabstand zwischen Rad- und ruhendem Verkehr vorschreiben. Entweder der Radfahrer klebt an einer sich öffnenden Autotür, oder spürt weiter links fahrend schon den Wind der vorbeifahrenden Autofahrer.

Man nennt diese Schutzstreifen auch „Mobbing-Streifen“, weil sie Autofahrern fälschlicherweise vorgaukeln, der Radfahrer müsse sich gefälligst rechts der gestrichelten Linie aufhalten und Autofahrer könnten dann im Millimeterabstand links daran vorbeiheizen. Testpiloten können das auf der Jesinghauser Straße im Berufsverkehr gerne ausprobieren.

Überhaupt wird die Stadt ihrem Ruf als Fahrradstadt allenfalls ironisch gerecht. Maßnahmen wie eine durchgehende Verbindung auf der Talachse lassen auf unbestimmte Zeit auf sich warten.

Übers Jahr gibt es für sämtliche Radverkehrsprojekte im Stadtgebiet 200.000 Euro – oder 57 Cent pro Einwohner. Angesichts der rund 25 Euro Investitionen in den Radverkehr pro Jahr und Einwohner in manchen niederländischen Städten wie Amsterdam oder Groningen wird das Prädikat „Fahrradstadt 2025“ für Wuppertal ein reines Lippenbekenntnis und damit Armutszeugnis bleiben.

Norbert Bernhardt

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