Wuppertaler Krisenstab Impfangebote, Bundeswehr und freiwilliges 2G
Wuppertal · Mobile Impfangebote, über die die Wuppertalerinnen und Wuppertaler regelrecht „stolpern“ sollen, und eine 2G-Regelung auf freiwilliger Basis. Mit diesen beiden Strategien will der Krisenstab den Inzidenzwert in der Stadt senken und eine vierte Welle so gut es geht abfedern.
Den bundesweiten Spitzenplatz bei den Inzidenzwerten hat die Stadt inzwischen wieder verlassen. Zwei Grundsatzentscheidungen des Krisenstabs, der am Dienstag (7. September 2021) tagte und seine Beschlüsse am Donnerstag nekanntgegeben hat, sollen die trotzdem besorgniserregenden Infektionszahlen weiter herunterdrücken: Die mobile Impf-Kampagne wird weiter massiv intensiviert. Außerdem schlägt die Verwaltung dem Rat der Stadt vor, in Wuppertal 2G (Zugang nur für Geimpfte und Genesene) als Options-Regelung für Gastronomie, Hotels und Veranstalter einzuführen. Nach Vorberatungen in den Fachausschüssen soll der Hauptausschuss hierüber in einer Sondersitzung am 22. September entscheiden.
Inzidenzwert 208 – Bundeswehr hilft erneut in Wuppertal
Mit einem erneut leicht gesunkenen Inzidenzwert von 208,45 nimmt Wuppertal immer noch einen bundesweiten Spitzenplatz ein. „Zwei Drittel der Positivbefunde entfallen auf die Altersgruppe bis 30 Jahre, über 50 Prozent der Infizierten sind unter 20 Jahre alt. 122 Schulen sind von Positivbefunden betroffen. Sieben Personen wurden in Altenheimen positiv getestet. Diese Zahl könnte auf einen nachlassenden Impfschutz der sehr früh geimpften Senioren deuten“, so die Verwaltung.
30 Soldatinnen und Soldaten unterstützen die Stadt erneut bei der Kontaktpersonenverfolgung. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig: „Diese wertvolle Unterstützung hilft uns ganz besonders in einer Situation, in der erneut die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes trotz Personalaufstockung, allergrößten Einsatzes und Sieben-Tage-Woche hinter dem Infektionsgeschehen herhinken, weil es nicht zu bewältigen ist. Wir wissen, dass dieser erneute Einsatz in Wuppertal ein ganz besonderes Entgegenkommen der Bundeswehr aufgrund der hohen Inzidenz darstellt. Unser großer Dank gilt Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher und unserem Verbindungsoffizier Peter ten-Cate, die sich beide beim Landeskommando persönlich für diesen Einsatz stark gemacht haben.“
Impfen, impfen, impfen
Die mobile Impf-Kampagne der Stadt wird noch einmal massiv intensiviert. Mit dem vom Land beschlossenen Abbau der Zentralen Impfzentren zum Ende September endet zur Monatsmitte der Betrieb am Campus Freudenberg. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind dankt daher der Bergischen Universität erneut für ihre Solidarität und Gastfreundschaft, „die uns das Impfzentrum am Campus überhaupt ermöglicht haben. Jetzt soll auch die Bergische Universität im kommenden Semester wieder – mit geimpften Studierenden – im Präsenzbetrieb die Vorlesungen starten.“
Der Krisenstab reagiert auf die Landesentscheidung mit eigenen mobilen kommunalen Angeboten mitten in den Zentren von Barmen und Elberfeld – ergänzend zu den fortlaufenden mobilen Angeboten der Impfbusse – angefangen vom roten Impfbus direkt am Hauptbahnhof oder vorm Stadion Zoo bis zum ehemaligen US-Schoolbus, der die Berufskollegs und weiterführenden Schulen anfährt. Das Ziel: Die noch nicht geimpften Bürgerinnen und Bürger sollen Impf-Angebote da bekommen, wo sie sich ohnehin aufhalten, also am Baumarkt, Jugendzentrum, Supermarkt, der Moschee, dem Club, dem Coworking-Space etc. etc.
Innenstadt-Angebote und nächtliche Einsätze
„Die Reaktionen der Impf-Willigen bei den mobilen Angeboten machen deutlich, dass viele Bürger den Weg zum Campus Freudenberg als zu aufwendig empfunden haben. Andere kommen erst spontan, wenn sie praktisch über den roten Impf-Bus stolpern“, heißt es aus dem Rathaus. Wieder andere seien erst jetzt bereit, weil ab dem 12. Oktober die Tests kostenpflichtig werden oder sie im Herbst ohne Probleme verreisen möchten.
„Es geht in dieser Phase um niedrigschwellige Angebote“, so Krisenstabsleiter Johannes Slawig. „Wir werden die Bürgerinnen und Bürger überall abholen, wo sie ohnehin sind. Wir sind außerdem intensiv mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Gesprächen zu den Booster-Impfungen in den Pflegeeinrichtungen.“
Zu den niederschwelligen Impf-Angeboten gehören mobile Stationen im Rathaus Barmen und dem Verwaltungshaus Elberfeld, erste Nacht-Angebote im Luisenviertel und intensivierte Ansprachen der weiterführenden Schulen. Hier können künftig Eltern von ab 12-jährigen, die zur Impfung in den Schulen mitkommen müssen, auf Wunsch ebenfalls geimpft werden. 14-tägig wird der rote Impf-Bus für Erst- und Zweitimpfungen nun direkt vor dem Hauptbahnhof stehen.
Geimpfte Jugendliche müssen nicht in Quarantäne
„Die neuen Quarantäneregeln des Landes für Schulen und Kitas liegen noch nicht vor. Aber eins ist klar: Voll geimpfte Schülerinnen und Schüler ab 12 Jahre sind von Quarantäne-Maßnahmen ausgenommen“, betont Schul- und Gesundheitsdezernent Stefan Kühn. „Und auch für alle anderen Bürgerinnen und Bürger gilt: „Wer Freiheiten für sich selbst und alle anderen erhalten will, soll sich impfen lassen. Auch zum Schutz derjenigen, die dies aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund ihres jungen Alters nicht können.“
2G als freiwillige Option
Der Städtetag NRW hat sich mit der Forderung nach einer landesweiten 2G-Regelung an das Land gewandt. Das Land möchte aber zunächst die 3G-Regelungen beibehalten.
Aufgrund der Inzidenz-Spitzenwerte schlägt der Krisenstab daher dem Stadtrat vor, eine 2G-Regelung auf kommunaler Ebene einzuführen. „Eine 2G-Regelung würde eine hohe Sichtbarkeit Wuppertals bei der Bekämpfung der Pandemie bedeuten“, betont Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. „Gastronomen, Hoteliers und Veranstalter könnten auf einer freiwilligen Basis ein deutliches Zeichen der Solidarität und Verbindlichkeit setzen: für mehr Impfbereitschaft und höhere Sicherheit ihrer Beschäftigten und Gäste.“
Während private Veranstalter schon heute 2G für sich autonom festlegen können, braucht die Stadt eine Allgemeinverfügung, um zum Beispiel für große eigene Veranstaltungen die 2G-Regeln anwenden zu können. Nach Vorberatungen in den Fachausschüssen soll der Hauptausschuss in einer Sondersitzung am 22. September über die Einführung entscheiden.