Förderung vom Bund Zoo wird Modellprojekt für klimaneutralen Betrieb
Wuppertal / Berlin · Mit fast 4,4 Millionen Euro fördert der Bund ein Modellprojekt, mit dem die Energieversorgung für den Grünen Zoo Wuppertal so umgestellt werden soll, dass dieser in Zukunft weitestgehend klimaneutral betrieben werden kann. Die offizielle Förderzusage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ist eingetroffen.
Bis Ende 2027 soll die Energieversorgung über die veralteten, mit Gas oder Öl betriebenen Wärmeerzeugungsanlagen in einzelnen Zoogebäuden und -anlagen Geschichte sein. Stattdessen soll ein Nahwärmenetz aufgebaut werden, das mit Hilfe von innovativen Technologien aus erneuerbaren Energiequellen gespeist wird. Damit sollen nach Projektende pro Jahr rund 1.600 Tonnen, das sind rund 70 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen werden als bisher.
„COZ(W)00“ lautet die Abkürzung für das Projekt „CO2-neutrale Energieversorgung für den Grünen Zoo Wuppertal“. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sieht Wuppertal in einer Vorreiterrolle: „Wir wollen die Strahlkraft des Grünen Zoos nutzen, um mit diesem Modellprojekt weitere, vergleichbare Energieversorgungskonzepte anzustoßen.“ Denn sowohl mit Blick auf seinen Energiebedarf als auch seine Ausdehnung entspricht das Zoo-Areal in etwa einem nicht sanierten städtischen Quartier mit 1.800 bis 2.000 Bewohnern.
Zoo-Dezernent Matthias Nocke: „Die 80-Prozent-Förderung des Bundes bei einem Fördervolumen von 5,7 Millionen Euro ist eine starke Anerkennung für ein starkes Konzept, an dem Zoomitarbeiter, WSW-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GMW länger als zwei Jahre konzentriert und erfolgreich gearbeitet haben. Die Umsetzung ist ein wirksamer Beitrag zur Energiewende und zur deutlichen CO2-Reduktion des Grünen Zoos, der deutschlandweit Maßstäbe setzen wird.“
Insgesamt sollen rund 1,2 Kilometer Leitung für das Nahwärmenetz verlegt werden. Rund 57 Prozent des Wärme- und 65 Prozent des Strombedarfs werden über ein Holzgas-Blockheizkraftwerk mit hohem Wirkungsgrad abgedeckt. Ein Batteriespeicher nimmt Überschüsse auf, um bei Bedarf den Strom wieder zur Verfügung zu stellen.
Etwa 19 Prozent der benötigten Wärme liefert eine Wärmepumpe, die Brunnenwasser aus Wupperfiltrat als Wärmequelle nutzt. Eine weitere Wärmepumpe greift auf die Abwärme zurück, die in den Anlagen zur Kühlung von Futtermitteln entsteht. Zur Abdeckung der Mittel- und Spitzenlast kann ein Biomassekessel zugeschaltet werden, der Holzhackschnitzel oder -pellets verfeuert.
Darüber hinaus werden alle Übergabestationen in den Gehegen mit Wärmemengenzählern ausgestattet. Die automatisch viertelstündlich erhobenen Daten werden von einer Software weiterverarbeitet. „So können Verbrauchsabweichungen, unverhältnismäßig hohe oder zu unnötigen Zeiten auftretende Verbräuche erkannt werden. Zudem wird in allen Gebäuden Messtechnik (zum Beispiel Raumtemperaturfühler) installiert und auf eine zentrale Gebäudeleittechnik aufgeschaltet. Auf diese Weise können Störungen schnell bemerkt und die Vorlauftemperaturen für einen behaglichen Betrieb geregelt werden“, so die Verwaltung.
Zusätzlich werden die Anlagen prognosebasiert gesteuert: So wird etwa anhand des für die nächsten Stunden vorhergesagten Wetters und der für diese Zeit erwarteten Verbräuche automatisch der optimale Betrieb ermittelt.
Mirja Montag, Betriebsleiterin des Gebäudemanagements der Stadt Wuppertal (GMW), erläutert: „Mit dem Projekt wird es möglich, bereits jetzt, im alten Gebäudebestand, einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ohne dass dadurch eine künftige Sanierung erschwert wird.“ Sie bedankt sich bei den Wuppertaler Stadtwerken, dem Wupperverband, dem Wuppertal Institut und dem An-Institut „Neue Effizienz“ der Bergischen Universität, die bei der Konzeption des Projekts inhaltliche Unterstützung geleistet haben.
Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz weist auf den hohen Energieeinsatz hin, der nötig ist, um die natürlichen Lebensräume der Tiere nachbilden zu können – von arktischer Kälte bis zu tropischer Wärme: „Mit dem Projekt „COZ(W)OO“ kann die Wärmelieferung variabel an die komplexen, sehr unterschiedlichen und sich ständig weiter entwickelnden Anforderungen an die artgerechte Tierhaltung angepasst werden.“
Zwei Hürden muss das Projekt, für das aktuell knapp 5,7 Millionen Euro Gesamtkosten veranschlagt werden, noch nehmen. Zum einen muss der Rat noch die Durchführung beschließen. Dafür muss die Kostenberechnung, die auf der noch zu erstellenden Entwurfsplanung beruht, im Rahmen bleiben. Und zum anderen braucht es natürlich die Baugenehmigung und die denkmalrechtliche Erlaubnis.